Düsseldorf. Die Jahreszahlen für den NRW-Handel spalten die Branche: Modegeschäfte verlieren Umsatz und Personal, Onlinehandel und Möbel boomen. Die Bilanz.

Die Corona-Pandemie hat einen tiefen Keil in den nordrhein-westfälischen Einzelhandel getrieben: Das belegen die vorläufigen Umsatz- und Beschäftigtenzahlen des Landesstatistikamtes für 2020. Sie zeigen auf der einen Seite das ganze Ausmaß der Krise etwa im Textilhandel sowie auf der anderen Seite enorme Zuwächse im Onlinehandel, den Elektronikmärkten und Möbelhäusern. Entsprechend gingen in der Mode- und Schuhbranche viele Arbeitsplätze verloren, während die von der Corona-Krise profitierenden Zweige ihr Personal aufstockten.

Das branchenweite Umsatzplus im NRW-Einzelhandel von 5,2 Prozent (inflationsbereinigt 4,0 Prozent) gibt daher eine allgemeine Tendenz wider, die wenig über die einzelnen Handelssegmente aussagt. Die überdurchschnittliche Steigerung dokumentiert aber, dass die Menschen während der Pandemie insgesamt deutlich mehr Geld ausgegeben haben als in normalen Jahren. Sie ließen mehr Euro im Supermarkt und an der Tankstelle, kauften häufiger neue Möbel oder Fernseher. Doch sie mieden Modegeschäfte, gingen seltener zum Bäcker und Metzger und mieden Wochenmärkte.

Vor allem Elektronikgeräte und Möbel verkauften sich besser

Im von Corona geprägten Jahr 2020 brachen die Umsätze im Einzelhandel mit Bekleidung und Schuhen nach vorläufigen Zahlen von IT-NRW inflationsbereinigt um ein gutes Fünftel (20,5 Prozent) ein. Der Handel mit Nahrungsmitteln und Getränken setzte nominal 3,7 Prozent mehr um, aufgrund der dort größeren Preissteigerungen stagnierte er aber unter Berücksichtigung der Inflation (+0,1). Elektronikgeräte, Heimwerkerbedarf und Möbel verkauften sich besser – die Umsätze in diesen Segmenten stiegen preisbereinigt um 9,8 Prozent. Der Onlinehandel nahm zwischen Januar und Dezember 27,2 Prozent mehr ein.

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Seine Beschäftigtenzahl konnte der Einzelhandel im Jahresdurchschnitt halten, sie stieg sogar leicht um 0,2 Prozent. Allerdings beschäftigten die Händler 0,7 Prozent weniger Vollzeitkräfte und glichen Arbeitsspitzen häufiger mit Teilzeitkräften (+0,8 Prozent) aus. Auch hier lagen die einzelnen Bereiche weit auseinander: Die Modebranche baute kräftig Arbeitsplätze ab (-8,4 Prozent), der Handel an Verkaufsständen und auf Märkten ebenfalls (-4,7 Prozent). Versandhändler (+3,0 Prozent), Tankstellen (+3,3 Prozent) sowie Baumärkte (+2,5 Prozent) und Sportausrüster (+1,6 Prozent) und stellten dagegen ein.

Die Lage der Textilhändler hat sich weiter verschärft

Im Laufe des Jahres haben sich die Unterschiede zwischen den Handelsbereichen weiter vergrößert, für den Textilhandel besonders mit dem zweiten Lockdown ab Mitte Dezember. So setzten die Textilgeschäfte im Dezember 38,9 Prozent weniger um als im Vorjahresmonat. Die Erlöse an Verkaufsständen und auf Märkten brachen um 34,2 Prozent ein. Dagegen wuchs der Online- und Versandhandel im Weihnachtsmonat um 36,8 Prozent. Elektronikwaren verkauften sich vor dem Fest deutlich besser (+24,5 Prozent), auch der Boom im Fahrradhandel setzte sich im Dezember fort (+31,5 Prozent).

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Weil die von der Pandemie besonders betroffenen Einzelhändler die versprochenen Hilfen vom Staat großteils noch nicht erhalten haben, fordern ihre Verbände umso mehr eine Öffnungsperspektive. Die sollen ihre Verbände mit Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) bis zum nächsten Corona-Gipfel Anfang März nun erarbeiten.