Essen. Der Handel wartet noch immer auf klare Anweisungen der Politik. Warum Ikea, Holister und P&C freiwillig vorpreschen und wegen Corona schließen.

Auch am Tag nach der Ankündigung der Bundeskanzlerin, dass weite Teile des Einzelhandels wegen der Corona-Pandemie geschlossen bleiben sollen, hängt die Branche am Dienstag zunächst immer noch in der Luft. Erst um 17 Uhr herrscht Klarheit.

Während Center-Betreiber und Händler noch auf einen Erlass der Landesregierung warten, prescht Ikea vor: Die größte Möbelkette in Deutschland schließt alle 53 Filialen. „Um die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus so gering wie möglich zu halten, haben wir alle Ikea Einrichtungshäuser in Deutschland bis auf Weiteres geschlossen“, erklärt ein Sprecher. Ikea werde „zu gegebener Zeit informieren, ab wann die Einrichtungshäuser wieder öffnen“, so der schwedische Riese. Die gute Nachricht: Der Online-Shop bleibe geöffnet. Kunden können sich das Billy-Regal also weiterhin nach Hause schicken lassen.

Bücher werden portofrei geliefert

Obwohl viele Menschen jetzt Zeit zum Lesen haben, schließen auch die Buchläden. Auf Lesestoff müssen sie deshalb aber nicht verzichten. „Alle Bücher werden portofrei und prompt nach Hause geliefert“, sagt Birgitta Lange, Mitinhaberin der Mülheimer Buchhandlung Hilberath & Lange.

Die Einkaufszentren im Ruhrgebiet haben am Dienstag weiter normal geöffnet. Noch. Denn die Betreiber erwarten stündlich, dass die von der Bundes- und der Landesregierung angekündigten drastischen Einschränkungen auch sie treffen werden. Um die weitere Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, sollen nur noch Anbieter von Lebens- und Futtermitteln, Drogeriemärkte, Apotheken, Sanitätshäuser, aber auch Baumärkte und Zeitschriftenläden öffnen können.

Kritik an unklaren Ansagen

Daran gibt es aber Kritik: „Die Bezeichnung ,Produkte des täglichen Bedarfs’ ist nicht klar definiert. Erlasse und Verfügungen sollten klar und eindeutig benennen, was öffnen darf, was dicht machen muss“, sagt Marcus Remark, Geschäftsführer des Oberhausener Centro.

Der Erlass, der um 17 verschickt wird, erleichtert den Centern kaum das Geschäft. Center müssen den "Zugang beschränken" und dafür sorgen, dass sich die Menschen darin allzu lange aufhalten. Gestattet ist nur die "Deckung des täglichen Bedarfs". Neu ist dagegen, dass Supermärkte, Wochenmärkte und Drogerieketten nun auch sonntags von 13 bis 18 Uhr öffnen dürfen. Ausnahmen: Karfreitag und Ostern.

Der Jugendmode-Anbieter Hollister ergreift derweil selbst die Initiative und schließt freiwillig seine Filiale im Essener Center Limbecker Platz. Auch Peek & Cloppenburg im Centro ist dicht. Weil es immer noch keinen Erlass des Landes gibt, versucht die Stadt Essen erst einmal, nur 700 Besucher auf einmal in den Limbecker Platz zu lassen.

Auch Banken schließen Filialen

Obwohl die Geldinstitute ausdrücklich von der Corona-Reglementierung ausgenommen sind, ziehen viele von ihnen selbst die Notbremse. Die Sparkasse Oberhausen etwa kündigt an, ab Mittwoch fünf Filialen bis auf Weiteres zu schließen. Drastischer geht Deutschlands zweitgrößte Privatbank vor: Die Commerzbank öffnet in den großen Ruhrgebietsstädten nur noch die Geschäftsstellen in den City-Lagen. Mülheim ist einer im Internet veröffentlichten Liste zufolge ganz dicht.

Commerzbank und Hypovereinsbank betonen, dass trotz der Schließungen die jeweiligen Bankberater telefonisch oder per E-Mail erreichbar seien. Sie arbeiten derzeit im Homeoffice. Beobachtungen, dass Kunden verbreitet größere Mengen Bargeld abheben, weisen Sprecher mehrerer Banken entschieden zurück.