Ruhrgebiet. Harte Zeiten für die Brauereien im Ruhrgebiet: Die Bier-Produktion wird immer teurer. Warum der Kostendruck steigt und wie Betriebe reagieren.
An zu leeren Kneipen, zu wenig Durst der Gäste oder einem niedrigen Bier-Absatz liegt es nicht, dass es viele Brauereien zurzeit schwer haben. Die Preise für Flaschen, Fässer, Zutaten, Strom und Gas machen ihnen zu schaffen. Der Brauer-Bund warnt: „Zahlreiche Brauereien in Deutschland stehen vor einem äußerst schwierigen Geschäftsjahr“. Die ganze Branche leide unter dem Kostendruck.
Das bestätigt unserer Redaktion auch Uwe Helmich, Geschäftsführer der Dortmunder Brauereien: „Massive Kostensteigerung, hoher Inflationsdruck und Engpässe bei Lieferketten treffen alle Marktakteure, auch uns.“ Zwar habe sich die Brauwirtschaft 2022 wieder erholt. Das würden auch die Dortmunder Marken wie Brinkhoff’s, Kronen und Hövels spüren. Durch die Kostenexplosionen seien die Gewinne dennoch „in nahezu allen Beschaffungsbereichen in bisher ungekanntem Ausmaß dramatisch geschrumpft“, so Helmich.
Preise für Bier-Zutaten, Material und Produktion explodieren
Wie stark die Brauereien von Preissteigerungen betroffen sind, zeigt eine Mitgliederbefragung des Deutschen Brauer-Bundes (DBB). Demnach seien die Preise für Kronkorken im vergangenen Jahr um 120 Prozent gestiegen, die für Braumalz und Neuglas um 90 Prozent. Für Bierfässer müssten die Brauereien 60 Prozent mehr Geld zahlen, für Kisten 40 Prozent, für Hopfen 35 Prozent und für Etiketten 30 Prozent mehr. Hinzu kommt die massive Teuerung von Strom und Gas in der Produktion und Treibstoff bei den Lieferwegen.
Für einen zusätzlichen Kostendruck sorgen laut DBB auch die immer niedrigeren Angebotspreise: „Wir verfolgen den ruinösen Preiskampf der Handelskonzerne mit großer Sorge“, sagte DBB-Hauptgeschäftsführer Holger Eichele unlängst der „Welt“. Nach Daten der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) kostete im November eine 20er-Kiste mit 0,5-Liter-Pilsflaschen im Angebot durchschnittlich 9,94 Euro, während der Normalpreis bei 13,40 Euro lag. Die Schere geht immer weiter auseinander.
Dabei bleibt vielen Brauhäusern nach eigener Darstellung nichts anderes übrig, als die Bierpreise zu erhöhen. Die Dortmunder Brauereien haben ihre Preise bereits Ende 2022 angepasst. Auch die Privatbrauerei Moritz Fiege aus Bochum kommt um diesen Schritt nicht herum: „Eine anteilige Weitergabe der eklatanten Kostenexplosion in den Markt ist leider unvermeidlich, um auf die aktuelle Marktlage reagieren zu können“, sagt Mitinhaberin Carla Fiege.
Bitburger, Veltins, Krombacher: So erhöhen die großen Brauereien ihre Preise
Auch die größten Betriebe der Brauwirtschaft drehen an der Preisschraube. Die Bitburger Braugruppe, zu der unter anderem die Marken König Pilsener, Köstritzer und Licher gehören, hat bereits im vergangenen Oktober angekündigt, die Abgabepreise zum 1. Februar zu erhöhen. Die Privatbrauerei Veltins hebt die Preise ebenfalls zum Monatswechsel um rund sechs Prozent an. Krombacher plant eine Anpassung zum 1. März.
Dabei geraten die Brauereien in eine Zwickmühle: Je geringer die Erhöhung, desto mehr Kosten muss der Betrieb stemmen. Andererseits wollen die Brauereien keine zu hohen Verbraucherpreise riskieren, um Kunden zu verlieren. „Wenn Brauereien und Gastronomen ihre Mehrkosten voll an den Verbraucher weitergeben, sind wir Ende dieses Jahres bei 7,50 Euro für den halben Liter Bier“, wird Stefan Fritsche, stellvertretender Vorsitzender des Brauereiverbands Berlin-Brandenburg von „Bild“ zitiert.
Brauerei Jacob Stauder bleibt trotz Erhöhung auf Mehrkosten sitzen
Vor diesem Dilemma steht auch die Essener Traditionsbrauerei Jacob Stauder. Geschäftsführer Thomas Stauder hat in der vergangenen Woche gegenüber der WAZ angekündigt, dass die Brauerei ihre Preise in der Gastronomie und im Handel um sechs bis neun Prozent anheben werde. „Man macht so etwas natürlich nicht leichtfertig, aber die Kostenentwicklung lässt uns keine andere Wahl“, sagte der Brauereichef. Allerdings gibt Stauder nicht alle Mehrkosten an die Verbraucher weiter – wohlwissend, dass der Betrieb dadurch auf einem Teil sitzenbleibt.
Vergleichsweise gut kommt nach eigenen Angaben die Bergmann-Brauerei aus Dortmund weg. „Bei uns müssen sich die Kunden nur auf die üblichen Preissteigerungen einstellen“, versichert Geschäftsführer Thomas Raphael. Das Besondere: Die Brauerei konzentriert sich auf den Verkauf im Handel und an eigenen Bierständen. So gibt es Bergmann-Bier an einem Kiosk am Dortmunder Wall und in einer Stehbierhalle auf Phoenix-West zu kaufen, aber in fast keiner Kneipe. Raphael erklärt: „Für uns macht es also keinen Unterschied, wenn die Gastronomie Preise erhöhen muss. Wir konzentrieren uns auf den Handel.“