Lippstadt. Der Verkauf einer Softwaresparte an VW hat Hella 120 Millionen Euro in die Kasse gespült. Aber der Mikrochipmangel macht weiter Probleme.
Der Autozulieferer Hella aus Lippstadt hat den Verkauf seiner Frontkamerasoftwaresparte an die „Car.Software Organisation“ für eine Summe von 120 Millionen Euro abgeschlossen. Das Kartellamt gab grünes Licht für den Verkauf an die VW-Tochter.
Das Geschäft wurde bereits im September vergangenen Jahres abgeschlossen, bislang fehlte aber noch die Freigabe durch die Kartellbehörde. Der Licht- und Elektronikspezialist Hella wägt nach eigenen Angaben permanent ab, ob im jeweiligen Geschäftssegment eine Technologie- oder Marktführerschaft erreichbar ist – oder ob ein Geschäftsbereich abgegeben wird.
LED-Scheinwerfer sind kleine Computer
Hella ist in einer Reihe Zukunftsfeldern im Zusammenhang mit autonomem Fahren weiter erfolgreich und werde auch weiter in Schlüsseltechnologien investieren, insbesondere in Radar-Sensorik und Lenkungselektronik, heißt es vom Konzern. Dies erfolgt durch Übernahme, Kooperation oder auch Joint-Ventures.
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Im Bereich Elektronik, wie bei der Produktion modernster chipgesteuerter LED-Lichttechnik, fehlt es seit einigen Wochen in der gesamten Branche an Mikrochips.
Hella ist weltweit führender Anbieter von Matrix-LED-Scheinwerfern, die sich in Serie in vielen deutschen Modellen von Porsche über Mercedes bis hin zu BMW wiederfinden. Die BMW 5er-Reihe wird beispielsweise ab sofort mit einem adaptiven Matrix-LED-Scheinwerfer mit zusätzlicher Laserlichtquelle ausgestattet.
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Im Prinzip sind die Scheinwerfer kleine Computer - für die eben auch Mikrochips benötigt werden. Hella schaffe es durch das Konzernnetzwerk gerade ausreichend Chips für die Produktion zu bekommen, „aber es ist ein täglicher Kampf“, erklärte Unternehmens-Sprecher Markus Richter.
Hella hält an Umsatzprognose fest
Insgesamt werden derzeit weltweit weniger Halbleiter produziert, als von der Autoindustrie nachgefragt werden. Aus diesem Grund drosselten einige Autobauer gerade die Produktion. Auch wenn Hella also seine Kunden noch beliefern könnte, sinkt gerade zwangsläufig die Nachfrage beim Zulieferer. Der Chipengpass wirkt wie eine Bremse. Schnelle Entspannung ist für die Branche wohl vorerst nicht in Sicht, weil auch die Nachfrage aus dem Consumer-Elektronikbereich weiter hoch ist.
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Seit Mitte Dezember ist der Lieferengpass sichtbar, der nach Richters Einschätzung durchaus noch bis in den Sommer hinein dauern könne und Hella, wegen der Drosselung der Produktion bei den Kunden, absehbar Umsatzeinbußen bescheren werde – vermutlich einen mittleren bis hohen zweistelligen Millionenbetrag. Die Prognose auf einen Jahresumsatz zwischen 6,1 und 6,6 Milliarden Euro werde dies aber nicht beeinflussen.