Hagen. Nach der Flutkatastrophe im Juli ist die Nachfrage nach Elementarversicherungen stark gestiegen. Mittelfristig drohen wohl auch höhere Beiträge.

Die Nachfrage nach Elementarversicherungen für Wohngebäude, aber auch für den Schutz des Hausrats, ist nach der Flutkatastrophe im Juli dieses Jahres sprunghaft gestiegen. Das melden übereinstimmend Versicherer.

Das Interesse der Privatkunden steigt nicht nur in den von Überflutungen betroffenen Gebieten in NRW und Rheinland-Pfalz, wo Mitte Juli Schäden in Milliardenhöhe entstanden sind. „Die Zahlen sind bundesweit in die Höhe geschossen, unabhängig von den Zürs-Zonen“, sagt die Versicherungsexpertin Birgit Borchers von der Signal-Iduna mit Sitz in Dortmund.

Zürs ist das „Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen“, das in die Zonen 1 bis 4 eingeteilt ist und nachdem die Beiträge bemessen werden. Viele im Juli schwer beschädigte Gebäude lagen nach Auskunft des Versicherers in Zone 1 oder 2, also eigentlich nicht besonders gefährdet. „Nach Bernd müssen wir nicht mehr über die Wichtigkeit einer Elementarversicherung sprechen“, betont Borchers von der Signal-Iduna.

Provinzial: 500 Mio. Euro ausgezahlt

Nach wie vor haben bei weitem nicht alle Hausbesitzer ihr Gebäude gegen Elementarschäden versichert. Auch in Hausratversicherungen ist die Absicherung gegen Schäden, die durch Wetter bedingte Ereignisse wie Starkregen, Überflutungen oder Rückstau entstehen, längst nicht selbstverständlich. Aber die Sensibilisierung nimmt zu.

„Die Versicherer haben im dritten Quartal etwa 400.000 neue Elementarschadenversicherungen bei Wohngebäuden registriert“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Üblicherweise seien es in einem Quartal nur 50.000 bis 100.000 neue Verträge. Nach den jüngsten Zahlen der Signal-Iduna hielt der Trend an. Der Versicherer verzeichnete sechsmal mehr Neuabschlüsse beim Zusatzbaustein „Elementar“ als vor der Juli-Flut.

Auch die Provinzial-Versicherung verzeichnete ein Plus von 15 Prozent in diesem Bereich. „Zwei Drittel der Neuvertragskunden im Bereich Wohngebäude schließt Elementar mittlerweile mit ab“, sagt ein Sprecher der Provinzial, die nach „Bernd“ in den betroffenen Gebieten bei ihren Versicherten rund 40.000 Schäden in Höhe von insgesamt etwa 1,3 Milliarden Euro verzeichnete. Rund eine halbe Milliarde Euro sei inzwischen an die Geschädigten ausgezahlt worden.

Nahezu jedes Haus versicherbar

Mittelfristig dürfte mit steigenden Beiträgen gerechnet werden. Allerdings nicht nur wegen der Katastrophe im Juli. Insgesamt haben Schäden durch besondere Wetterereignisse zugenommen.

Wie teuer es für den Einzelnen wird, ist pauschal nicht zu beantworten. Der Gesamtverband der Versicherer prüft regelmäßig, welche Adressen in welche Gefahrenzone fallen. Etwa 98 bis 99 Prozent der Gebäude sind dabei in den Zonen 1 bis 3 eingestuft. Zone 4, also besonders stark gefährdet, seien die wenigsten. Etwa 50 Prozent der Privatgebäude sind laut Versicherer gegen Elementarschäden abgesichert. „Dass ein Gebäude nicht versicherbar ist, würde ich nicht unterschreiben“, sagt Borchers. In einer Zürs-4-Zone dürfte dies aber nur mit hohem Selbstbehalt klappen.

7 Mrd. Euro Schaden

Die Juli-Flut, die vor allem in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zu Verwüstungen geführt hatte, ist mit einem versicherten Schaden von mehr als sieben Milliarden Euro laut GDV die bislang schwerste Naturkatastrophe in Deutschland. Insgesamt wurden bis zu 200.000 Gebäude und bis zu 50.000 Fahrzeuge beschädigt.