Essen. . Als Mario Götze mit seinem Tor zum 1:0 im Finale gegen Argentinien eine Nation ins Glück schießt. Und weitere Höhepunkte – und Niederlagen – im Sport.
Im Deutschen Fußball-Museum, das gerade in Dortmund gebaut wird, hämmern, bohren und sägen noch jede Menge Handwerker. Die Eröffnung ist für den Sommer 2015 geplant, doch im Obergeschoss gibt es zwischen Kabelgewirr und Werkzeug ein Kreuz aus Kreide auf dem nackten Beton des Fußbodens: Genau an dieser Stelle wird der Schuh ausgestellt, der die Fußball-Nation Deutschland im vergangenen Sommer ins Glück beförderte.
Es ist der Fußball-Schuh, den Mario Götze am 13. Juli 2014 im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro trug.
Als der italienische Schiedsrichter Nicola Rizzoli das WM-Finale zwischen Deutschland und Argentinien um 16 Uhr Ortszeit anpfiff, saß Götze noch auf der Auswechselbank. Der Dortmunder Junge, der die Borussia verlassen und ausgerechnet beim Rivalen FC Bayern München unterschrieben hatte, konnte beim Turnier in Brasilien nicht so überzeugen, dass er einen Stammplatz sicher hatte.
Wie Dortmund vom Titel profitiert
Bundestrainer Joachim Löw setzte im Angriff auf Mittelstürmer Miroslav Klose. Und selbst als Löw den defensiven Mittelfeldmann Christoph Kramer nach einer halben Stunde wegen einer Gehirnerschütterung vom Platz nehmen musste, blieb Götze draußen. Löw entschied sich für André Schürrle als weiteren Angreifer.
Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar: Das Endspiel würde ein enges Spiel. Nichts von der Leichtigkeit, mit der die Deutschen im Halbfinale den Gastgeber Brasilien mit 7:1 demontiert hatten. Eine Sternstunde des Fußballs, für die es bis heute keine schlüssige Erklärung gibt. Es wird auch nie eine geben, es war einfach einer jener magischen Momente, die es alle paar Jahrzehnte einmal im Fußball gibt.
Natürlich hatten die Argentinier, die ihr Halbfinale gegen die Niederlande erst im Elfmeterschießen mit 4:2 gewonnen hatten, die deutsche Gala gesehen. Sie hatten daraus ihre Schlüsse gezogen und wussten, dass sie eisenhart dagegen halten mussten.
Es ging hin und her, doch es kam, wie es in großen Endspielen mit Teams auf hohem Niveau so oft kommt: Die Partie lebte von der Spannung. Wer den ersten Fehler macht, der hat schon fast verloren.
Kurz vor dem Schlusspfiff steht es noch immer 0:0. Löw springt auf, und gibt Götze ein Zeichen. Der offensive Mittelfeld-Zauberer zieht die Trainingsjacke aus. Es ist die 88. Spielminute, als er für Klose eingewechselt wird.
Der Schlusspfiff, 0:0, Verlängerung.
Vor knapp 75 000 Zuschauern im natürlich ausverkauften Stadion spielt Toni Kroos den Ball in der 113. Minute auf den linken Flügel zu Schürrle. Der Stürmer, der in England beim FC Chelsea sein Geld verdient, macht sich auf den Weg Richtung Tor der Argentinier. In Strafraumhöhe sieht er Götze, der in der Mitte mitgelaufen ist. Schürrle flankt, halbhoch, eigentlich nicht zu erwischen, aber Götze ist eben ein Zauberer. Er nimmt den Ball mit der Brust an, lässt ihn auf den linken Fuß tropfen, Schuss aus der Drehung, drin. 1:0, Deutschland ist Weltmeister und ertrinkt fast im Jubel.
Und das Museum in Dortmund hat ein tolles Ausstellungsstück gewonnen.
Der BVB auf Augenhöhe – Beim DFB-Pokalfinale
Muss man zur Bundesliga im Jahr 2014 noch viel sagen? Die Dominanz von Bayern München ist erdrückend, natürlich gewann das Team auch 2013/14 die Meisterschaft, und am Ende des Jahres hält Bayern unbeirrt Kurs auf den nächsten Titel.
Aber 2014 wollte Bayern mehr: das Double aus Meisterschaft und DFB-Pokalsieg. Im Finale ging’s gegen Borussia Dortmund, und der BVB war im Sommer 2014 ein anderes Team als im Winter 2014 und lieferte den Bayern ein Spiel auf Augenhöhe. Am Ende musste man sich 0:2 nach Verlängerung geschlagen geben, aber es war eine Partie mit hohem Diskussionsbedarf. Nach 65 Minuten irrte Nationalkeeper Manuel Neuer durch seinen Strafraum, Mats Hummels köpfte den Ball ins leere Tor, Bayerns Dante schlug ihn heraus – hinter der Line. Schiedsrichter Florian Meyer erkannte das Tor zu Unrecht nicht an, Arjen Robben und Thomas Müller schossen die Bayern später zum Sieg.
Vielleicht gibt’s mal eine Neuauflage des Duells. Dann mit Torlinientechnik. Sie kommt – auch das eine Nachricht des Fußball-Jahres 2014.
Abschied mit Gold – Olympische Spiele in Sotschi
Bei den ersten Olympischen Winterspielen in einer subtropischen Region blieb das deutsche Team hinter den Erwartungen zurück. Zunächst sah es im russischen Sotschi noch so aus, als ob die deutschen Wintersportler an ihr selbst gestecktes Ziel von 30 Medaillen locker herankommen würden, doch in der zweiten Woche gab es einige Enttäuschungen wie beim Eisschnelllaufen oder in den Bob-Wettbewerben.
„Ich komme mir vor wie nach einem Fußballspiel, wo man zur Pause 4:0 führt, und am Ende steht es 4:4“, sagte der deutsche Teamchef Michael Vesper.
Makellos war die Bilanz der deutschen Rodler, die alle Goldmedaillen gewannen. Der nordische Kombinierer Eric Frenzel, die Skirennläuferin Maria Höfl-Riesch, die zum Karriere-Ende noch einmal Olympiasiegerin wurde, und Carina Vogt sorgten für die deutschen Höhepunkte. Vogt sicherte sich bei der olympischen Premiere des Frauen-Skispringens Gold. Negativ-Schlagzeilen machte die Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle, die nach einem positiven Doping-Test suspendiert wurde.