Bad Berleburg. Zwei Berleburger fertigen in Handarbeit seit einem Jahr Naturstamm-Blockhäuser. Die Nachfrage steigt, das Holz wird knapper.
Bauen mit Holz ist ökologisch sinnvoll. Es passt also perfekt in die Zeit. Im Zuge der Debatte um Klimawandel und Nachhaltigkeit ist das Interesse an Holzhäusern in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Anbieter von Holzhäusern gibt es einige. Was zwei Wittgensteiner „Blockhaustypen“ seit gut einem Jahr machen, ist allerdings ganz speziell. Sascha Böhl und Mario Sonneborn bauen Häuser aus massiven Stämmen, und zwar aus Käferholz. „Wir merken, wie das Thema Nachhaltigkeit die Nachfrage antreibt“, freut sich Forstwirtschaftsmeister Sascha Böhl, der die echte Manufaktur gemeinsam mit dem Zimmerermeister Mario Sonneborn betreibt.
Käferholz kein Qualitäts-Problem
Der 40-Jährige Böhl ist quasi ein Kind des Waldes, „eigentlich immer draußen“. Er kennt nicht nur die Wälder im Wittgensteiner Land sehr genau, weiß, wo in der Region noch brauchbare Fichten für die denkbar massivste Holzbauweise stehen. Das verwendete Käferholz sei keineswegs schlechtes Holz – auch wenn es seit geraumer Zeit geradezu verramscht werde. Der gefürchtete Borkenkäfer, hier in der Regel der Buchdrucker, schmatzt sich zwar unter der Rinde entlang, bohrt sich aber nicht tief in den Fichtenstamm. Geschält und gewaschen sind die Hölzer einwandfrei für den Holzbau geeignet.
Allerdings: Auch wenn bei einer Fahrt durch die Wälder im Sauer- und Siegerland enorme Mengen Holzstämme und reichlich kahle Hänge zu sehen sind – selbst das Käferholz für die heimische Verarbeitung wird immer knapper. Massenweise wird es ins Ausland verschifft. Nach Amerika oder China, wo es auf Baustellen auch als Schalholz verwendet wird.
Kreativität kennt kaum Grenzen
Von der seit Monaten rasant gestiegenen Nachfrage und den damit ebenso gestiegenen Holzpreisen, die selbst Hobbyhandwerker am Regal in ihrem Baumarkt ablesen können, füllen sich nicht die Kassen der heimischen Waldbesitzer, sagt Forstwirtschaftsmeister Böhl.
Kein Wunder, dass eines der aktuellen Bauprojekte in Bad Berleburg ein zweigeschossiges Wohnhaus für einen Unternehmer ist, der das Material in seinem eigenen Wald hat schlagen lassen. Rund 110 Festmeter vom Käfer befallenes Fichtenholz sind dafür verbaut worden. Herausgekommen ist ein Naturstammhaus mit rund 170 Quadratmeter Wohnfläche.
Man muss die Optik und die Natürlichkeit lieben. „Es ist nichts gerade, aber das wollen wir ja auch so“, erklärt Böhl. Dennoch muss man keineswegs auf Luxus verzichten. Und das „Ungerade“ gilt erst einmal nur für den Rohbau. Im Innenbereich ist der Kreativität keine Grenze gesetzt, Wände zur Aufteilung des Raumes aus Holzständerwerk machen viel möglich.
Dass der Holzpreis aktuell in schwindelerregende Höhen geschossen ist, spielt für die beiden Blockhaustypen erst einmal keine Rolle – und auch für die Kunden nicht, die sich ihren Traum vom Massivholzhaus von den beiden erfüllen lassen. „Teuer ist nur das Schnittholz, das durch das Sägewerk gegangen ist“, erklärt Böhl. Das Wittgensteiner Duo hat sich hier mit einer 13-Meter-Bandsäge ein bisschen unabhängig gemacht. Für den eigentlichen Hausbau brauchen sie aber eher Kettensäge und Zirkel, mit denen die Stämme so exakt bearbeitet und aufeinander angepasst werden, dass sie später dicht sind – denn auch die Naturstamm-Blockhäuser aus Wittgenstein müssen der aktuellen Energieeinsparverordnung (ENEV) entsprechen. Wie gut ein solches Holzhaus isoliert und welche Vorzüge es in Bezug auf Raumklima und Akustik mit sich bringt, merkt der Besucher sofort. Der natürliche Kühlschrankeffekt sorgt im Sommer dafür, dass auch bei großer Hitze im Inneren angenehme Temperaturen herrschen, weil der Raureif der Nacht sich auf die unbehandelten Stämme legt und Verdunstungskälte die Wände tagsüber kühlt.
Mit Zirkel und Kettensäge
Die Blockhaustypen bauen überwiegend Wohnhäuser, können aber auch anders. Eine Handvoll Buswartehäuschen zieren die Straßen rund um Bad Berleburg bereits. Auch Gartenhäuser sind möglich – aber im Vergleich zu Wohnhäusern relativ teuer. Das Holz-Eigenheim selbst könne dagegen bei den Baukosten mit konventioneller Bauweise mithalten. Abhängig von Größe und Extrawünschen wie Erkern liege ein Holzrohbau zwischen 150.000 und 170.000 Euro auf Betonbodenplatte. Dämmen, Verputzen, Streichen entfällt. Gebäudeschutz bieten die Dachüberstände, die in der Regel zwei Meter sein müssten, damit auch an der Wetterseite die Stämme geschützt seien.
Nachfrage hoch – zwei Jahre Wartezeit
Die Nachfrage ist hoch. Wer sich für ein Naturstammhaus interessiert, muss zwei Jahre Wartezeit einkalkulieren. Fünf Wohnhäuser sind bereits fertiggestellt worden. Infos unter www.blockhaustypen.deDas erste Haus-Projekt der Wittgensteiner ist ein Gastronomiebetrieb an der Alten Landstraße in Bad Berleburg, der sinnigerweise „Das Stamm-Haus“ heißt. Hier bekommt man einen guten Eindruck von der Bauweise.