Essen. Die Commerzbank will 200 Filialen schließen. In NRW werde die Welle eher moderat ausfallen, erwartet Bereichsvorstand Mario Peric.

Mitten im Umbauprozess, der die Streichung von 4300 Stellen und die Schließung von 200 Filialen vorsieht, verjüngt die Commerzbank ihre Spitze in NRW. Das Geschäft mit den 2,5 Millionen Privat- und Unternehmerkunden leitet seit Oktober der 42-jährige Mario Peric. Seit Jahresbeginn verantwortet Stefan Otto (47) das Firmenkunden-Geschäft. Sie zeigen sich zuversichtlich, dass das angekündigte Sanierungsprogramm die Commerzbank in NRW moderat treffen werde.

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„Ich rechne damit, dass die Schließungen im Westen moderat ausfallen werden“, sagte Peric im Gespräch mit unserer Redaktion. „Unsere Filialen sind überdurchschnittlich groß und profitabel“, so der Bereichsvorstand. Konkrete Schließungs-Entscheidungen gebe es noch nicht. Im „Marktbereich West“, der NRW und einen kleinen Teil Niedersachsens umfasst, betreibt die Commerzbank aktuell 260 Filialen und 28 Firmenkundenstandorte, die Unternehmen ab einem Jahresumsatz von 15 Millionen Euro betreuen.

Bundesweit rund 100 Doppelstandorte vor dem Aus

Um die Profitabilität der zweitgrößten deutschen Privatbank zu verbessern, hat Vorstandschef Zielke das Programm „Commerzbank 5.0“ auf den Weg gebracht. Es sieht unter anderem vor, bundesweit rund 100 Filialen mit Doppelstandorten und 100 weitere nicht profitable Standorte zu schließen. Vor zehn Jahren hatte die Commerzbank die Dresdner Bank übernommen. Von den zahlreichen Doppelstandorten waren bislang nicht alle aufgegeben worden.

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„Die gute Nachricht ist, dass bundesweit 800 Commerzbank-Filialen bleiben“, sagt NRW-Chef Peric. „Damit sind wir weiterhin die Privatbank mit einem der größten Filialnetze in Deutschland.“ Im Marktgebiet West habe die Commerzbank von Januar bis Oktober 41.900 neue Kunden gewinnen können, im Vorjahreszeitraum seien es nur 31.800 gewesen.

Bankdienstleistungen per Smartphone

Trotz des ungebremsten Wachstums sieht Peric die Commerzbank vor allem bei der Digitalisierung vor großen Herausforderungen. „Unsere Kunden erwarten, dass sie alle Produkte von der Kontoeröffnung bis zum Wertpapier-Kauf über das Smartphone abschließen können“, sagt der Banker. Bislang sei das nur bei den wichtigsten Produkten möglich.

Stefan Otto, Bereichsvorstand für das Firmenkunden-Geschäft bei der Commerzbank NRW.
Stefan Otto, Bereichsvorstand für das Firmenkunden-Geschäft bei der Commerzbank NRW. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Peric geht nicht von einem baldigen Anstieg der Zinsen aus. „Wir müssen uns auf eine Welt ohne Zinsen einstellen“, meint er. Finanzvorstand Stephan Engels hatte unlängst ausgeschlossen, die Kosten für Negativzinsen, die die Commerzbank selbst zahlen muss, an Privatkunden weiterzureichen.

Für Firmenkunden sind Strafzinsen gleichwohl ein Thema. In NRW ist für sie Stefan Otto verantwortlich. „Beim Thema Einlagen ist ein auf Kundenseite großer Beratungsbedarf entstanden“, sagt er. Um Unternehmen, die größere Geldbeträge bei der Bank parken wollen, Strafzinsen zu ersparen, biete die Commerzbank verstärkt Alternativen wie etwa einfache Termingelder, einfache Termingelder in allen Währungen, die für die Kunden relevant sind, Käufe von Währungen, Rohstoffen oder CO2-Zertifikaten auf Termin an. „Man kann viel tun, um einen Strafzins zu vermeiden“, sagt Otto. „Das Thema bewegt unsere Kunden. Mit dem aktuellen Zinsniveau werden wir aber längerfristig leben müssen.“