Essen. Uber Eats startet Lieferdienst in Essen und greift den Marktführer Lieferando an. Wie viele Restaurants dabei sind – und was sie zahlen müssen.

Der deutsche Platzhirsch Lieferando kriegt nun auch im Ruhrgebiet Konkurrenz von einem US-Weltkonzern: Uber Eats, der Lieferdienst des mit seiner Taxi-Plattform groß gewordenen Unternehmens, ist am Donnerstag in Essen an den Start gegangen. Kurz nach den Markteintritten in Köln und Düsseldorf will Uber nun auch den hart umkämpften Liefermarkt im Ruhrgebiet aufmischen.

Dass dies ein weiter Weg ist, zeigt schon die Google-Suche: Sie spuckt nach Eingabe von Uber Eats zuerst Lieferando als Anzeige aus. Die Seite von Uber Eats ist ähnlich gestaltet wie die von Lieferando, der Bestellprozess gleicht dem der Konkurrenz, ein unkompliziertes, von sehr vielen Verbrauchern gerade während der Lockdown-Phasen in der Pandemie eingeübtes Prozedere. Von der Pizza und Sushi über Indisch und Vietnamesisch bis hin zur Eisdiele (Mörchens) findet sich alles, was die Gastronomie ringsum so bietet, nachdem man seinen Standort eingegeben hat.

Zum Start rund 30 Restaurants in Essen bei Uber

Der zum Start noch recht große Unterschied zu Lieferando: Über Uber lässt sich aktuell nur in rund 30 Läden bestellen, beim großen Konkurrenten sind es etwa zehnmal so viele. Einem Unternehmenssprecher zufolge soll sich das schnell ändern. Schon ab der kommenden Woche rechnet er fest mit mehr als 50 Restaurants, die in Essen Lieferungen auch oder nur durch Uber Eats abwickeln lassen. Oft sind große Ketten dabei, in Essen zum Beispiel Nordsee. Der Markteintritt in NRW und nun dem Ruhrgebiet kommt vergleichsweise spät: Uber Eats ist bereits in 45 Ländern und insgesamt mehr als 6000 Städten verfügbar.

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In Deutschland versuchen die Amerikaner gar nicht erst, den bisher so dominanten Marktführer mit günstigeren Preisen anzugreifen: Die Gastronomen müssen bei Uber Branchenkreisen zufolge etwa genauso viel fürs Liefern zahlen wie bei Lieferando. Gastwirte, die auf einen neuen Alternativanbieter gehofft hatten, der ihnen mehr Geld vom Bestellwert übrig lässt, sehen sich enttäuscht. Dabei stehen die Liefergebühren zunehmend in der Kritik, viele Restaurantbetreiber suchen deshalb nach Alternativen.

Gebühren für Gastronomen so hoch wie bei Lieferando

Wie bei Lieferando können Gastronomen selbst ausliefern und die Plattform nur für die Bestellung nutzen oder Uber auch die Lieferung organisieren lassen. Die reine Vermittlung einer Bestellung kostet bei Uber Eats wie bei Lieferando um die 13 Prozent des Umsatzes. Übernimmt der Partner auch die Lieferung, muss der Gastronom fast ein Drittel des Endpreises (30 Prozent) an Lieferando oder nun Uber Eats abgeben.

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Worin sich Uber vom Marktführer abgrenzen will? „Unser Anspruch ist es, schneller zu sein. Weltweit haben wir eine durchschnittliche Lieferzeit von 30 Minuten“, sagte ein Unternehmenssprecher unserer Redaktion. Uber Eats liefert nicht mit eigenen Fahrern aus, sondern arbeitet mit lokalen Kurieren zusammen, die laut Uber nur sozialversicherungspflichtig Beschäftigte fahren lassen, in der Regel mit dem Fahrrad.

Uber will häufiger als Lieferando selbst ausliefern lassen

Ziel von Uber ist es, deutlich häufiger als Lieferando für die komplette Abwicklung gebucht zu werden. Bei den Berlinern erledigen nach eigenen Angaben neun von zehn Restaurants die Lieferung lieber selbst. Uber möchte seine aus dem Fahrdienst mitgebrachte Kernkompetenz deutlich häufiger mitverkaufen. Perspektivisch will sich Uber als „App to go and get everything“ etablieren, also als eine Smartphone-Anwendung, über die Fahrten, Bestellungen und andere Dienstleistungen.

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Über die 30 Prozent Gebühr sagt der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Dehoga allerdings, das könnten sich nur die wenigsten leisten. Auf der anderen Seite haben viele Gastronomen die Pandemie nur überlebt, weil sie ihren Außer-Haus-Verkauf aus- oder erst aufgebaut haben. „Jeder muss für sich genau prüfen, inwiefern die Liefergebühren tragbar sind“, rät Thorsten Hellwig, Sprecher des Dehoga in NRW. Grundsätzlich freue sich der Branchenverband über einen intensiveren Wettbewerb im Liefergeschäft, „der am Ende hoffentlich auch zu niedrigeren Gebühren führen wird“.

Gastroverband hofft auf sinkende Preise der Lieferdienste

Uber Eats sieht im Ruhrgebiet großes Potenzial, hat im Jahr 2020 bereits 100.000 Bestellversuche aus dieser Region registriert, ohne sie erfüllen zu können. „Wir sind uns sicher, dass auch Uber Eats in der Metropolregion auf großes Interesse stoßen wird“, betont das Unternehmen in einer Mitteilung. „In Essen und der Region ist Uber bei Nutzern schon für die Fahrtenvermittlung bekannt. Wir freuen uns sehr, dass unser Uber Eats-Angebot jetzt auch im Herzen des Ruhrgebiets verfügbar ist.“

Ob und wann weitere Revierstädte hinzukommen, konnte ein Uber-Sprecher unserer Redaktion nicht beantworten, in Köln und Düsseldorf ist der Lieferdienst auch erst seit wenigen Wochen am Start. Nur soviel: „Wenn es gut läuft in Essen, gucken wir uns natürlich weitere Städte im Ruhrgebiet an.“