Düsseldorf/Hagen. Überraschender Wechsel bei Parfümerie-Kette: Mit Sander van Laan übernimmt ein bisheriger Discounter-Chef (Action) das Ruder. Die Hintergründe.

Der Neue war noch nicht dabei. Sander van der Laan (54), bislang Chef des zuletzt auch in Deutschland stark gewachsenen Discounters Action, fehlte am Donnerstagvormittag bei dem Online-Meeting, zu dem die Belegschaft der Parfümerie-Kette Douglas eilends eingeladen worden war. Dabei wird er der Mann sein, der ab 1. November die Geschicke des Traditionsunternehmens, das lange seinen Sitz in Hagen hatte, als Vorstandschef (CEO) führen wird. Er folgt auf Tina Müller (54), die fünf Jahre an der Spitze stand und sich zu einer der bekanntesten Managerinnen der Republik entwickelt hat.

Dem seit fünf Jahren in Düsseldorf beheimateten Unternehmen (in Hagen sind nur wenige Abteilungen geblieben) bleibt sie zumindest vorerst erhalten, wechselt in den Aufsichtsrat. Ein Vollzeit-Job ist das nicht. Kaum anzunehmen, dass sich die 54-Jährige, die vor zwei Jahren auch nach einer schweren Krankheit schnell wieder an die Arbeit zurückkehrte, sich nicht zügig neuen Aufgaben widmen wird.

Sander van der Laan wird ab dem 1. November 2022 neuer Chef der Parfümeriekette Douglas. Die bisherige Vorstandsvorsitzende Tina Müller wechselt in den Aufsichtsrat.
Sander van der Laan wird ab dem 1. November 2022 neuer Chef der Parfümeriekette Douglas. Die bisherige Vorstandsvorsitzende Tina Müller wechselt in den Aufsichtsrat. © Douglas | Douglas

Tina Müller war am Donnerstag dabei in der Videoschalte. Sehr aufgeräumt habe sie sich von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verabschiedet, ist aus der Belegschaft zu hören. Und auch Henning Kreke, Aufsichtsratsvorsitzender und Douglas-Teilhaber, habe in Englisch souverän den Wechsel verkündet. Also alles harmonisch? Wechselte Müller „auf eigenen Wunsch“, wie es heißt, in den Aufsichtsrat?

Zumindest für die Belegschaft (rund 18.000 Mitarbeiter, davon 6000 in Deutschland) sei der Wechsel überraschend gekommen, hieß aus deren Reihen. Und Medien wie „Manager Magazin“ oder „Spiegel“ sehen auch einen anderen Grund: Die Umsätze seien zwar noch passabel, aber Douglas drücke weiter ein großer Schuldenberg nach dem Einstieg durch Finanzinvestor CVC im Jahr 2015 bei dem Familienunternehmen. CVC habe Druck gemacht. Denn mit den Schulden sei der Zwang groß, gewisse Gewinnmargen zu halten, um die Kredite bedienen zu können. Doch CVC habe Zweifel, ob die angesichts von Inflation und Konjunktureinbruch weiter zu erreichen seien.

Laut „Spiegel“ habe der Finanzinvestor eine Unternehmensberatung engagieren wollen, die bei Douglas nach Sparpotenzialen suchen solle. Auch unter der Führung von Tina Müller wurde zwar der Rotstift angesetzt. Erst im vergangenen Jahr waren europaweit unrentable Filialen geschlossen worden. Doch Müller stand vor allem für die Aufwertung der Filialen, die mehr Erlebnis bieten sollten. Und noch mehr für den Ausbau des Online-Marktes. Das würdigt nun auch Alexander Dibelius, CVC-Deutschland-Chef: Müller habe den E-Commerce-Umsatz verdreifacht. Doch Tina Müller wollte einen drastischen Sparkurs wohl nicht mehr mitgehen.

Dass es dazu nun kommen wird, scheint nicht unwahrscheinlich. Das wird in der Belegschaft erwartet, und das Statement eines Unternehmenssprechers klingt nicht wie ein Dementi: „Als Einzelhandelsunternehmen arbeiten wir grundsätzlich kostenorientiert und effizient und evaluieren daher kontinuierlich Optimierungspotenziale. Dies gilt insbesondere hinsichtlich der aktuell schwachen Konjunkturprognosen.“ Sander van Laan dürfte für diesen Kurs stehen. Aufsichtsratschef Kreke lobt, er habe das operative Ergebnis des Discounters Action in wenigen Jahren deutlich gesteigert: „Das macht ihn zu einem idealen Kandidaten, um Douglas in die nächste Phase zu führen.“