Essen. Ausverkauf soll Löhne „möglichst lange“ sichern. Filiale in Essen soll Ende Juni schließen. Großer Investitionsstau schreckte Investoren ab.

Mit Staples verschwindet die im stationären Handel präsenteste Büromarkt-Kette aus dem Ruhrgebiet. Nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens werden alle bundesweit 50 Staples-Filialen in den kommenden Wochen geschlossen. Zum genauen Datum machte der zuständige Insolvenzverwalter auf Nachfrage unserer Redaktion keine Angaben, in der Essener Filiale war von Ende Juni die Rede. Auch die Frage, wie lange die Löhne der rund 700 Beschäftigten noch gesichert seien, blieb unbeantwortet.

Die Marke Staples, die in Deutschland seit 2019 nicht mehr zum gleichnamigen US-Konzern, sondern der niederländischen Büromarkt-Kette Office Centre gehört, ist besonders im Raum Hamburg und im Ruhrgebiet stark vertreten. Acht großflächige Filialen stehen in Duisburg, Oberhausen, Essen, Gelsenkirchen, Gladbeck, Bochum, Dortmund und Hagen. In allen hat vor einer Woche der Ausverkauf begonnen, in Essen sind einige Regale bereits leer.

Insolvenzverwalter erhielt kein Angebot

Office Centre hatte Anfang Februar Insolvenzantrag für seine deutsche Tochter beim Hamburger Amtsgericht gestellt. Der von diesem bestellte vorläufige Insolvenzverwalter Sven-Holger Undritz von White & Case schaffte es nicht, bis Ende April einen Käufer zu finden, er habe „kein Angebot für eine langfristige Fortführung der Staples-Märkte“ erhalten, teilte er mit. Wohl auch, weil die anfangs zahlreichen Interessenten die „dringend benötigten Investitionen“ in die Märkte gescheut haben.

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Die Geschäftsführung macht die Pandemie mit ihren Lockdowns verantwortlich für die Pleite. „Für alle Mitarbeitenden ist es ausgesprochen schmerzhaft, zu erleben, dass ein eigentlich gesundes und profitables Geschäftsmodell – bedingt durch die Corona-Situation – in diese Lage gekommen ist und am Ende nicht zu retten war“, sagte Office-Centre-Deutschlandchef Oliver Lux. Dass die Staples-Märkte mit ihren Schreibwaren, Büroartikeln, Schreibtischmöbeln, Computern und Kopierecken abhängiger vom stationären Verkauf waren als andere Handelsketten, war offenkundig aber die eigentliche Ursache der Insolvenz. Staples konnte die Verluste durch die Lockdowns nicht ansatzweise durch stärkere Onlineumsätze kompensieren.

Unklar, wie lange die Löhne noch gezahlt werden können

Nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens werde jetzt „der geordnete Rückzug aus dem Markt durch Abverkauf der Ware in den Filialen angetreten“, teilte der Insolvenzverwalter vergangene Woche mit. Insolvenzgeld von der jeweiligen Arbeitsagentur erhielten die Beschäftigten nur bis April. Geschäftsführer Lux erklärte nun, man wolle „dafür Sorge tragen, dass Löhne und Gehälter durch einen erfolgreichen Abverkauf der Ware möglichst lange gezahlt werden und die Mitarbeitenden bei der Suche nach neuen Beschäftigungen unterstützen“. Konkreter wurde die Kanzlei White & Case auf Nachfrage nicht, auch nicht auf die Frage, ob die Löhne zumindest bis Juni gesichert seien.

Ob die Kopierabteilungen, wie in der Essener Filiale angekündigt, an allen Standorten bereits Ende Mai geschlossen werden, blieb ebenfalls unbeantwortet. Das wäre für die vielen Inhaber von Kopierkarten ärgerlich, mit denen sie regelmäßig größere Mengen an Kopien bei Staples erstellen. Nicht verbrauchte Restguthaben könnten nicht erstattet werden, hieß es in der Filiale.

Insolvenzverwalter geht auf Vermieter der Ladenlokale zu

Den Vermietern der Ladengeschäfte solle „kurzfristig eine Nachmieterlösung angeboten werden“, bekräftigte Insolvenzexperte Undritz, „hierzu werde ich die Vermieter sehr kurzfristig einzeln ansprechen.“ Er hat für den 20. Juni die entscheidende Gläubigerversammlung angesetzt, bis zu der Gläubiger ihre Forderungen anmelden können. Nicht von der Insolvenz betroffen ist die frühere Staples-Großhandelssparte, die inzwischen Lyreco Advantage heißt.