Essen. Commerzbank will weitere 340 Filialen schließen und jede dritte Stelle streichen. Mitarbeiter in 200 NRW-Geschäftsstellen bangen um ihre Zukunft.

Der geplante Kahlschlag bei der Commerzbank sorgt für Unruhe vor allem auch in Nordrhein-Westfalen. Von den 790 Filialen liegen 200 zwischen Rhein und Weser. Um die Commerzbank aus den roten Zahlen zu führen, will der neue Konzernchef Manfred Knof die Zahl der Geschäftsstellen bundesweit auf 450 zusammenstreichen und jeden dritten der weltweit 48.000 Arbeitsplätze abbauen.

Welche Standorte von den Schließungsabsichten betroffen sein werden, ist offenbar noch offen. „Die Planung wird zunächst mit unseren Arbeitnehmergremien besprochen. Eine Entscheidung steht noch nicht fest“, sagte eine Sprecherin der Commerzbank NRW auf Anfrage unserer Redaktion.

https://www.waz.de/wirtschaft/wirtschaft-in-nrw/commerzbank-schliesst-13-filialen-im-ruhrgebiet-id230207016.htmlBereits im August hatte das zweitgrößte private Geldinstitut entschieden, die Schließung von 200 Filialen zeitlich vorzuziehen. Das hatte zur Folge, dass in NRW 50 Geschäftsstellen nach dem ersten Corona-Lockdown erst gar nicht wieder ihren Betrieb aufnahmen. Im Ruhrgebiet waren davon 13 Standorte vor allem in Essen, Duisburg und Dortmund betroffen.

Nun will sich die Commerzbank bundesweit von weiteren 340 Geschäftsstellen trennen. Das Sparprogramm laufe bis zum Jahr 2024, teilte das Unternehmen mit. Am Mittwochabend hatte der Aufsichtsrat die Pläne des Vorstands gebilligt.

https://www.waz.de/wirtschaft/sparmassnahmen-commerzbank-will-rund-10-000-stellen-abbauen-id231430925.html„Ziel ist es, für frühestmögliche Klarheit und Transparenz über Betroffenheiten, Zeitabläufe und Perspektiven zu sorgen“, erklärte das Unternehmen. Es werde angestrebt, „bis zur Hauptversammlung am 5. Mai 2021 die notwendigen Rahmenregelungen – Rahmen-Interessenausgleich und Rahmen-Sozialplan – mit dem Gesamtbetriebsrat abzuschließen.“ Commerzbank-Chef Knof versicherte, betriebsbedingte Kündigungen möglichst vermeiden zu wollen.

Die Ausdünnung des Fililalnetzes wird aber auch Auswirkungen auf die Kunden haben. Bei kostenlosen Bargeldauszahlungen werden sie zunehmend auf Supermärkte, Shell-Tankstellen und Zweigstellen von Banken, die zur Cashgroup gehören, angewiesen sein. Während der Corona-Krise wuchs aber auch der Anteil von Kunden, die das Online-Banking nutzen. Das bundesweite Servicecenter für telefonische und digitale Dienstleistungen der Commerzbank sitzt in Duisburg und dürfte künftig an Bedeutung gewinnen.

https://www.waz.de/staedte/duisburg/commerzbank-sorge-um-weitere-filialschliessungen-in-duisburg-id231454569.htmlDer seit Jahren andauernde Umbau der Commerzbank sorgt für schlechte Stimmung in der Belegschaft, wie die jüngste Mitarbeiter-Umfrage „Pulse Check 2020“ belegen soll. Nur ein Fünftel der Befragten schaut optimistisch auf die Zukunft der Bank. Die Erhebung fand im Zeitraum 27. November bis 11. Dezember statt, als der bisherige Vorstandschef Martin Zielke seinen Rücktritt bereits angekündigt hatte. Zuvor hatte das „Handelsblatt“ über die Umfrage berichtet, an der sich 57 Prozent der Mitarbeiter beteiligten. „Die Befragung macht deutlich, dass die Mitarbeiter sich schnell Klarheit wünschen, wie es weitergeht“, stellte Personalchefin Sabine Schmittroth fest.