Bochum. Vonovia-Chef Rolf Buch fordert eine politische Debatte, ob 19 Grad in deutschen Wohnungen ausreichen. So könnten Mieter Heizkosten sparen.
Als Reaktion auf die galoppierenden Energiekosten fordert der Chef des größten deutschen Immobilienkonzerns Vonovia, Rolf Buch, auch eine Debatte über die Tagestemperatur in den Wohnungen und verweist auf Spanien. In dem EU-Land können Vermieter die Wohnungstemperatur im Winter auf 19 Grad senken.
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Nach der deutschen Gesetzgebung müssen Vermieter eine Temperatur zwischen 20 und 22 Grad gewährleisten. An dieser Stelle will Buch ansetzen, um Gas zu sparen und Mieterinnen und Mieter bei den in den immer weiter steigenden Nebenkosten zu entlasten. „Hierzu brauchen wir einen gemeinsamen politischen Willen“, sagte er am Mittwoch vor Journalisten.
Hohe Nachzahlungen erwartet
Die Immobilienbranche rechnet damit, dass auf Mieterinnen und Mieter für das laufende Jahr Nachzahlungen in Höhe von zwei Monatsmieten zukommen. In diese Prognosen ist allerdings noch nicht die geplante Gasumlage eingerechnet, die der Bund im Zusammenhang mit der Rettung des Düsseldorfer Gashändlers Uniper erheben will. Für einen vierköpfigen Haushalt könnte die Umlage noch einmal bis zu 1000 Euro Mehrbelastung pro Jahr bedeuten. Vonovia erklärte am Mittwoch, dass man dabei sei, die Nebenkosten-Abschläge zu erhöhen, um Nachzahlungen in Grenzen zu halten.
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Vonovia-Chef Buch hatte viel Kritik einstecken müssen, als er früh auf die übliche nächtliche Absenkung der Raumtemperatur hingewiesen hatte. Zwischen 23 und 6 Uhr werden die Heizungen nun auf 17 Grad heruntergefahren. Inzwischen hat der Bochumer Konzern klargestellt, dass er auch weiterhin rund um die Uhr Warmwasser zur Verfügung stellen werde. „Unsere Mieter können so lange duschen wie sie wollen“, sagte Buch mit einem Augenzwinkern. „Wir tun das, was wir legal machen können“, betonte der Manager. Inzwischen sei es auch Mieterwunsch, die Temperaturen abzusenken.
Nebenkosten: Keine Kündigung bei Zahlungsproblemen
Buch kündigte an, dass sich Vonovia an dem von der Bundesregierung geplanten Kündigungsmoratorium beteiligen werde. „Wir haben de facto schon ein Moratorium für unsere Mieter“, sagte Chef des Bochumer Dax-Konzerns. „Wer seine Nebenkosten nicht zahlen kann, muss nicht mit einer Kündigung rechnen.“ Das reiche aber nicht aus, weil Vermieter ihren Kunden quasi nur einen Kredit einräumen, um die Heizungsrechnung zu bezahlen. „Irgendwann müssen die Mieter die gestundeten Beträge zurückzahlen. Auch darüber müssen wir reden.“ Davon betroffen seien etwa auch viele Rentnerinnen und Rentner, die in ihren Eigentumswohnungen leben.
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55 Prozent der 490.000 Vonovia-Wohnungen in Deutschland werden nach Unternehmensangaben immer noch mit Gas beheizt. Das Unternehmen will sukzessive auf Photovoltaik, Wärmepumpen und andere alternative Energieformen umstellen. Buch kritisiert aber lange bürokratische Verfahren. „Die Photovoltaikanlagen sind seit Monaten fest eingebaut. Sie dürfen aber keinen Strom erzeugen, weil die Energieversorger die Genehmigung nicht erteilen. Das ist nicht weiter akzeptierbar.“
Im ersten Halbjahr 2022 legte Vonovia beim operativen Gewinn (FFO) vor allem dank der Übernahme der Deutsche Wohnen im Jahresvergleich um 36 Prozent auf 1,06 Milliarden Euro zu. Die Miete stieg per Ende Juni im Schnitt auf 7,44 Euro pro Quadratmeter – das waren zwei Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Zum Zuwachs trugen vor allem modernisierte Wohnungen bei. Kosten für energetische Sanierungen wie etwa Wärmedämmung sowie den Austausch alter Heizungsanlagen und Fenster können die Konzerne teilweise auf die Miete umlegen. Der Umsatz kletterte in den ersten sechs Monaten um knapp 35 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro.
„Wenn Konzern-Chef Buch seine Sorge um die Mieter ernst nimmt, dann muss er seine Preistreiberei jetzt sofort einstellen. Es darf vorläufig keine Mieterhöhungen geben“, reagiert der Wittener Mieterschützer Knut Unger auf die guten Halbjahreszahlen von Vonovia.
>>> Verkauf von Immobilien im Wert von 13 Milliarden Euro geplant
Angesichts steigender Zinsen und Kapitalkosten will Vonovia über einen „längeren Zeitraum“ hinweg, Wohnungen und Mehrfamilienhäuser im Wert von 13 Milliarden Euro verkaufen. Konzernchef Rolf Buch kündigte zudem an, Möglichkeiten für den Einstieg langfristig orientierter Anleger in Vonovia-Immobilien auszuloten. „In Zeiten höherer Zinsen ist es sinnvoll, Schulden zu reduzieren“, sagte Buch.