Hagen. Die Arbeitsmarktzahlen in NRW spiegeln es kaum wider, aber 25 Prozent mehr Jugendarbeitslosigkeit als vor einem Jahr sind alarmierend.

Am Arbeitsmarkt scheinen sich die Auswirkungen der Corona-Pandemie bisher in Grenzen zu halten. Torsten Withake, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit, bezeichnet sie als „moderat“. Der erste Blick auf die aktuellsten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit mag dies auch bestätigen. In Nordrhein-Westfalen hat sich demnach die Arbeitslosigkeit trotz des Lockdowns „saisonüblich entwickelt“. Über den Jahreswechsel verloren demnach zwar über 34.000 Menschen ihren Job. Der Anstieg entspreche allerdings dem langjährigen Schnitt um diese Jahreszeit.

Zahl der Langzeitarbeitslosen steigt in einem Jahr um 200.000

Es gibt allerdings bereits Entwicklungen, die Anlass zu großer Sorge sind. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist bundesweit innerhalb eines Jahres von Januar 2020 bis heute alarmierend gestiegen - um mehr als 200.000 auf nun 928.893. Es handelt sich um eine Personengruppe, häufig über 55 Jahre alt und ein hoher Anteil Frauen, die auch nach Ende der Pandemie große Schwierigkeiten haben dürfte, wieder einen Job zu finden.

Ebenso kritisch ist die Entwicklung beim Nachwuchs. „Fast 25 Prozent mehr Jugendarbeitslosigkeit als im vor einem Jahr sind alarmierend“, machte Christiane Benner, Vizechefin der IG Metall, in dieser Woche auf die besorgniserregende Entwicklung noch einmal aufmerksam. In Zeiten, in denen viele Unternehmen selbst nicht wissen, wie sie die Krise überstehen werden, sieht es auch bei Übernahmen von Auszubildenden schlecht aus – Fachkräftemangel hin oder her.

Am Ausbildungsmarkt hat sich im vergangenen Jahr bereits gezeigt, dass es nicht gelingt, alle Jugendlichen mitzunehmen. Auch aktuell wird es mit Blick auf den nächsten Ausbildungsstart im August des Jahres schwierig, sich richtig zu orientieren und für eine Ausbildung zu entscheiden. Instrumente wie die flächendeckende mit Praktika verbundene Berufsorientierung in Nordrhein-Westfalens Schulen funktionieren derzeit nicht. Hier besteht akuter Handlungsbedarf, will man eine Generation-Corona verhindern.

Dass der NRW-Arbeitsmarkt weiter fragil bleibt, lässt sich auch an den Zahlen zur Kurzarbeit ablesen: Im Januar zeigten landesweit 15.463 Unternehmen Kurzarbeit für 182.289 Beschäftigte an. Das sind gut 1000 Unternehmen mehr als im Dezember, die Kurzarbeit angezeigt haben, gleichzeitig weniger betroffene Beschäftigte (knapp 13.000). Wie viel Kurzarbeit tatsächlich aktuell stattfindet, zeigt sich erst mit mehrmonatiger Verzögerung, wenn tatsächlich die Kosten, also die Lohnersatzleistung mit der Bundesagentur abgerechnet wird. Zum Vergleich: Im März und April 2020 hatten knapp 160.000 Unternehmen Kurzarbeit für fast 2,3 Millionen Personen angezeigt.

Erst in den kommenden Monaten wird sich ein realistischeres Bild ergeben, welche Unternehmen die Krise überstehen. Experten rechnen mit zahlreichen Insolvenzen von Betrieben, die längst in finanziellen Schwierigkeiten sind, aber wegen eines entsprechenden Krisen-Moratoriums bislang die Zahlungsunfähigkeit nicht anmelden mussten. Die Insolvenzaussetzung galt zunächst bis zum 31. Januar und wurde in letzter Sekunde bis Ende April verlängert.

Entwicklung in Südwestfalen bleibt im Trend 

Die Arbeitslosenzahlen in Südwestfalen, Hagen und dem südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis entwickelten sich annähern analog zu den NRW-Zahlen. Im Jahresvergleich ist in Südwestfalen die Arbeitslosigkeit um 5824 Personen oder 13,9 Prozent gestiegen. Arbeitslos gemeldet waren im Januar 47.664 Personen und damit 2254 Personen oder 5 Prozent mehr als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote lag im Januar bei 6,1 Prozent – 0,8 Prozentpunkte höher als vor einem Jahr.

Im Ruhrgebiet ist die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen laut Bundesagentur für Arbeit im Vergleich zum Vormonat um 9.748 Personen oder 3,9 Prozent gestiegen. Hier waren im Januar 260.145 Menschen arbeitslos gemeldet. Vor einem Jahr waren im Ruhrgebiet 34.350 Personen oder 15,2 Prozent weniger arbeitslos. Die Quote lag im abgelaufenen Monat bei 10,6 Prozent, 0,4 Punkte über dem Vormonat und 1,4 Prozentpunkte höher als vor zwölf Monaten.

Am niedrigsten ist die Arbeitslosenquote in Nordrhein-Westfalen nach wie vor im Münsterland mit 4,5 Prozent. Hier waren im Januar knapp 42.000 Menschen arbeitslos gemeldet.