Essen. Der Wirtschaftsprüfer PwC hat in Essen eine Ruhrgebietszentrale und neue Chefin. Schutz gegen Cyberangriffe ist gerade besonders gefragt.

PwC gehört zu den ganz großen Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften in Deutschland. Der Sitz ist in Frankfurt. Die Niederlassung in Essen hat nicht nur neu gebaut, sondern auch eine neue Chefin. Wie Katharina Mank auf das für Konzerne wie Familienunternehmen gleichermaßen bedeutende Thema Cybersicherheit blickt und warum sie mit ihrer Teilzeitstelle ein Ausrufezeichen setzen will, erzählt sie im Interview.

Frau Mank, PwC hat in diesen Tagen an der Huyssenallee in Essen eine neue Ruhrgebiets-Zentrale eröffnet. Ist es Ihnen im bisherigen Standort zu eng geworden?

Katharina Mank: Vom Raumangebot her verkleinern wir uns sogar. Für unsere 400 Mitarbeitenden gibt es im Huyssen-Quartier nur noch 242 Büros. Wir nennen das Konzept Activity Based Working. Das heißt, die Beschäftigten wählen morgens aus, ob sie im Großraum, in einem Einzel- oder Doppelbüro oder im Team arbeiten wollen. Das kann und soll sich im Laufe des Tages auch ändern. An anderen PwC-Standorten ist diese Philosophie schon gut angekommen.

Der feste Schreibtisch gehört also der Vergangenheit an?

Mank: Ja. Wir wollen nicht mehr, dass die Kolleginnen und Kollegen den ganzen Tag an einem bestimmten Platz sitzen und – wie man im Ruhrgebiet sagt – ihr eigenes Süppchen kochen. Wir wollen auch räumlich Offenheit für unsere Kundinnen und Kunden ausstrahlen. Und in den Pausen kann man Billard spielen, kickern oder sich in Sesseln ausruhen.

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PricewaterhouseCoopers (PwC) bezeichnet sich selbst als die führende Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft in Deutschland. Welche Rolle spielt das Ruhrgebiet in Ihrem Unternehmen?

Mank: In Duisburg sitzt das Servicecenter mit rund 200 Mitarbeitenden, das für alle deutschen Standorte unterstützend tätig ist. In Essen beraten und prüfen PwC und unsere Vorgängerorganisationen seit 101 Jahren. Einzugsgebiet sind Unternehmen, aber auch Einzelpersonen im Ruhrgebiet, im Sauer- und im Münsterland. Der Standort Ruhrgebiet hat nicht nur große Bedeutung, weil hier die großen Energie- und Industriekonzerne sitzen, sondern auch Familienunternehmen, die hier besonders stark ausgeprägt sind. Als neue Standortleiterin bin ich ihre erste Ansprechpartnerin. Gerade der Mittelstand erwartet eine Bezugsperson.

Lutz Granderath war seit 2010 Leiter der PwC-Niederlassung Essen.
Lutz Granderath war seit 2010 Leiter der PwC-Niederlassung Essen. © PWC | PWC

Als Prüfungs- und Beratungsunternehmen hat PwC tiefe Einblicke in Firmen und Organisationen der Region. Wie steht das Ruhrgebiet aus Ihrer Sicht da?

Mank: Das Ruhrgebiet hat die richtigen Schritte getan, um den Strukturwandel weg von Kohle und Stahl zu bewältigen. Im digitalen Wandel, der gerade im Gange ist, profitiert die Region davon, dass hier so viele Hochschulen gegründet wurden.

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Welche Rolle spielen Start-ups dabei?

Mank: Eine große. 20 Prozent der deutschen Start-ups kommen aus dem Ruhrgebiet. Hier sind die Lebenshaltungskosten noch erschwinglich und es gib für die Gründerszene spannende Gebäude wie die Zeche Zollverein und das Colosseum in Essen. Und im Ruhrgebiet gibt es gut ausgebildete junge Leute. Wir beobachten gerade, wie sich Start-ups mit dem klassischen Mittelstand mischen. Das ist ja genau das Ziel.

Unterstützt PwC auch Start-ups?

Mank: Wir sind keine Kapitalgeber. Aber über unsere Next-Level-Initiative betreuen wir Start-ups vom ersten Tag bis zu einem möglichen Verkauf oder Börsengang.

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In der Corona-Zeit haben wir gesehen, dass es in Deutschland bei der Digitalisierung große Defizite gibt. Und im Zuge des Kriegs in der Ukraine sind Unternehmen nun auch noch Ziele von Cyberangriffen. Ist die Wirtschaft ausreichend gerüstet?

Mank: Cybersicherheit und Digitalisierung sind im Moment die treibenden Themen. Insbesondere im Mittelstand und bei Familienunternehmen standen diese Themen bislang nicht unbedingt im Fokus. Unsere Spezialisten für Cybersecurity haben deshalb gerade Hochkonjunktur. Wir bieten eigene und Dienstleistungen Dritter an.

Frau Mank, Sie sind Partnerin von PwC, halten also Anteile am Unternehmen, und sind zur neuen Standortleiterin in Essen berufen worden. Ist es in Ihrer Branche überhaupt noch eine Nachricht, dass Frauen in diese Spitzenpositionen gelangen?

Mank: PwC fördert sowohl Frauen in Führungspositionen als auch das Thema Teilzeit sehr stark. Als Standortleiterin arbeite ich selbst - wie auch andere Partnerkolleg:innen – in Teilzeit. Das ist auch ein Signal für diese Kultur.

>>> Zur Person

Katharina Mank wurde 1978 in Essen-Kupferdreh geboren. Sie wuchs in einer Bergmannsfamilie auf. An der Ruhr-Uni Bochum studierte Mank Jura und arbeitete fortan als Rechtsanwältin und Fachanwältin für Steuerrecht. Im Jahr 2013 kam sie zu PwC. Mit ihren beiden Töchtern und ihrem Mann lebt Katharina Mank in Essen-Rüttenscheid. Sie tritt die Nachfolge von Lutz Granderath an, der die PwC-Niederlassung in Essen seit 2010 leitete.