Essen. Stahl-Arbeitgeber weisen die Forderung der IG Metall nach einer Vier-Tage-Woche zurück. „Das gefährdet Arbeitsplätze“, warnt HKM-Manager Erdmann.

Die Forderung der IG Metall nach einer Vier-Tage-Woche mit vollem Lohnausgleich in der Stahlindustrie ist bei den Arbeitgebern nicht gut angekommen. „Das gefährdet unsere Wettbewerbsfähigkeit und damit auch Arbeitsplätze“, sagte Gerhard Erdmann unserer Zeitung, Vorstand des Arbeitgeberverbands Stahl und Geschäftsführer der Duisburger Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM).

Erdmann ist zugleich einer der Verhandlungsführer auf der Arbeitgeberseite bei den im November beginnenden Tarifverhandlungen für die nordwestdeutsche Stahlindustrie, die in der Regel den Pilotabschluss für die gesamte Branche aushandelt. Dort trifft er dann auf Knut Giesler, den NRW-Chef der IG Metall, der in unserer Zeitung angekündigt hatte, eine Vier-Tage-Woche mit 32 Stunden durchsetzen zu wollen. Um die Beschäftigten zu entlasten, drohende Arbeitsplatzverluste aufzufangen und um die Branche attraktiver für qualifizierten Nachwuchs zu machen, der beim Umbau hin zu einer grünen Stahlindustrie dringend gebraucht werde.

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„Wir brauchen eher mehr als weniger Arbeit“, entgegnete Erdmann. Die Forderung komme „völlig zur Unzeit“, weil die Transformation der Stahlindustrie im Zusammenspiel mit den stark gestiegenen Energiekosten und den Folgen des Ukraine-Krieges „eine existenzielle Herausforderung“ für die Unternehmen darstelle. „Damit haben die Unternehmen alle Hände voll zu tun. Zusatzkosten gefährden den Erfolg dieser Transformation“, warnt Erdmann.

Stahl-Arbeitgeber: Die Zusatzkosten wären viel zu hoch

Deshalb lässt er auch das Gewerkschaftsargument nicht gelten, die Vier-Tage-Woche mache die Stahl-Arbeitsplätze attraktiver. „Attraktiv ist vor allem ein im harten internationalen Wettbewerb sicherer Arbeitsplatz“, meint der Verhandlungsführer. Die Forderung der IG Metall erreiche das Gegenteil. Im vergangenen Jahr hatte die IG Metall im Stahl mit 6,5 Prozent, verteilt auf 18 Monate, die nach eigenen Angaben „höchste Steigerung seit 30 Jahren“ erreicht.

Der Stahl-Verband stellt die Umsetzbarkeit der geforderten Arbeitszeitreduzierung von 35 auf 32 Stunden nicht grundsätzlich infrage, er stört sich vor allem an den Kosten. Drei Stunden oder 8,5 Prozent weniger Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich würden die Stundenlöhne entsprechend deutlich steigen lassen. IG-Metall-Bezirksleiter Giesler hatte allerdings erkennen lassen, diese Umstellung schrittweise über einen längeren Zeitraum, womöglich mehrere Jahre vollziehen zu wollen, um die Arbeitgeber nicht zu überfordern. Die jährlichen Lohntarifrunden könnten unabhängig davon stattfinden. Die Arbeitgeber werden die Kosten einer Arbeitszeitreduzierung freilich jeweils gegengerechnet wissen wollen.

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