Düsseldorf/Meschede. Die Traditionsbrauerei Veltins aus Meschede ist 2019 erneut gewachsen und erreichte Rekordwerte.

Die Privatbrauerei Veltins aus Meschede-Grevenstein wächst weiter. Zur diebischen Freude des Generalbevollmächtigten Michael Huber. „Damit Sie einmal sehen, aus welchem gallischen Dorf wir kommen“, ließ Huber am Dienstag in Düsseldorf bei der Vorstellung der Brauereibilanz für das Jahr 2019 einen kurzen Film zur mächtigen Modernisierung laufen.

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Als „gallisch“ könnte man schon allein die Marktgewinne in der hart umkämpften Branche bezeichnen. Basierend auf vehementem Widerstand gegen schrumpfende Ab- und Umsätze, den die Brauerei vom nicht einmal tausend Einwohner großen Grevenstein aus leistet.

„Helles Pülleken“ startet im Mai

Vor einem Jahr noch hatte Huber ein ganz schwieriges Jahr 2019 prognostiziert. Und er behielt recht. Schwierigkeiten hatten aber überwiegend Mitbewerber. Rund zwei Millionen Hektoliter weniger Bier kauften die Deutschen in den vergangenen zwölf Monaten. „Das entspricht dem Volumen einer der großen Brauereien“, ordnet Dr. Volker Kuhl, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb, die ernste Lage ein.

Michael Huber, Generalbevollmächtigter der Privatbrauerei Veltins, stapelt gerne etwas tief: „Wir haben nicht den Anspruch dauerhaft wachsen zu müssen und wären mit einer Nullrunde, also der Stabilisierung des Ergebnisses, schon zufrieden.“
Michael Huber, Generalbevollmächtigter der Privatbrauerei Veltins, stapelt gerne etwas tief: „Wir haben nicht den Anspruch dauerhaft wachsen zu müssen und wären mit einer Nullrunde, also der Stabilisierung des Ergebnisses, schon zufrieden.“ © dpa | David Young

Minus zwei Prozent verloren die Brauereien in Deutschland im Schnitt. Mit 3,05 Millionen Hektoliter Ausstoß verbuchten die Sauerländer dagegen ein Plus von 1,2 Prozent. Der Umsatz stieg um zwei Prozent auf 359 Millionen Euro, auch die Belegschaft wuchs im vergangenen Jahr leicht weiter.

Stetiger Aufwärtstrend

Zusammen mit dem Ausnahmejahr 2018 hat Veltins in der Zweijahresbetrachtung nach eigenen Angaben sogar über sechs Prozent mehr abgefüllt, seit der Jahrtausendwende satte 29 Prozent.

Ein stetiger Aufwärtstrend, der die Brauerei schon bis auf Platz drei im deutschen Markt katapultiert hat. Der Generalbevollmächtigte Michael Huber stapelt für 2020 aber erneut lieber tief: „Wir haben nicht den Anspruch dauerhaft wachsen zu müssen und wären mit einer Nullrunde, also der Stabilisierung des Ergebnisses schon zufrieden.“ Huber schätzt die Konsumlaune in einer sich deutlich abkühlenden Konjunktur als mäßig ein und rechnet damit, dass der Pro-Kopf-Verbrauch in wenigen Wochen erstmals unter einhundert Liter sinken wird.

Nur V+ verliert im „sehr guten Jahr 2019“

Als „erfreulich“ kommentiert Veltinschef Huber den Zuwachs von Veltins „im sehr guten Jahr 2019“.

Insgesamt wurden 3,05 Millionen Hektoliter (hl) in Grevenstein produziert. Davon 2,336 Mio. hl Pils (plus 1,6 Prozent gegenüber 2019); 177.220 hl Radler, Alkoholfrei, Malz und Fassbrause (+1,9 Prozent); 241.300 hl Grevensteiner (+10,3 Prozent).

Nur das Mixbier V+ verlor mit 295.400 hl (minus 7,9 Prozent).

Das wird natürlich auch das neue Produkt „Helles Pülleken“ nicht verhindern, eine neue „Dorf-Spezialität“, die Veltins im Mai auf den Markt bringen will. „Es ist mild spritzig, im Geschmack zwischen Pils und würzigem Vollbier“, sagt Marketingchef Kuhl. Mit Spezialitäten punktet Veltins bereits seit sechs Jahren mit dem Grevensteiner Landbier. Auch 2019 wuchs der Ausstoß des Gebräus zweistellig (10,3 Prozent) auf 241.300 Hektoliter (hl). Irgendwie passt auch dieses Gebräu zum Thema „gallisch“, wurde es doch nach einer uralten Rezeptur anlässlich des 700. Dorfgeburtstags in Grevenstein erstmals ausgeschenkt.

Millionen-Modernisierung im Plan

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Starkes Wachstum gab es auch beim Dosenbier (plus 8,4 Prozent) auf 191.500 hl. Die Renaissance der Dose wird nicht nur bei Veltins getrieben vom Verkauf bei den Discountern. Nach wie vor den größten Absatz haben die Sauerländer beim Flaschenbier mit 1,654 Millionen hl Ausstoß (plus ein Prozent). „Wir zählen zu den wenigen Brauereien mit Zuwächsen bei der Stamm-Marke“, kommentiert Kuhl das „Allzeithoch“ für Veltins.

Würden die Grevensteiner nicht daran glauben, dass noch Luft nach oben ist, hätten sie nicht gerade 60.000 Kubikmeter Felsen aus dem Weg gesprengt, um Platz für eine neue Abfüllanlage zu schaffen. Die Brauerei investiert über 400 Millionen Euro am Standort und werde 2024 - zum 200-Jährigen - einen zu „hundert Prozent erneuerte Brauerei haben“, sieht Huber das gallische Bierdorf im Wettstreit um Marktanteile wohl bestens gerüstet.