Elvis lebt! Und Hitler war eine Frau. Im Internet ist die Hemmschwelle geringer, Absurdes zu verbreiten. Manche Seiten entlarven die Gerüchte-Streuer.
Wenn Sie regelmäßig Zeitung lesen, haben Sie folgende Meldungen in den vergangenen Wochen vermutlich nicht entdeckt: „Erste deutsche Hundeschlachterei eröffnet“, „Echte Meerjungfrau nach Hurrikan 2015 gefunden“, „Mann kann Hühnerei befruchten“. Und als kritische Zeitungsleser hätten Sie vermutlich auch erstmal gestutzt und angezweifelt, ob das stimmt.
Aufmerksamkeit erheischen
Nun, im Internet ist die Hemmschwelle, Absurdes und Unglaubliches zumindest in den Bereich des Möglichen zu rücken, ein bisschen geringer. Jedenfalls kommen die drei Meldungs-Beispiele aus dem Netz, die in den vergangenen zwei Wochen rasende Verbreitung gefunden haben und von der österreichischen Seite mimikama.at als schlicht falsch entlarvt wurden. Diese Art Meldung nennt sich „Hoax“, was man als „Jux“ oder „Schabernack“ übersetzen könnte, und fast so alt ist wie das World Wide Web. Die Motivationen, solche Falschmeldungen zu verbreiten, können äußerst unterschiedlich sein. Meist geht es schlicht darum, Aufmerksamkeit zu erheischen.
Das kann auch harmlos sein und hatte seine Vorläufer schon vor dem Internet: In den „World Weekly News“ erschienen von 1979 bis 2007 wöchentlich die lustigsten Falschmeldungen, etwa über den Mann, der seiner Frau alle Haare vom Kopf genießt hatte, über Hitlers geheimes Leben als Frau – und über den Tod von Elvis. . . Moment mal, Elvis starb ja tatsächlich 1977. Aber die Zeitung verkündete die Nachricht 1993 – mit exklusiven Infos über die 16 Jahre nach dem offiziellen Ableben des Kings.
Falschmeldungen über Flüchtlinge
Leider sind die Falschmeldungen aus dem Netz nicht immer so harmlos. Üble Nachrede, Verleumdung, haltlose Beleidigung findet man zuhauf. Und in letzter Zeit vermehrten sich politisch gelenkte, oft geschmacklose Falschmeldungen über Flüchtlinge und Asylsuchende derart, dass die Seite hoaxmap.org sich genötigt sah, sie einmal für Deutschland, Österreich und die Schweiz zu sammeln. 419 solcher Falschmeldungen fanden sich dort beim letzten Nachchecken.
Auch Prominente haben oft mit Fehlmeldungen zu tun. Wussten Sie etwa, dass Stefan Raab tot ist? Nein? Er selbst auch nicht. Dennoch fanden sich Anfang des Jahres Meldungen über das frühzeitige Ableben des moderierenden Entertainers im Netz. Ebenfalls nicht gestorben waren Ricky Martin und Bon Jovi. Auch über Bud Spencer kursierten diese Gerüchte, bevor er im Juni tatsächlich das Zeitliche segnete.
Das Gerücht hat einen wahren Kern
Was ist der Grund für die rasante Verbreitung von Gerüchten im Netz? Zunächst enthalten gut gemachte Gerüchte einen wahren Kern. So war die Meldung über die „Hundeschlachterei“ im real existierenden Ort Elend im Harz verortet und versehen mit dem Foto eines tatsächlichen Schlachthofs. Der allerdings lag in Zürich, wie die Macher der Seite mimikama feststellten. Die Geschichte war von einer Satireseite in die Welt gesetzt worden.
Oft ist es auch die Leichtgläubigkeit und der unkritische Umgang mit vermeintlich vertrauenswerten Quellen, der zur Verbreitung führt. Denn das Netz besitzt, anders als journalistische Medien, keinen „Gatekeeper“, also niemanden, der kritisch hinterfragt, Dinge als richtig oder falsch einordnet – und so den schlimmsten Unsinn oder die gröbsten Fehlinformationen herausfischt.
Vielleicht sollte man im Umgang mit Meldungen im Netz einen Ratschlag befolgen, der im Netz ebenso ironisch wie fälschlich Albert Einstein zugeschrieben wird, der ja nun wirklich ein paar Jährchen vor Erfindung des World Wide Web starb. Er lautet: „Glaub nicht alles im Internet, nur, weil da ein Bild mit einem Zitat daneben steht!“