Hagen. Die Beschäftigten der Brauereien Veltins und Krombacher erhalten ab sofort mehr Geld. Warum die Mitarbeiter von Warsteiner in die Röhre gucken.
Die beiden großen Brauereien Veltins und Krombacher haben sich mit der Gewerkschaft Nahrung- Genuss- Gaststätten (NGG) auf einen Tarifabschluss mit einer Laufzeit vom 1. Januar 2023 bis 31. März 2025 geeinigt.
Das teilte auf Anfrage der Westfalenpost die NGG-Verhandlungsführerin Isabell Mura am Montag mit. Veltins und Krombacher bestätigten den Abschluss.
Weitere Streiks vermieden
Auf Wunsch der Brauereien seien die Verhandlungen, die eigentlich erst in dieser Woche stattfinden sollten, laut NGG vorgezogen worden. Die beiden südwestfälischen Arbeitgeber hatten demnach signalisiert, auf Basis des Abschlusses für mehr als ein Dutzend NRW-Brauereien von Mitte März verhandeln zu wollen. „Es ist für beide Seiten ein ordentlicher Abschluss“, erklärte Veltinssprecher Ulrich Biene. Auch Krombacher-Sprecher Peter Lemm sieht dies so.
Im Wesentlichen erhalten die insgesamt rund 1600 Beschäftigten der Krombacher und bei Veltins 430 Euro mehr Lohn und Gehalt sowie die volle Inflationsausgleichprämie in Höhe von 3000 Euro, allerdings verteilt über einige Monate.
Anfang März, also vor dem Abschluss in Rest-NRW, hatte es bei Veltins in Meschede-Grevenstein und Krombacher in Kreuztal-Krombach nochWarnstreiksgegeben, weil aus Sicht der Gewerkschaft und der Mehrheit der Beschäftigten die Angebote der beiden großen und wirtschaftlich gesunden Brauereien angesichts der hohen Inflationsraten nur ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen wären. „Aus unserer Sicht völlig überflüssig“, äußert sich Biene noch leicht angesäuert.
Das Einlenken der beiden Brauereien könnte damit zu tun haben, dass sie weitere Warnstreiks vermeiden wollten, mutmaßt die Gewerkschaft. Zudem habe es in der Veltins- und Krombacher-Belegschaft auch eine hohe Akzeptanz für den NRW-Abschluss gegeben.
Das jetzt in Sauer- und Siegerland verabredete tabellenwirksame Entgeltplus von 430 Euro und die 3000 Euro Inflationsausgleichsprämie entsprechen in Summe dem Abschluss für die meisten anderen Brauereien in NRW, werden aber anders gestaffelt. Die Erhöhung um 430 Euro erfolgt in drei Schritten. Rückwirkend zum 1. April dieses Jahres, am 1. Januar 2024 sowie zum November 2024 und damit einen Monat eher als in anderen Brauereien. Die Auszubildenden erhalten in drei Schritten jeweils 50 Euro mehr Lohn und Gehalt.
Die Auszahlung der Inflationsausgleichprämie begann bereits im April 2023 in Höhe von 1000 Euro. Im Juni 2024 sollen noch einmal 590 Euro folgen. Teil der Regelung sind zudem ab April dieses Jahres 90 Euro netto mehr pro Monat als Prämie, dann ab Januar 60 Euro bis einschließlich Oktober 2024, um auf die vollen 3000 Euro zu kommen. „Mehr war leider nicht mehr zu machen“, sagt Isabell Mura von der NGG.
In der Vergangenheit saß auch die dritte große Brauerei, die Warsteiner Gruppe, stets mit am Verhandlungstisch. In Pandemiezeiten hatte sich Warsteiner mit der Begründung aus dem Flächentarif verabschiedet, dass Tariferhöhungen in Krisenzeiten für Warsteiner nicht leistbar seien. Im Sommer 2021 vereinbarte die Brauerei mit der NGG einen Zukunftssicherungsvertrag, der bis Ende 2028 läuft.
Erst 2024 mehr Geld bei Warsteiner
Darin enthalten ist die Klausel, dass Warsteiner spätestens nach Ablauf dieses Haustarifs wieder zurück in den Flächentarif mit Veltins und Krombacher zurückkehrt. Außerdem, dass Flächentarifvereinbarungen ab 2024 auch den rund 850 Beschäftigten bei Warsteiner zugute kommen. Bedeutet: Auch die Mitarbeiter in Warstein, Paderborn und Herford erhalten den ab Januar fälligen Teil der Inflationsausgleichprämie und mindestens 250 Euro mehr. „Theoretisch hat Warsteiner Zeit bis Ende 2028, um wieder in den Tarif zurückzukehren. Wenn ich Arbeitgeber wäre, würde ich aber früher wieder mit am Verhandlungstisch sitzen wollen. Stand jetzt diktieren sonst Veltins und Krombacher die Tariferhöhungen für Warsteiner mit“, erklärt die Gewerkschafterin Mura. Aus ihrer Sicht wäre die Rückkehr auch ein positives Signal an die Belegschaft, die nun einige Jahre deutlich weniger Lohn und Gehalt erhält als die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Veltins und Krombacher. Warsteiner hat sich verpflichtet, ab 2026 die durch den Tarifausstieg 2021 gerissene Lücke wieder zu schließen.