Düsseldorf. Vodafone testet an der Uniklinik Düsseldorf automatisierte Drohnen, die Babynahrung transportieren. Ganz allein dürfen sie noch nicht fliegen.

Über dem Campus der Universitätsklinik Düsseldorf kreisen seit einigen Tagen nicht mehr nur Verkehrsflugzeuge vom nahegelegen Airport und Rettungshubschrauber, die zur Notaufnahme fliegen. Auf dem weitläufigen Gelände ist auch eine Drohne unterwegs, die Babynahrung von der Zentralapotheke zur Kinderklinik transportiert.

Der Einsatz von Drohnen für kleinere Transporte ist im Prinzip nichts Ungewöhnliches mehr. In Düsseldorf allerdings schon, denn das wendige Flugobjekt ist im Rahmen eines Feldversuchs autonom unterwegs. „Die Drohne fliegt automatisiert zur Landeplattform und zurück. Aus rechtlichen Gründen muss der Operator derzeit aber noch Blickkontakt halten. Er kann jederzeit eingreifen“, berichtet Michael-Jakob Reinartz. Als Innovationschef bei Vodafone Deutschland ist der Ingenieur verantwortlich für den superschnellen Mobilfunkstandard 5G, der Anwendungen wie autonomes Fliegen und Fahren erst möglich macht.

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Vodafone hat auf dem rund 40 Hektar großen Gelände der Düsseldorfer Uni-Klinik ein 5G-Netz gespannt, um digitale Anwendungen in der Medizin zu ermöglichen. Das Projekt unterstützt die Landesregierung mit Mitteln aus ihrem 26 Millionen Euro schweren Innovationsprogramm „5G.NRW“. In der Landeshauptstadt ist Europas erster 5G-Medizincampus entstanden.

5G-Netz macht Reaktionen in Echtzeit möglich

Erste Anwendungen laufen bereits. So bekommen Patienten in der Notaufnahme und auf den Stationen ein Technik-Pflaster auf die Haut geklebt, das die Vitalwerte selbstständig und in Echtzeit über das 5G-Netz an eine zentrale Patientenüberwachungseinheit sendet. Datenbrillen kommen bei der computerassistierten Tumorchirurgie zum Einsatz. Hochkomplexe 3D-Strukturen des Gehirns werden virtuell in den OP-Saal projiziert, damit sich Operateure besser orientieren können.

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Seit einigen Tagen ist nun auch eine Drohne auf dem Klinikgelände unterwegs, um Babynahrung zu transportieren. „Wir haben über innovative Lösungsansätze zur Optimierung logistischer Abläufe nachgedacht“, so Christina Westhoff, Leiterin der Zentralapotheke am UKD. Die Drohne kann nun Botenfahrten mit dem Auto ersetzen und 450 Meter in nur 40 Sekunden überwinden. „Die Nährstofflösung wird auf Bedarf individuell hergestellt und dann geliefert“, berichtet Reinartz.

Sensoren an der Drohne verhindern Kollisionen

Während der jetzt gestarteten Testphase soll erprobt werden, ob sich das Flugobjekt als Transportmittel auf dem Klinik-Campus bewährt. Das autonome Fliegen hält der Experte für möglich, ist aber in Deutschland noch nicht erlaubt, während etwa in China und Dubai bereits Taxidrohnen ohne Piloten am Himmel unterwegs sind. Eingebaute Sensoren erkennen dank 5G in Echtzeit Hindernisse auf der Flugroute. So sollen Kollisionen vermieden werden. „Wir rechnen damit, dass die luftfahrtrechtlichen Regelungen für den Betrieb autonom fliegender Drohnen Anfang 2023 in Kraft treten werden“, sagt der Vodafone-Manager.

Bis dahin ist also ausreichend Zeit, den Betrieb zu testen. „In Düsseldorf fliegt die Drohne in circa 30 Meter Höhe. Technisch dürfte und könnte sie bis auf 120 Meter steigen“, berichtet Reinartz und zeigt sich zuversichtlich. „Drohnen-Dienstleister können das 5G-Netz nutzen, wenn sie die Vorschriften der Luftsicherheit einhalten. Das wird neue Möglichkeiten für die Logistik eröffnen.“

Er hält es auch für möglich, dass automatisiert fliegende Drohnen längere Distanzen überwinden und dabei schwerere Güter transportieren. Der Vodafone-Innovationschef: „Die Netzabdeckung ist nicht der limitierende Faktor, das ist eher die Batterie der Drohne.“ Die Verantwortlichen der Uniklinik Düsseldorf können sich vorstellen, dass in Zukunft auch Medikamente durch die Luft transportiert und vielleicht sogar Patientenakten das Rohrpost-System entlasten.

>>> Mehr kommerziell genutzte Drohnen

Allein in Deutschland stieg die Anzahl kommerziell genutzter Drohnen zwischen 2019 und 2021 um 138 Prozent auf 45.200. Das geht aus einer Studie des Verbands unbemannter Luftfahrt hervor.

Bis 2025 könnten demnach knapp 1,5 Millionen vernetzte Drohnen durch den westeuropäischen Luftraum fliegen. Bis 2030 könnten es bereits 4,3 Millionen sein.

Das größte Potenzialfeld sieht eine aktuelle Studie Studie von Analysis Mason im Bereich Logistik.