Essen. Verdi und Betriebsräte informieren auf Betriebsversammlungen über die Verhandlungen zum Sanierungstarifvertrag. Manch Warenhaus öffnet später.

An diesem Montagmorgen haben die Kaufhäuser von Galeria Karstadt Kaufhof mancherorts erst mit Verspätung geöffnet, Verdi zufolge etwa in Bochum, Gelsenkirchen, Kleve und Wesel. Grund waren Betriebsversammlungen, die bundesweit durchgeführt wurden und werden. Betriebsräte und die Gewerkschaft Verdi informieren die Mitarbeiter über den Stand der Verhandlungen über einen Sanierungs-Tarifvertrag.

Die Warenhauskette befindet sich in einem Schutzschirmverfahren und will etwa jede dritte Filiale schließen, um den Konzern zu retten. Das Management mit den Insolvenzexperten Arndt Geiwitz und Frank Kebekus muss dem Insolvenzgericht bis Ende Juni einen Sanierungsplan vorlegen. Betriebsrat und Verdi kämpfen dagegen um den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze und Kaufhäuser. Der Auftakt der Verhandlungen am vergangenen Freitag gestaltete sich Verdi zufolge schwierig.

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Die Dienstleistungsgewerkschaft meldete am Montagmorgen für NRW Betriebsversammlungen an zahlreichen Standorten. Im Ruhrgebiet fanden sie in Galeria-Warenhäusern in Duisburg, Wesel, Oberhausen (Centro), Mülheim (Rhein-Ruhr-Zentrum), Essen (Limbecker Platz), Bochum (Ruhr Park), Gelsenkirchen und Dortmund (hier Karstadt und Kaufhof) statt. In den anderen Häusern hätten bereits Betriebsversammlungen stattgefunden oder seien für einen der nächsten Tage geplant, erklärte Verdi.

In einem Flugblatt der Gewerkschaft an die Mitarbeiter, das unserer Redaktion vorliegt, betont Verdi, die Positionen lägen noch sehr weit auseinander. Die Gewerkschaft spricht von einem „Horrorkatalog“ an Forderungen der Unternehmensleitung und des Generalbevollmächtigten Geiwitz. Dazu gehörten der Verzicht auf die Sonderzahlungen und weitere Abstriche bei den Beschäftigten bis 2026 sowie Nullrunden in den Jahren 2020 und 2021. Ab 2022 wolle „die Galeria-Spitze Gehaltsanhebungen von den wirtschaftlichen Kennzahlen abhängig machen“.

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An der Zahl von bis zu 80 Warenhäusern, die von einer Schließung bedroht sind, halte das Management ebenso fest. Das hinge auch von Mietpreisverhandlungen ab, hieß es. Geiwitz selbst hatte in einem Interview mit der Wirtschaftswoche betont, ein gutes Dutzend Filialen können gerettet werden, wenn die Immobilienbesitzer die Mieten senkten. Dazu hatte auch der Gesamtbetriebsratschef Jürgen Ettl die Vermieter aufgerufen.

Das Management hat knapp 60 der 172 Filialen im Grunde schon aufgegeben, Geiwitz und Kebekus sprachen zuletzt davon, bis zu zwei Drittel der Häuser erhalten zu können. Bei einigen weiteren seien Mietsenkungen nötig, um sie wirtschaftlich betreiben zu können, die anderen rund 90 Warenhäuser sind demnach nicht gefährdet. Verdi fordert ein Zukunftskonzept für die Kaufhauskette, damit möglichst viele Filialen erhalten werden können. Karstadt-Eigner René Benko hatte erst vor einem Jahr den früheren Konkurrenten Galeria Kaufhof komplett von der kanadischen HBC übernommen.