Lippstadt. Der Autozulieferer Hella aus Lippstadt kommt besser durch die Krise als erwartet. Der Umsatz zum Jahresende lag über Vorjahreszeitraum.
Der Automobilzulieferer Hella kommt deutlich besser durch die Krise als erwartet. „Das zweite Quartal war sehr gut, eines der besten in der Unternehmensgeschichte“, sagt der Vorstandsvorsitzende Rolf Breidenbach am Donnerstagmorgen bei der Präsentation der Halbjahresergebnisse.
3,2 Milliarden Euro Umsatz zum Halbjahr Ende November
Das Geschäftsjahr des Licht- und Elektronikspezialisten beginnt jeweils im Juli des Jahres. Im Sommer war man bei Hella noch deutlich pessimistischer als heute. Bereits Anfang Dezember korrigierte man aufgrund der guten Geschäfte seit September die Umsatzprognose für das Gesamtjahr um eine halbe Milliarde Euro auf 6,1 bis 6,6 Milliarden Euro nach oben. „3,2 Milliarden Euro Umsatz zum Halbjahr sind erheblich mehr als wir im Juni oder auch noch im September erwartet haben“, so Breidenbach.
Der Motor des Aufschwungs sei Asien, insbesondere China, wo die Fahrzeugproduktion im abgelaufenen Kalenderjahr wieder auf Vorjahresniveau lag. Wesentliche Standbeine von Hella sind die Produktion von digitaler Lichttechnik und Elektronik für Assistenzsysteme sowie Batteriemanagementsysteme. Hier sind die Lippstädter in vielen Bereichen Marktführer. Für den neuen vollelektrischen Volvo Polestar 2, der seit vergangenem Sommer ausgeliefert wird, und der als ernsthafter Konkurrent zum Tesla 3, dem Audi e-tron und dem Mercedes EQC gilt, fertigt Hella beispielsweise die durchgängige Voll-Led-Heckleuchte aus knapp 300 LED.
Engpass bei Mikrochips beeinträchtigt die Produktion
Aktuell sieht es so aus, als würde der überraschend positive Trend in der Automobilbranche anhalten. Unsicherheiten bleiben laut Breidenbach aber, so dass eine gesicherte Prognose für mehrere Monate kaum möglich sei. Dies liege nicht allein an der Covid-19-Pandemie, sondern auch an Lieferengpässen, wie es sie aktuell bei Mikrochips gebe. „Das führt bei uns bereits zu Stop and Go in der Produktion“, erklärte der Hella-Chef. Ein Problem, das aktuell bereits bei großen Herstellern wie VW zu Produktionsstopps in deutschen Werken führt.
Personalabbau läuft weiter
Ungeachtet der positiven Entwicklung hat Hella im vergangenen halben Jahr deutlich Personal abgebaut. Die Stammbelegschaft wurde auf weltweit knapp 36.000 Mitarbeiter reduziert, davon arbeiten noch gut 23.000 in Europa. Am stärksten Personal reduziert wurde in den vergangenen Monaten in Amerika, wo Hella noch knapp 7000 Mitarbeiter beschäftigt. Am geringsten war der Personalabbau in Asien. Hier arbeiten aktuell knapp 5600 Menschen für den Konzern. Weitgehend noch nicht eingerechnet ist der Personalabbau in Deutschland, der bis 2023 bis zu 1300 Beschäftigte betrifft. Hier wird beispielsweise zum 31. März das Werk in Regensburg geschlossen. Am Stammsitz Lippstadt, dem noch größten Standort, sollen in Kürze Verhandlungen über Abfindungsprogramme stattfinden. Hella hatte für die Maßnahmen im gesamten Konzern im ersten Quartal insgesamt 169 Millionen Euro als Rücklage verbucht. In Lippstadt wurde bereits 2019 im Lichtwerk II Personal abgebaut. Hier hat inzwischen Künstliche Intelligenz Einzug gehalten und ersetzt die menschliche Sichtkontrolle in der Scheinwerferfertigung.