Gladbeck. Keine Windräder im Wald, große Mindestabstände: Der Branchenverband LEE wirft der NRW-Landesregierung einen „Feldzug gegen die Windkraft“ vor.
Dass Umweltschutzgruppen den Bau von Windrädern verhindern wollen, sei „leider an der Tagesordnung“, sagt Klaus Schulze Langenhorst. Der 52-Jährige ist Inhaber des Gladbecker Unternehmens SL Naturenergie und Vorstandsmitglied des Landesverbands Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW). Das Unternehmen SL Naturenergie betreibt 150 Windkraftanlagen und beschäftigt 35 Mitarbeiter. Sämtliche Windkraft-Anlagen der Firma befinden sich in NRW, unter anderem in Gladbeck, Bottrop, Recklinghausen, Marl sowie am Niederrhein, im Münsterland und im Sauerland. „Bürgerinitiativen schieben vielfach gerne das Thema Artenschutz – insbesondere der geschützten Vogelarten wie Uhu, Rotmilan, Schwarzstorch oder Seeadler – vor“, kritisiert Schulze Langenhorst in unserem Interview. Zugleich sieht er Versäumnisse bei der NRW-Landesregierung.
Herr Schulze Langenhorst, warum werden in Deutschland nur noch wenige Windräder gebaut?
Schulze Langenhorst: Es gibt eine Reihe von Gründen, die den Ausbau der Windenergie verhindern. Vielerorts mangelt es an Akzeptanz. Wenn es um Bauvorhaben in der Nachbarschaft geht, bilden sich oft Bürgerinitiativen, die Projekte verhindern wollen. Nach dem Motto: Erneuerbare Energien ja, aber bitte nicht vor meiner Haustür.
Wie gehen die Bürgerinitiativen vor?
Schulze Langenhorst: Im Zuge von Genehmigungsverfahren muss den Behörden nachgewiesen werden, ob bestimmte Arten in der Nähe potenzieller Windkraftstandorte vorkommen und wenn ja, wie sie sich verhalten. Dieses erfordert teils mehrjährige aufwändige Untersuchungen. Bürgerinitiativen schieben vielfach gerne das Thema Artenschutz – insbesondere der geschützten Vogelarten wie Uhu, Rotmilan, Schwarzstorch oder Seeadler – vor. Deren Schutzradius beträgt meist über einen bis drei Kilometer. Gutachten werden angezweifelt, Nachuntersuchungen gefordert. Auf Klägerseite sticht dabei gerade der Naturschutzbund Deutschland in NRW hervor.
Umweltschutzgruppen wollen Windräder verhindern?
Schulze Langenhorst: Ja, das ist leider an der Tagesordnung. Mein Eindruck ist, dass der Nabu im Kampf gegen die Windenergie ideologisch führt. Artenschutz ist sinnvoll, sollte aber mit Augenmaß betrieben
werden. Der Nabu ist abgedreht. Ich finde das sehr bedauerlich. Andere Organisationen wie der BUND und der WWF argumentieren sehr viel sachlicher.
Bezweifeln Sie, dass Windräder eine Gefahr für die Vögel sind?
Schulze Langenhorst: Dass Windräder im Einzelfall für die Vögel eine Bedrohung darstellen, lässt sich nicht ausschließen. Aber die Windräder gefährden Arten nicht in ihrem Bestand. Nehmen Sie den Kreis Paderborn. Gerade dort gibt es viele Rotmilane, aber auch die meisten Windräder in NRW.
Was sind weitere Gründe für den ins Stocken geratenen Ausbau der Windenergie?
Schulze Langenhorst: Eine Rolle spielen auch die Vorgaben für den Abstand von Windrädern zu sogenannten Drehfunkfeuern für die Luftfahrt und das Militär. Aufgrund einer veralteten Technik und überhöhten Schutzradien mit 15 Kilometern steht Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern schlecht da, die zum Teil deutlich kleinere Radien fordern. Gerade für das rheinische Braunkohlenrevier ist das ein Problem. In Vettweiß beispielsweise kann keine Windanlage gebaut werden, obwohl dort bereits viele Flächen ausgewiesen worden sind. Moderne Technik und sachlich begründete Schutzradien könnten enorm helfen.
Welche Rolle spielt die NRW-Landesregierung?
Schulze Langenhorst: Diese Landesregierung führt einen Feldzug gegen die Windkraft. Der neue Landesentwicklungsplan, der kurz vor der Sommerpause im Landtag verabschiedet worden ist, sieht einen pauschalen Mindestabstand zu Wohngebieten von 1500 Metern und einen Ausschluss von Windrädern im Wald vor. Die Projekte, die aktuell realisiert werden, basieren im Wesentlichen auf dem windenergiefreundlichen Kurs der Vorgängerregierung.
Was kann die Politik tun, um neue Windräder zu ermöglichen?
Schulze Langenhorst: Akzeptanz kann man nicht durch pauschale Abstände erreichen. Die Anwohner von Windparks und auch die Gemeinden müssen den Nutzen der Windräder zu spüren bekommen, denn sie haben ja auch eine Beeinträchtigung. Ideen sind zum Beispiel günstigere Stromtarife in der Nachbarschaft von Windparks und Abgaben an die Gemeinde. Wer profitiert, wird weniger oder nicht dagegen sein.Z