Essen. Unternehmen verschieben die Besetzung ihrer Ausbildungsstellen. Viele junge Menschen drohen in diesem Jahr, ohne Ausbildungsplatz dazustehen.
Durch die Corona-Krise drohen viele junge Menschen in NRW, ohne Ausbildungsplatz dazustehen. Wie die Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit meldete, ist die Zahl der im Mai gemeldeten Stellen im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Trotzdem gab es im Mai noch knapp 50.000 unbesetzte Ausbildungsplätze. „Aktuell werden viele Entscheidungen zur Besetzung freier Ausbildungsstellen mit Beginn Herbst 2020 verschoben“, erklärte Torsten Withake, Chef der NRW-Arbeitsagentur.
Bereits im vergangenen Jahr sind in NRW mehr als 10.000 gemeldete Ausbildungsstellen unbesetzt geblieben, so viele wie noch nie. Nun ist infolge der Corona-Krise zu befürchten, dass die Zahl der unbesetzten Stellen noch weiter steigt und gleichzeitig viele Jugendliche leer ausgehen.
Viele freie Stellen in Handel, Bürobereich und bei den Handelsfachwirten
Viele freie Stellen gibt es NRW-weit im Handel, zum Beispiel für Kaufleute im Einzelhandel und Verkäufer, im Bürobereich, etwa für Kaufleute im Büromanagement, und bei den Handelsfachwirten. Aber auch in den Berufen des Baunebengewerbes, etwa bei den Elektronikern für Energie- und Gebäudewirtschaft oder im Heizungs- und Sanitärbereich, sind noch Stellen unbesetzt.
„Unser Ziel ist es, diese Plätze auch in diesem Jahr alle zu besetzen“, so NRW-Arbeitsagentur-Chef Withake. Allerdings sei durch die Pandemie Zeit verloren gegangen: „Der Start in die heiße und entscheidende Phase am Ausbildungsmarkt hat sich verzögert.“ Man wisse um die existenziellen Notlagen der Ausbilder. Laut Withake lohne es sich aber schon allein aus demographischen Gründen, jetzt auszubilden. Denn auch die Zahl der Bewerber sinkt: „Jede Fachkraft, die jetzt nicht ausgebildet wird, fehlt bereits in naher Zukunft am Arbeitsmarkt“, so Withake.
In Ruhrgebietsgebieten tendenziell mehr Bewerber als Ausbildungsstellen
Die Zahl der im Mai gemeldeten Ausbildungsplätze ist im Vergleich zum Vorjahr um 9,5 Prozent gesunken. Noch stärker hat sich die Zahl der Bewerber verringert: Sie sank um 11,6 Prozent. Im Ruhrgebiet ist der Trend ähnlich wie in ganz NRW. Hier sank die Zahl der Stellen um 8,5 Prozent und die Zahl der Bewerber um 11,4 Prozent.
In den Ruhrgebietsbezirken der Arbeitsagentur gibt es tendenziell mehr Bewerber als Ausbildungsplätze. So kommen im Bezirk Dortmund auf 100 Bewerber 103 Arbeitsstellen, in Essen 92, im Bezirk Bochum 76 – was besonders an der Zugehörigkeit der Stadt Herne zum Bezirk Bochum liegt – und im Kreis Recklinghausen nur 65. Insgesamt gibt es im Ruhrgebiet 27.524 gemeldete Bewerber und nur 23.126 Ausbildungsstellen.
Unternehmer nrw sieht Trend eine verbesserten Situation für Bewerber
Sowohl der Rückgang der Ausbildungsstellen als auch der Bewerber mache Sorgen, sagte Luitwin Mallmann, Hauptgeschäftsführer der Landesvereinigung der Unternehmensverbände Nordrhein-Westfalen (unternehmer nrw). Allerdings setze sich der grundsätzliche Trend einer aus Bewerbersicht verbesserten Situation fort – den unversorgten Bewerbern stünden mehr unbesetzte Plätze gegenüber.
Nun blieben Berufsorientierung und Vermittlungsarbeit für Jugendliche sei wichtig, damit die Ausbildungsplätze auch tatsächlich besetzt werden könnten. „Unsere Unternehmen wollen ausbilden, das zeigt der Zuwachs von mehr als 30 Prozent an betrieblichen Ausbildungsplätzen seit 2009“, so Mallmann.