Bottrop. . Die Stuntmen im Movie Park Germany in Bottrop springen und rasen auch in Hollywood. Nervenkitzel pur, doch die Sicherheit steht an erster Stelle.

Zweimal am Tag steht Manuel Bizzarro in Flammen: Eine vier, fünf Meter hohe Feuersbrunst zieht er hinter seinem schwarzen BMW her, so heiß, dass die Luft vor Hitze flirrt. Der Wagen schleudert und schlingert, so dass man denkt, der Brand müsste schon allein vom Luftzug ausgepustet werden. Ach, wäre doch jetzt das Drehteam von „Alarm für Cobra 11“ hier, die Jungs und Mädels könnten ein paar tolle Spezialeffekte abgreifen. Sind sie aber nicht. Denn Manuel ist einer der Stuntmänner aus der „Crazy Cops New York“-Show im Movie Park Germany in Bottrop-Kirchhellen, zu dem in diesen Sommerferientagen wieder zu Tausenden die Vergnügungsfreudigen strömen.

Stuntman: Beruf mit Adrenalinkick

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    Stuntman ist ein Knochenjob, nicht nur für die Menschen. Am meisten, wenn man das so sagen darf, leiden die Autos. Denn bevor Bizzarro in den Boliden gestiegen und das automobile Hinterteil entzündet worden ist, hat er uns schon gezeigt, was es mit dem Spruch „Gib Gummi!“ wirklich auf sich hat. Mit einem orangefarbenen BMW driftet er wie in einer Verfolgungsjagd, reißt dann das Steuer herum und rastet es ein, so dass die Reifen qualmen und der Wagen im Kreis schleudert – und als wäre das noch nicht genug, steigt er durch das Autofenster aus, stellt sich in den Rahmen und reckt triumphierend die Faust. Dann verschwindet er fast im stinkenden Qualm des Reifenabriebs, der den Asphalt schwarz färbt. Manuel ist ein böser Bube in der Show. Aber die muss es ja auch geben. Und sie müssen öfter mal die Reifen wechseln. „Alle zwei, drei Shows müssen wir neue aufziehen.“ Sicherheit hat Vorrang, sogar für die Bösen.

    Die Reifen qualmen, der Wagen schlingert und dann steigt der Actionheld auch noch aus dem Fenster des Autos ...
    Die Reifen qualmen, der Wagen schlingert und dann steigt der Actionheld auch noch aus dem Fenster des Autos ... © Lars Heidrich

    Fragen wir aber mal einen von den Guten, was denn hier so das Gefährlichste ist. „Alles“, sagt Darix Folco, ohne auch nur einen Wimpernschlag lang zu zögern. „Es sind zwölf Leute, die hier koordiniert werden müssen mit Spezialeffekten. Da muss alles bis auf den Bruchteil einer Sekunde sitzen.“ Er weiß es genau, denn er ist nicht nur der Chef des italienischen Folco Teams, er kann auch auf einiges an Erfahrung zurückgreifen. „Mein Vater war schon Stuntman, mein Großvater auch. Ich hätte mir nie vorstellen können, etwas anderes zu tun.“ Zu Hause, vor den Toren von Rom, betreiben sie eine Stuntschule. In ihrem Team haben sie 40 Leute, zwölf davon in Bottrop. Und der Rest? „Arbeitet in einem Freizeitpark in Schweden – und beim Filmdreh.“

    Filme wie „007 – Ein Quantum Trost“

    An dieser Stelle merkt man, dass Stuntleute gewohnt sind, bescheiden im Hintergrund zu arbeiten. Denn im ersten Moment will Folco nicht so richtig raus damit, für welche großen Filme sie schon gesprungen, gefallen und gecrasht sind. Dann kommt diese Liste: „007 – Ein Quantum Trost“, „John Wick“, „Inferno“, „Ben Hur“. „In ,Ben Hur’ haben wir Kampfszenen gemacht und sind von einem Schiff aus ins Meer gesprungen. In ,Inferno’ fahren wir Autos bei einer Verfolgungsjagd im Zentrum von Florenz.“

    Die Polizei lässt sich nicht abhängen: Stuntmen balancieren  Fahrzeuge auf zwei Rädern.
    Die Polizei lässt sich nicht abhängen: Stuntmen balancieren Fahrzeuge auf zwei Rädern. © Lars Heidrich

    Verfolgungen sind ohnehin so eine Stuntmen-Spezialität, auch zu Fuß. Denn zwischendurch muss Alessandro Romeo, der ebenfalls einen der Gangster in der Show spielt, mal eben von einem gut zehn Meter hohen Bankgebäude in die Tiefe springen. Das sieht spektakulär aus, doch für ihn ist das – beinahe – Routine. „Ich bin schon von wesentlich höheren Gebäuden gesprungen. Insofern habe ich nicht unbedingt Angst“, sagt er. Dennoch ist genau dieses Gefühl oft ein notwendiger Helfer. „Die Angst ist eine Konstante bei der Arbeit. Man muss sich ganz genau darauf konzentrieren, was man gerade in dieser Sekunde tut. Und wenn man das tut, dann befürchtet man natürlich, dass etwas schiefgehen könnte. Aber es ist genau diese Angst, die dazu führt, dass man sich noch stärker konzentriert.“

    Er selbst springt auch schon einmal aus 15 Metern Höhe ins Luftkissen – was dann selbst für den Profi eine Überwindung ist. „Das Schlimmste beim Springen-Lernen ist immer der Anfang. Dann steigert man die Höhe.“

    Im Movie Park Germany fahren die Polizeiautos nun auf zwei Rädern, die Motorräder oft nur auf dem Vorder- oder Hinterrad. Aber jeder, der das tut, wird vorher geprüft. „Wir schauen genau hin, ob derjenige genügend Körperkontrolle besitzt, ob seine Konzentrationsfähigkeit ausreichend ist“, sagt Darix Folco, der auf der Stuntschule ausbildet. Wie lange muss man da lernen? „Jeder Mensch ist anders. Manche sind nach einem Jahr so weit.“

    Ein großer Sprung für die Zuschauer, ein kleiner für Alessandro Romeo: Der Profi ist Höheres gewohnt.
    Ein großer Sprung für die Zuschauer, ein kleiner für Alessandro Romeo: Der Profi ist Höheres gewohnt. © Lars Heidrich

    Gut vier Stunden Vorbereitung stecken in so einer Show, die dann zweimal täglich 25 Minuten Action mit extrem hoher Drehzahl bringt. Und für alle, die sich für den Job des Stuntman erwärmen können, hat Darix Folco einen guten Rat: „Don’t try this at home – bitte nicht zu Hause nachmachen.“