Essen. Damit die Leute Abstand halten, suchen auch Supermärkte Sicherheitspersonal. Doch die IHKen haben ihre Kurse gestoppt. Kötter fordert Ausnahmen.

Der Handel kennt in der Corona-Krise nur Extreme: Die meisten Läden haben nun geschlossen, und wer noch Produkte des täglichen Bedarfs verkaufen darf, hat Schwierigkeiten, den Andrang der Menschen in geordnete Bahnen zu lenken. Supermärkte kleben an ihren Kassen Markierungen auf den Boden, auf dass die Leute Abstand zueinander halten, vor Drogerien gibt es Schlangen bis draußen, auch in den Apotheken entsteht trotz der dort schon vorher klaren Hinweise auf den Diskretionsabstand unangenehme Nähe. Immer mehr Lebensmittelhändler, Drogerien und Banken bemühen sich daher um Sicherheitspersonal, um ihre Eingänge zu kontrollieren und für die Einhaltung der Mindestabstände zu sorgen.

Doch die Unternehmen, die das könnten, stoßen bereits an ihre Grenzen, weil der Arbeitsmarkt mit den nun gefragten Sicherheitskräften „absolut leergefegt“ sei, wie der Essener Dienstleister Kötter betont. Er kann nach eigenen Angaben viele Anfragen nicht erfüllen, weil neue Mitarbeiter zuerst eine vorgeschriebene Unterrichtung durch die Industrie- und Handelskammern (IHK) erhalten müssten. Die finden aber eben wegen der Corona-Krise nicht mehr statt.

Kötter fordert Ausnahmeregelung für Dauer der Corona-Pandemie

Das Unternehmen fordert deshalb vom Land eine Ausnahmeregelung für die Dauer der Corona-Pandemie. „Denkbar wären aus unserer Sicht etwa Servicekräfte, die keine sicherheitsrelevanten Aufgaben übernehmen, sondern ausschließlich den Zutritt zu Supermärkten und ähnlichen unkritischen Infrastrukturen regeln“, sagt Andreas Kaus, Geschäftsführender Direktor bei Kötter Security. Da die Ordnungsämter dies derzeit nicht zulassen dürften, müssten die Wirtschaftsministerien der Länder eine Ausnahmeregelung schaffen, die es übergangsweise zulässt, bei Neueinstellungen auf die IHK-Nachweise zu verzichten. Kaus: „Hier muss die Politik dringend handeln.“

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Das Unternehmen verzeichnet aktuell verstärkte Anfragen von Krankenhäusern, Supermärkten, aber auch von Kreditinstituten oder Industrieunternehmen. „Unsere Sicherheitsmitarbeiter sollen dafür sorgen, dass etwa nur eine begrenzte Anzahl von Menschen zeitgleich Supermärkte oder Foyers von Banken und Unternehmen betritt und dass diese Besucher den notwendigen Mindestabstand zueinander einhalten“, sagt Kaus.

Hoher Bedarf an Mitarbeitern für Sicherheitsunternehmen

Eigene Mitarbeiter aus anderen Bereichen abzuziehen, sei dafür keine Option, erklärte das Unternehmen auf Anfrage. Man brauche für die vielen zusätzlichen Anfragen auch neues Personal, etwa Menschen aus der Gastronomie oder dem Einzelhandel, die aktuell wegen der Corona-Beschränkungen keine Arbeit haben. Die bereits qualifizierten Kräfte brauche man für die Zugangskontrollen von sicherheitsrelevanten Bereichen wie etwa den Krankenhäusern. Hier dürften keine Abstriche bei der Sicherheit gemacht werden.

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Konkret geht es bei der von Kötter geforderten Ausnahmeerlaubnis, die in NRW Landeswirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) erteilen müsste, um die laut Gewerbeordnung vorgeschriebene 40-stündige Unterrichtung. Die IHKen sind dafür verantwortlich, haben ihre Kurse Kötter zufolge aber wegen der Corona-Krise komplett eingestellt. Neueinstellungen wären daher aktuell sinnlos, weil man die Leute nicht einsetzen dürfte.