Mülheim/London. Nach Amazon und Tesco experimentiert auch Aldi in London mit einer Filiale ohne Kasse. App scannt und erstellt Quittung. Vorbild für Deutschland?

Der Mülheimer Discounter Aldi Süd testet in London seinen ersten Supermarkt ohne jede Kasse. Die Kunden müssen eine App herunterladen, bevor sie den Laden betreten, diese erfasst dann alle Einkäufe und erstellt selbstständig die Rechnung. Kurz nach dem Einkauf sollen die Kundinnen und Kunden per Email ihre Quittung erhalten, der Betrag wird dann mit dem vorher gewählten Online-Bezahlsystem automatisch abgebucht. „Diese Technologie wird uns eine Fülle von Erkenntnissen liefern“, sagte Giles Hurley, Großbritannien-Chef von Aldi, in einer Mitteilung vom Montag.

Vorbild ist Amazon

Aldi folgt damit dem Konzept des Versandhandels-Riesen Amazon. Der Weltmarktführer betreibt in den USA unter dem Namen „Amazon Go“ bereits 26 kassenlose Shops und hat in diesem März in London seinen ersten Laden dieser Art in Europa eröffnet. Der britische Marktführer Tesco lässt in London bereits seine Mitarbeiter in einer firmeninternen Filiale ein ähnliches System testen und hat angekündigt, einen zweiten kassenlosen Laden zu öffnen. Tesco nutzt dabei die Technik des israelischen Start-ups Trigo, dessen App auch die Kölner Supermarktkette Rewe testet.

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Aldi ist auf der Insel mit inzwischen rund 920 Filialen der fünftgrößte Lebensmitteleinzelhändler. Im angloamerikanischen Raum sind die Versuche im stationären Handel, vollautomatisierte Bezahlweisen zu etablieren, deutlich weiter als in Deutschland. Selbstscanner-Kassen gibt es hierzulande etwa bei Ikea sowie in einigen Baumärkten und wenigen Supermärkten – doch meist werden sie spärlich benutzt, während sich nebenan weiter Schlangen an den herkömmlichen Kassen bilden.

Aldi und Edeka testen in Deutschland smarte Einkaufswagen

Ob Aldi Süd die kassenlosen Filialen auch in Deutschland testen wolle, ließ eine Unternehmenssprecherin auf Nachfrage unserer Redaktion offen, das sei aktuell nicht geplant. Man stehe in regem Austausch mit den Kollegen in London und werde den Test natürlich beobachten. Denn es gibt auch andere Lösungen: In Mülheim testet der Discounter einen smarten Einkaufswagen, der die in ihn gelegten Waren automatisch scannt. Auch dieses System basiert auf einer App, die am Ende abrechnet. Auch der deutsche Supermarkt-Primus Edeka testet intelligente Einkaufswagen.

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Was in den Corona-Lockdowns etwa dem Textilhandel und Baumärkten als Notlösung galt, macht Aldi in Großbritannien seit geraumer Zeit zur Alternative für den Shopeinkauf: Click & Collect gilt dem Großbritannien-Chef Hurley als Erfolgskonzept, er hat es in mehr als 200 britischen Filialen eingeführt. Die Ware wird online bestellt und bezahlt, kann dann fertig gepackt abgeholt werden.