VW steigt von seinem hohen Ross und verhandelt über Entschädigungen für Kunden. Das Instrument Sammelklage zeigt Wirkung.

Kunden in den USA hat Volkswagen bereits Milliarden Dollar gezahlt, weil deren Autos durch Schummelei bei der Abgassoftware zum Teil drastisch an Wert verloren. Die treuen Kunden in Deutschland aber sollten leer ausgehen. Bei der Argumentation stützte sich VW auf die hiesige rechtliche Situation. Das war nicht nur dreist, sondern schlicht die Unwahrheit. Denn Gerichte – allen voran das Bochumer Landgericht – verurteilten Volkswagen hundertfach zu teils empfindlichen Schadenersatzzahlungen.

Der Sammelklage in Braunschweig schlossen sich gar über 400.000 erboste Kunden an, die um ihr Recht kämpfen. In der Besinnlichkeit der Weihnachtsfeiertage haben sich die VW-Bosse nun offenbar von der harten Tour verabschiedet und sich zumindest zu Verhandlungen über einen Vergleich bereiterklärt. Die Konditionen sind noch unbekannt. Möglicherweise kommen Einzelkläger am Ende finanziell besser weg. Entscheidend ist aber, dass Deutschlands größter Autobauer, der seine Milliarden-Gewinne von Jahr zu Jahr steigert, von seinem hohen Ross hinabsteigt und das Gerechtigkeitsempfinden seiner Kunden nicht länger mit Füßen tritt. Das Instrument der Sammelklage, das der Bund erst Ende 2018 einführte, zeigt erste Wirkung.