Düsseldorf. Trotz Corona gibt es in NRW so viele Beschäftigte wie nie zuvor. Sorge bereitet der Agentur für Arbeit die wachsende Zahl Langzeitarbeitsloser.

Das Jahr 2021 geht mit einem Rekord zu Ende: Erstmals gibt es in Nordrhein-Westfalen mehr als 7,2 Millionen Beschäftigte – trotz Corona-Krise und massiver Probleme mit den Lieferketten. In die stolze Bilanz von Torsten Withake mischt sich aber auch ein Wermutstropfen. „Sorge macht uns die Entwicklung der Langzeitarbeitslosigkeit“, so der Chef der Agentur für Arbeit in NRW.

Im November waren hierzulande 36.346 Menschen, die Arbeitslosengeld erhalten, ein Jahr oder länger ohne Stelle. Ihr Anteil in NRW stieg auf 11,1 Prozent. Im Jahresschnitt gab es 327.820 Langzeitarbeitslose. Ihr Anteil stieg insgesamt auf 45,2 Prozent. Withake ist davon überzeugt, dass vor allem Weiterbildung und Qualifizierung die hohe Zahl abbauen könnten. Bei der neuen Bundesregierung sehe er dazu gute Ansätze, so Withake.

Trotz der Corona-Pandemie wähnt der Leiter der Regionalagentur den nordrhein-westfälischen Arbeitsmarkt in „robuster Verfassung“. Wirtschaftshilfen und Kurzarbeit hätten zu dem Beschäftigungsrekord im zu Ende gehenden Jahr beigetragen. Dabei seien gleichzeitig fast 90.000 Minijobs weggefallen – vor allem in der Gastronomie, die in der ersten Jahreshälfte massiv unter dem Lockdown gelitten habe.

Beschäftigung im Ruhrgebiet stabil

Seit Februar sinkt die Erwerbslosenquote kontinuierlich. Landesweit gab es im März 2021 im Vergleich zum Vorjahresmonat 0,2 Prozent mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Vom Aufwärtstrend profitierten vor allem das Münsterland (+1,3 Prozent) sowie die Region Ostwestfalen-Lippe (+0,5 Prozent). Das Ruhrgebiet erwies sich als stabil, während Südwestfalen leicht verlor.

Die landesweit positive Entwicklung bei der Beschäftigung und die wachsende Zahl offener Stellen reicht nach Einschätzung der Agentur für Arbeit aber nicht aus. „Der Fachkräfte-Bedarf ist wieder auf dem Niveau vor der Pandemie“, sagt Withake. Die Probleme, die Nachfrage der Unternehmen zu befriedigen, führt er darauf zurück, dass mehr als 60 Prozent der als arbeitssuchend gemeldeten Menschen in NRW keinen adäquaten Berufsabschluss hätten.

DGB: Aus- und Weiterbildung stärken

Darüber alarmiert zeigt sich auch die DGB-Landesvorsitzende Anja Weber. „Fast jeder fünfte junge Erwachsene in NRW verbleibt dauerhaft ohne jede berufliche Qualifikation“, beklagt die Gewerkschafterin. „Das ist nicht nur für die Menschen selbst dramatisch, sondern auch für unsere Wirtschaft.“ Nur mit Aus- und Weiterbildung, so Weber, sei zu verhindern, dass jährlich bis zu 58.000 Jugendliche in „Warteschleifen an den Berufskollegs“ landen. „Deshalb fordert der DGB ein Recht auf Weiterbildung“, so die Landesvorsitzende.

Um den Fachkräftemangel zu lindern, fordert der NRW-Arbeitgeberpräsident Arndt Kirchhoff auch eine Debatte über den Datenschutz. „Wir kommen an Studienabbrecher gar nicht heran, um mit ihnen reden zu können“, kritisiert der Unternehmer. Auch bei der Pandemie-Bekämpfung werde dem Schutz von Daten eine größere Bedeutung zugemessen als der Gesundheit. Kirchhoff: „Das ist von vorgestern, wie wir in diesem Land leben.“