Recklinghausen. Foot Locker will alle Filialen der Laufschuh-Kette Runners Point und die Zentrale in Recklinghausen schließen. Sidestep-Läden werden fortgeführt.

Die Sportschuh-Kette Runners Point steht vor dem Aus: Der amerikanische Mutterkonzern Foot Locker will die Marke in Deutschland aufgeben, die Zentrale in Recklinghausen und bundesweit alle 73 Filialen schließen, wie das Recklinghäuser Rathaus mitteilte. Dort ist man bitter enttäuscht, die Geschäftsführung von Runners Point habe Bürgermeister Christoph Tesche am vergangenen Freitag über ihre Schließungs-Pläne informiert. Es sollen bundesweit 1500 Arbeitsplätze betroffen sein. Das Unternehmen bestätigte die Aufgabe der Marke Runners Point am Abend gegenüber unserer Redaktion.

Runners’s Point hat eine lange Leidensgeschichte hinter sich, gegründet wurde der auf den Laufsport spezialisierte Schuhhändler 1984 als Karstadt-Tochter. 2013 übernahm der amerikanische Schuh-Gigant Foot Locker die deutsche Kette, die in den vergangenen Jahren bereits einige ihrer einst 130 Filialen schließen musste. Teile der Zentrale wurden von Recklinghausen in die Niederlande verlagert, aktuell sind der Internetseite zufolge noch 73 Geschäfte in Deutschland geöffnet, darunter je zwei Filialen in Mülheim und Düsseldorf sowie je eine in Duisburg, Oberhausen, Bochum und Recklinghausen. Dort sitzen auch die Zentrale von Runners Point, ein Großlager und die IT-Gesellschaft, insgesamt verliert die Stadt 170 Arbeitsplätze.

Man habe „nach der Bewertung unserer Geschäftstätigkeit und der Wettbewerbslandschaft in Deutschland über den Zeitraum der vergangenen zwölf Monate“ beschlossen, „das Runners Point-Geschäft in Europa zu konsolidieren“, teilte Foot Locker am Abend auf Anfrage mit. Man habe sich diese Entscheidung „nicht leicht gemacht“ und danke den Runners-Point-Beschäftigten für ihr Engagement und ihren Einsatz für unsere Kunden“, so Foot Locker Europe.

Bürgermeister Tesche reagiert verärgert

Recklinghausens Bürgermeister Tesche reagierte „mit großer Betroffenheit und Verärgerung“ auf den Rückzug des Traditionsunternehmens in US-Hand. „Das ist für unsere Stadt leider ein echter Schlag ins Kontor. Vor allem tut es mir leid für die rund 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nun urplötzlich ihren Arbeitsplatz verlieren“, sagte Tesche, „dahinter stehen die Schicksale von Familien. Solche Nachrichten sind immer bitter, kommen in der Corona-Krise aber erst recht zur Unzeit.“

Die Marke Runners Point wird komplett aufgegeben, alle Filialen sollen geschlossen werden, die Verwaltung ganz in die Niederlande verlegt werden. Nach Informationen unserer Redaktion sind die zu Runners Point gehörenden 65 Sidestep-Filialen nicht betroffen. Der US-Konzern will sich in Europa ganz auf seine eigene Marke und die Sidestep-Stores konzentrieren, bestätigte Foot Locker. Das Netzwerk auf Foot-Locker-und Sidestep-Filialen solle in Europa wachsen.

Sidestep-Filialen sollen wohl erhalten bleiben

„Das hat nichts mit dem Wirtschaftsstandort Recklinghausen zu tun, sondern ist eine strategische Entscheidung des Unternehmens Foot Locker, für die ich kein Verständnis habe“, kritisierte Tesche. Er habe dem Unternehmen und den Beschäftigten volle Unterstützung zugesagt, den Standort Recklinghausen doch noch zu erhalten.

Danach sieht es aber ganz und gar nicht nicht aus. Bundesweit sind rund 1500 Mitarbeiter von Runners Point betroffen, die meisten arbeiten in den Filialen. „Die Mitarbeiter trifft diese Entscheidung völlig unerwartet. Sie hatten das zum jetzigen Zeitpunkt in keinster Weise erwartet“, sagte Arbeitsrechtler Jürgen Graser unserer Zeitung. Er vertritt die Betriebsräte der Runners-Point-Verwaltung und der IT-Gesellschaft mit zusammen rund 120 Beschäftigten. Die Betriebsräte seien nicht gewillt, diese Entscheidung hinzunehmen, ohne dass Alternativen zumindest geprüft würden. Einige Betroffene hätten schon zu Karstadt-Zeiten für Runners Point gearbeitet, sie treffe die Schließungs-Entscheidung der US-Mutter Foot Locker besonders.

Das Geschäft mit Schuhläden ist seit Jahren unter Druck, es leidet besonders unter der Verlagerung in den Onlinehandel. Zuletzt mussten viele Schuhhändler Filialen schließen, Deichmann etwa gibt seine eigene Kette Roland auf.