Dortmund. Dortmunder Airport ist wieder auf Vorkrisenniveau – hat aber ein Problem, für das er nichts kann: Zu wenig Personal bei den Sicherheitskontrollen.

Flugreisen in Coronazeiten scheinen eine unsichere Sache für Passagiere zu sein. Jedenfalls, wenn sie sich noch am Boden befinden. Es mangelt an vielen Airports an Luftsicherheitspersonal. Beim boomenden Dortmunder Flughafen könnte man das vielleicht noch verstehen, weil man bei Flugbewegungen und Passagieren bereits wieder auf Rekordjahrniveau von 2019 liegt. Grundsätzlich scheint es aber beim Nadelöhr Sicherheitskontrolle auch an deutschen Flughäfen ein Personalproblem zu geben, die von der Lage von Vor-Coronazeiten noch weit entfernt sind.

Bezirksregierung: Pandemieproblem

Zeugen: Genervte Urlauber in Düsseldorf und Köln/Bonn. Die Verantwortung dafür mag so recht niemand tragen. Für das Volumen an Kontrollstunden in Dortmund ist die Bezirksregierung Münster zuständig, die auf die volatile Pandemielage verweist, wenn es um die Planung geht. Nach einem zwischenzeitlichen Erliegen des Flugverkehrs, habe man „gerade auch am Flughafen Dortmund einen sehr kurzfristigen, erheblichen Anstieg des Flugverkehrs“ bedienen müssen. Jede vorherige Planung sei durch diese Entwicklung hinfällig geworden. Personalplanung an Flughäfen als Glücksspiel? Oder hätte man die Entwicklung vielleicht doch absehen können? „Nach anderthalb Jahren Pandemie hatten die Leute natürlich wieder Reiselust“, sagt Özay Tarim, der sich seit Jahren als Verdi-Gewerkschaftssekretär um die Sicherheitsbranche an den Airports kümmert und um das Thema Arbeitsbedingungen und Personalknappheit.

Am Flughafen Dortmund gibt es diese Engpässe nicht zum ersten Mal. Seit 2020 ist Condor Flim im Geschäft und hat den Mitbewerber STI abgelöst (der noch im beschaulicheren Paderborn/Lippstadt den Dienst stellt). Ziemlich genau vor einem Jahr versprach das Essener Unternehmen, Personal aufbauen zu wollen, trennte sich aber erst einmal von befristet Beschäftigten. Gerade läuft ein entsprechender Lehrgang, der für etwas Entspannung in der Personaldecke sorgen soll. Dringend nötig, wie Gewerkschafter Tarim von Beschäftigten weiß, die als Teilzeitkräfte angestellt sind, aber regelmäßig volle Stundenzahlen ableisten.

Psychischer Stress fürs Personal

Dortmund ist seit Jahren der Flughafen, dessen Passagierzahlen relativ am schnellsten steigen. Das liegt auch an dem speziellen Angebot, auf das sich die ungarische Billigfluglinie Wizz Air spezialisiert hat. Ethnischer Reiseverkehr ist offenbar deutlich krisensicherer als reine Tourismusangebote. Die aktuelle Situation wurmt Flughafenchef Ludger van Bebber enorm: „Aus Sicht des Flughafens ist es natürlich sehr ärgerlich, wenn wir durch die Sicherheitskontrollen große Verspätungen haben. Ich hoffe, dass sich das schnell wieder ändert.“

Tatsächlich passen der anhaltende Erfolg des Flughafens bei der Zahl der durchgeführten Flüge und damit auch der Erholung bei den Passagierzahlen und die personelle Ausstattung des von der Bezirksregierung beauftragten Dienstleisters Condor Flim nicht zusammen.

Im Juli dieses Jahres lag Dortmund bei den Passagieren sogar über dem Rekordjahr 2019. In Spitzenzeiten starten in Dortmund schon einmal zehn Flieger in drei Stunden. Um dann alle sieben Kontrollstraßen zu öffnen, ist nach Informationen dieser Zeitung aber in der Regel nicht ausreichend Personal vorhanden. Die beiden Straßen im Kontrollstellenbereich A öffnen demnach nur noch höchst selten. Für das verbliebene Personal in diesen Bereichen an Flughäfen ist die psychische Belastung enorm. „Du siehst die vielen Menschen und weißt, du kannst es nicht rechtzeitig schaffen“, beschreibt Verdisekretär Tarim nach Gesprächen mit Beschäftigten die Dauersituation.

Ein Problem sei, dass sich die Branche verzettele und möglichst billig anbiete. Tarim sieht hier auch die Behörden als Auftraggeber in der Pflicht, etwas zu ändern.

In Köln/Bonn konterkariere der Flughafenbetreiber beim vorgeschriebenen eigenen Sicherheitspersonal zur Gefahrenabwehr eine qualitative Auswahl. Das Kriterium für die Vergabe sei einzig und allein der Preis. der Billigste bekommt den Zuschlag, kritisiert Tarim.

Vermutlich auch eine Folge der Pandemie, in der die Kassen leer sind. Ob sich diese Politik auszahlt, wenn am Ende auch die potenziellen Fluggäste aus Frust ausbleiben?