Bochum. Der Wohnungskonzern Vonovia sieht seine Nebenkosten-Sätze unter dem Bundesschnitt. Vorstandschef Buch kündigt den Bau Tausender Wohnungen an.
Europas größter Wohnungskonzern Vonovia kontert den wiederholt geäußerten Vorwurf überhöhter Nebenkosten-Abrechnungen mit frischen Zahlen: Danach liegt das Bochumer Unternehmen nach eigenen Angaben unter dem bundesweiten Betriebskostenspiegel des Deutschen Mieterbundes (DMB). Während Vonovia im Jahr 2017 im Durchschnitt 2,55 EUR pro Quadratmeter und Monat Nebenkosten berechnete, liegt der Betriebskostenspiegel des DMB bei 2,81 EUR pro Quadratmeter und Monat. Der Mieterbund hatte die Zahlen für 2017 im Oktober veröffentlicht.
Nebenkosten bei Vonovia um neun Prozent unter Bundesdurchschnitt
„Die Differenz von rund neun Prozent bestätigt die Bestrebungen von Vonovia, die Nebenkosten für die Mieterinnen und Mieter möglichst gering zu halten“, sagte Vonovia-Chef Rolf Buch am Dienstag. Mieterschützer hatten dem Dax-Konzern in der Vergangenheit vorgeworfen, mit Dienstleistungen eigener Firmen zusätzliche Gewinne zu machen. Vonovia selbst sprach dagegen stets von marktüblichen Tarifen, die sie ihren Mietern in Rechnung stellten. „Es ist eine falsche Aussage, dass wir unsere Mieter drangsalieren“, so Buch.
In der Debatte um den Mangel an bezahlbaren Wohnungen kündigt Vonovia mehr Investitionen in Neubau-Projekte an: So wollen die Bochumer im laufenden Jahr rund 624 Millionen Euro in neue Wohnungen stecken – nach 416 Millionen Euro im Jahr 2018. Bis Jahresende sollen in Deutschland, Österreich und Schweden rund 2.150 Wohneinheiten fertiggestellt oder im Bau sein, darunter in Deutschland auch Sozialwohnungen für 6,50 EUR pro Quadratmeter.
Scharfe Kritik am Berliner Mietendeckel
„Wir brauchen mehr und vor allem bezahlbaren Wohnraum, dazu zählen neben Sozialwohnungen auch Wohnungen für die Mitte der Gesellschaft“, sagt Vonovia-Chef Rolf Buch. „Ich würde gern noch mehr machen. Doch die Prozesse gehen langsamer als wie uns das wünschen“, so Buch im Hinblick auf lange Genehmigungsverfahren. Scharf kritisierte der Immobilienmanager den Berliner Mietendeckel. „Ich halte nichts von weiteren Regulierungsmaßnahmen wie die Preisfestsetzungsgesetze in Berlin“, sagte Buch. „Einfrieren von Mietpreisen in einem dynamischen Markt hat noch nie ein Problem gelöst. Dadurch entsteht keine einzige neue Wohnung.“
Gewinn weiter gestiegen
In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres machte Vonovia einen operativen Gewinn von 932,8 Millionen Euro. Das waren rund elf Prozent mehr als im Vorjahr. Dazu trugen höhere Mieten, vor allem aber auch Zukäufe im Ausland bei. Die Mieteinnahmen stiegen um knapp zehn Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Von den gestiegenen Gewinnen sollen auch die Aktionäre profitieren, die für 2019 eine Dividende in Höhe von 1,57 Euro je Aktie bekommen sollen. Das wären 0,13 Euro mehr als ein Jahr zuvor. Und im kommenden Jahr will das Unternehmen noch mehr verdienen. Das operative Ergebnis soll 2020 auf 1,275 bis 1,325 Milliarden Euro steigen. Das wäre ein Plus von rund sieben Prozent gegenüber 2019.