Duisburg. Die Thyssenkrupp-Stahlsparte bittet seine Lieferanten um zehnprozentigen Preisnachlass. Wie sie das begründet und wie die Partner reagieren.
Deutschlands größter Stahlkonzern hat seine Zulieferer um einen Preisnachlass von zehn Prozent gebeten, wie Thyssenkrupp Steel Europe (TKS) unserer Zeitung bestätigte: „In der jetzigen, durch Corona wirtschaftlich extrem angespannten Situation, haben wir unsere Logistikpartner um einen Beitrag gebeten und uns zum Beispiel aufgrund der stark gesunkenen Kraftstoffpreise Preisnachlässe zu gewähren“, heißt es in einer Stellungnahme der Stahlsparte des angeschlagenen Industriekonzerns.
Thyssenkrupp: „Verständnis freut uns“
Ein großer Teil der angeschriebenen Logistikpartner sei der Bitte freiwillig bereits nachgekommen und habe die Preise entsprechend gesenkt, erklärte ein Unternehmenssprecher. Das Verständnis der Partner „freut uns“, sagte der TKS-Sprecher. Die Stahlsparte leidet vor allem wegen des wochenlangen und europaweiten Stillstands der Autoindustrie stark unter dem Nachfrageeinbruch im Zuge der Corona-Pandemie.
Auch interessant
Weil aber auch die Geschäfte mit Autoteilen und Industrieanlagen sowie der Aufzugssparte leiden, trifft die Krise den gesamten Konzern hart und zur Unzeit. Vorstandschefin Martina Merz hatte jüngst in einem Brief an die Mitarbeiter betont, wegen der Krise „alles auf den Prüfstand“ stellen zu müssen, es dürfe „nichts mehr ausgeschlossen werden“. Was genau sie damit meinte, bleibt einstweilen offen. Thyssenkrupp legt in der kommenden Woche seine Bilanz für das erste Halbjahr des Ende September auslaufenden Geschäftsjahres vor.
Auch interessant
Dabei werden die Spuren dort erst ansatzweise erkennbar sein, das zweite Quartal reicht bis März. Im April schlug die Krise dann richtig durch, Thyssenkrupp hat seine Prognose wie die meisten börsennotierten Unternehmen deshalb bereits gekippt. Die ohnehin geplanten Sanierungsschritte in der Stahlsparte könnten nun härter ausfallen, bis 2026 sollen 3000 Arbeitsplätze abgebaut werden, ein Werk in Bochum wird geschlossen. Bereits angekündigt wurde auch die Schließung eines Werks der Autozuliefersparte in Olpe.
Konzernchefin Merz kündigt harte Zeiten an
Der Verkauf der Aufzugssparte für 17,2 Milliarden Euro sollte im Sommer der Befreiungsschlag werden, massive Investitionen in die verbleibenden Sparten und Schuldenabbau ermöglichen. Merz räumte nun in dem Brief an die Mitarbeiter ein, dass die finanziellen Spielräume aus dem Elevator-Verkauf wegen der Corona-Krise „weitaus geringer als ursprünglich angenommen sein“ werden. Um die kommenden Wochen zu überbrücken, hat der Konzern sich inzwischen auch staatlich garantierte KfW-Kreditlinien von insgesamt einer Milliarde Euro gesichert.