Essen. Im Gesamtjahr 2019 sank die Arbeitslosenzahl im Revier kaum noch, für 2020 wird ein Anstieg erwartet. Hoher Sockel an Langzeitarbeitslosen.

Die Jobcenter und Arbeitsagenturen in NRW bekommen das Ende des Dauerbooms und die Auftragsschwäche der Exportindustrie langsam, aber sicher zu spüren: Im Dezember stieg die Arbeitslosenzahl etwas stärker an als zum Jahresende üblich – um 6200 auf 624.000. Auch die Aussichten für 2020 sind eher trüb: „Die Abkühlung hat ihre Spuren hinterlassen und wird dies auf moderatem Niveau auch weiter tun“, sagt Torsten Withake, der neue NRW-Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA). Er betont aber, der Arbeitsmarkt werde sich „weitestgehend robust gegen konjunkturelle Einflüsse zeigen“. Heißt: Die Zeit der Rekordtiefs ist vorbei, die Arbeitslosenzahlen werden 2020 steigen, aber nicht dramatisch.

Nur im Ruhrgebiet sinkt die Arbeitslosigkeit leicht

Die Jahresbilanz 2019 fällt im Ruhrgebiet etwas besser aus als im Rest des Landes: Während in allen anderen Regionen zum Jahresende mehr Menschen arbeitslos waren als ein Jahr zuvor, sank die Arbeitslosenzahl im Ruhrgebiet gegenüber Dezember 2018 leicht um 0,2 Prozent auf 215.600. Allerdings war die Ausgangslage im Revier auch die mit Abstand schlechteste – das Ruhrgebiet bleibt mit einer Arbeitslosenquote von 8,8 Prozent nach wie vor die Problemregion Nummer eins in NRW.

Die Konjunkturdelle ab dem Herbst traf besonders jene Regionen mit starker Export- und Zulieferer-Industrie: In Südwestfalen stieg die Arbeitslosigkeit um 7,7 Prozent auf 39.300 und damit am stärksten. Allerdings von einem Beschäftigungsniveau aus, von dem das Ruhrgebiet nur träumen kann – in vielen Bezirken Südwestfalens herrscht annähernd Vollbeschäftigung.

Der Arbeitsmarkt in NRW zeigt sich der Bundesagentur zufolge zweigeteilt: „In konjunktursensiblen Branchen wie dem verarbeitenden Gewerbe steigen aktuell die Arbeitslosenzahlen. Doch gleichzeitig entstehen weiter neue Arbeitsplätze in den Dienstleistungsbranchen, angefangen bei der Pflege bis hin in die IT-Berufe“, erläutert BA-NRW-Chef Withake.

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Das Ruhrgebiet mit seinem vergleichsweise großen Dienstleistungssektor reagiert entsprechend weniger anfällig auf die weltweit schwächelnde Konjunktur. Gleichzeitig bleibt aber besonders der Sockel an Langzeitarbeitslosen zwischen Duisburg und Dortmund groß. Vier von zehn Arbeitslosen suchen hier seit mehr als einem Jahr oder länger einen Job.