Essen. In NRW sehen sich weniger Firmen von der Corona-Krise betroffen als im Bundesdurchschnitt. Umfrage: Kurzarbeit und Homeoffice statt Entlassungen.
Die Corona-Krise beeinträchtigt die nordrhein-westfälische Wirtschaft nicht ganz so hart wie Betriebe im Rest der Republik. Einer Studie im Auftrag der Commerzbank zufolge fühlen sich 40 Prozent der Mittelständler in NRW stark von der Pandemie getroffen. Im Bundesdurchschnitt liegt die Zahl demnach bei 55 Prozent. Allerdings gehen für 38 Prozent der stark betroffenen Firmen in NRW die Auswirkungen so weit, dass sie sich in ihrer Existenz bedroht sehen.
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Um die Folgen der Krise einzudämmen, nutzt jeder vierte Mittelständler zwischen Rhein und Weser der Umfrage zufolge das Instrument Kurzarbeit. Gut ein Fünftel der Firmen beantragte Zuschüsse einer Landesförderbank. Zwei von fünf Unternehmern haben eine staatliche Unterstützung von weniger als 10.000 Euro erhalten. Nur 14 Prozent haben dagegen Zuwendungen von mehr als 100.000 Euro erhalten. Das sind allerdings mehr als doppelt so viele wie im Bundesdurchschnitt. Für die Studie wurden bundesweit 3.500 Selbstständige, Freiberufler und Unternehmern mit einem Jahresumsatz von bis zu 15 Millionen Euro vom Meinungsforschungsinstitut Ipsos befragt, davon 650 in Nordrhein-Westfalen.
„In 40 Prozent der Fälle lag die Höhe der Unterstützung unter 10.000 Euro. Das heißt, dass insbesondere viele kleine Unternehmen betroffen sind“, sagt Mario Peric, Bereichsvorstand Privat- und Unternehmerkunden bei der Commerzbank in NRW. Den Zugang zu den Corona-Fördertöpfen erhalten Firmen nur über ihre Banken. Jedes zweite nordrhein-westfälische Unternehmen fühlte sich laut Umfrage gut über die Fördermöglichkeiten beraten. Mehr als 90 Prozent gaben an, ihre Bank sei in der Krise eine große Unterstützung gewesen. Die Commerzbank selbst stellte nach eigenen Angaben seit Mitte März bundesweit ein Finanzierungsvolumen von über zehn Milliarden Euro bereit. 2,7 Milliarden davon seien nach NRW geflossen.
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Die Unterstützung durch Fördertöpfe und Banken hat offenbar Wirkung gezeigt. „Zwei Drittel der Unternehmen ist bisher ohne Personalmaßnahmen ausgekommen“, zieht Peric eine Zwischenbilanz. Kündigungen habe es nur in sechs Prozent der befragten Firmen gegeben. Dafür setzten die Unternehmen verstärkt auf Flexibilität. Rund die Hälfte der Betriebe schickte ihre Mitarbeiter inzwischen ins Homeoffice. Das waren immerhin sechs Prozent mehr als vor der Corona-Krise.
Die Zeit seit März nutzten der Studie zufolge viele Unternehmen, um ihr Geschäftsmodell anzupassen. Ein Viertel senkte dabei die Kosten. Sieben Prozent der Unternehmer reduzierten ihr Produktangebot, aber jeder Vierte erweiterte auch sein Produkt- und Dienstleistungsangebot. Dabei wurden vor allem verstärkt digitale Vertriebswege und Kommunikationskanäle genutzt. „Es kann durchaus von einem Digitalisierungsschub durch Corona gesprochen werden“, urteilt Commerzbank-Bereichsvorstand Mario Peric. Jedenfalls gaben 60 Prozent der Firmen in NRW an, die Pandemie zur Digitalisierung zu nutzen. Bundesweit liegt die Zahl allerdings bei 75 Prozent. 33 Prozent gaben an, dass sie der Krise auch etwas Positives abgewinnen können: Die Mitarbeiter hätten mehr Zeit für die Familie.