Duisburg. Media Markt und Saturn profitieren vom Elektronik-Boom in Corona-Zeiten. Großaktionär Haniel kritisiert aber die Schwächen im Online-Geschäft.
Der Appell der Kanzlerin, während der Corona-Pandemie zu Hause zu bleiben, hat den Verkauf von Fernsehern und Laptops im Frühjahr gewaltig angekurbelt. Davon profitierten auch die kriselnden Elektronikmarkt-Ketten Media Markt und Saturn. Dem größten Aktionär, der Duisburger Haniel-Gruppe, geht der Umbau des Mutterkonzerns Ceconomy aber dennoch nicht schnell genug, er macht Vorstandschef Bernhard Düttmann nun Druck.
Als die Geschäfte im Mai wieder öffnen durften, waren vor allem größere Fernseher gefragt. Nach Erkenntnissen der Gesellschaft zur Förderung der Unterhaltungselektronik in Deutschland (GFU) wuchs der Absatz von Flachbildschirmen um 37 Prozent. Auch im Juni liefen die Geschäfte gut. Im Vergleich zum Vorjahresmonat verkaufte der Handel 21 Prozent mehr Fernseher – bei stabilen Preisen, im Schnitt 562 Euro pro Stück. Weil viele Beschäftigte nach wie vor im Home Office arbeiten, zog auch das Geschäft mit Computern, Laptops, Monitoren und Druckern an. Die GFU rechnet auf Jahressicht mit einem Plus von zehn Prozent in diesem Segment.
Ceconomy steigert Verkaufszahlen im Juni um zwölf Prozent
Die gute Konjunktur für elektronische Geräte beflügelte auch Media Markt Saturn. Im Mai lagen die Umsätze der Düsseldorfer Muttergesellschaft Ceconomy mit 1,55 Milliarden Euro um drei Prozent über dem Vorjahresniveau. Im Juni übertrafen die Verkaufszahlen mit 1,75 Milliarden Euro den Vorjahreswert sogar um zwölf Prozent. Und, was dem Unternehmen besonders wichtig ist: Das Online-Geschäft wuchs im dritten Quartal um rund 145 Prozent und machte damit 35 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Bei Ceconomy beobachtete man überdies, dass sich Einkäufe via Internet auch im Mai und Juni weiter positiv entwickelten, obwohl die Märkte nach dem wochenlangen Shutdown wieder schrittweise öffneten.
Das Onlinegeschäft gilt als die größte Schwachstelle bei Media Saturn und als Hauptgrund, warum die Ketten in den vergangenen Jahren wirtschaftlich nicht vom Fleck kamen und zuweilen sogar rote Zahlen schrieben. Am 26. März hatte Konzernchef Bernhard Düttmann eigentlich den Startschuss für seine neue Strategie und damit einen Befreiungsschlag vorstellen wollen, doch die Corona-Pandemie machte ihm einen Strich durch die Rechnung.
Sind satte Umsatzsteigerungen nur Nachholeffekte?
Einen neuen Termin für die Präsentation eines konkreten Plans, wie er Media Markt und Saturn umbauen will, vermag das Unternehmen auch im Juli nicht zu nennen. „Wir bewerten die Situation rund um die Covid-19-Pandemie fortlaufend neu, bleiben jedoch als europäischer Marktführer für Consumer Electronics zuversichtlich für unsere langfristigen Perspektiven“, sagt Düttmann vage. Man wolle erst einmal beobachten, wie sie das Konsumverhalten nach Corona entwickele und ob die satten Umsatzsteigerungen womöglich nur auf Nachholeffekte zurückzuführen seien.
Dem mit 22,7 Prozent größten Aktionär der Ceconomy geht das aber nicht schnell genug. Thomas Schmidt, Chef des Duisburger Traditionsunternehmens Haniel, hatte sich lange in Geduld geübt. Doch nun will er Taten sehen. „Ceconomy hat viel Potenzial, aber Covid-19 hat noch einmal die Schwächen des Geschäftsmodells von Media Markt Saturn aufgezeigt“, sagte er dem Manager Magazin. „Die Abhängigkeit vom stationären Geschäft ist noch zu groß, das Onlinegeschäft nicht stark genug. Das Storekonzept muss überarbeitet werden“, fordert er. Es komme nicht nur auf eine neue Stratgie an, „sondern auch auf Konsequenz in der Umsetzung“.
Schmidt kündigt an, dass sich Haniel nun „noch stärker“ bei Ceconomy einmischen werde. „Als Chef des Großaktionärs Haniel werde ich mich auch selbst soweit möglich in die Diskussion einbringen“, kündigt der Manager an. Ob er die Nachfolge des Ceconomy-Aufsichtsratsvorsitzenden Jürgen Fitschen, dessen Amtszeit im kommenden Jahr ausläuft, anstrebt, ließ Schmidt freilich offen.
Debatte um Zukunft der Chefs von Aufsichtsrat und Vorstand
Der Posten des Chefaufsehers ist nicht die einzige Personalie, die Ceconomy zu klären hat. Bis Oktober muss der Aufsichtsrat entscheiden, ob Bernhard Düttmann Vorstandschef bleibt oder in das Kontrollgremium zurückkehrt. Im vergangenen Herbst war der heute 61-Jährige zum zweiten Mal in die Bresche gesprungen und hat quasi über Nacht den Aufsichtsrat verlassen, um die Geschäftsführung bei Ceconomy zu übernehmen. Nach Aktiengesetz ist die Entsendung eines Aufsichtsrat in den Vorstand des Unternehmens maximal für zwölf Monate möglich.
Im Herbst hatte sich Ceconomy nach nur wenigen Monaten von Chef Jörn Werner getrennt. Er war nicht der einzige Manager, der dem Elektronikriesen in jüngerer Zeit abhanden gekommen war.