Essen. NRW-Ministerin Heinen-Esser will Landwirten „bei der Anpassung an den Klimawandel unter die Arme greifen“, etwa durch bezahlbare Versicherungen.
NRW-Agrarministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) will den Landwirten „bei der Anpassung an den Klimawandel unter die Arme greifen.“ Das sagte sie dieser Redaktion. Und kündigte angesichts des erneut trockenen Sommers an: „Sofern sich ähnlich dramatische Entwicklungen wie im Vorjahr abzeichnen sollten, werden wir zusätzliche Möglichkeiten der Unterstützung prüfen.“
Die EU hatte bereits Erleichterungen in Aussicht gestellt, etwa vorgezogene Fördergelder oder Erlaubnisse dafür, Brachflächen als Ackerland zu nutzen. Heinen-Esser fordert zudem, die Bauern müssten selbst besser vorsorgen können. „Wichtig ist, dass die Versicherungswirtschaft jetzt interessante Angebote zur Absicherung von Dürreschäden macht“, sagte sie.
Kaum Dürre-Versicherungen in Deutschland
Sich gegen Dürre zu schützen, ist für hiesige Landwirte bis heute kaum möglich. Bisher bieten Versicherungen in Deutschland kaum Dürre-Policen an, sie wären viel zu teuer. Anders als etwa in Frankreich oder den USA, wo der Staat üppige Zuschüsse gewährt, um seine Landwirte vor Wetterextremen zu schützen. Nach der Rekordhitze 2018 hat die Politik hierzulande reagiert. Im Juni kündigte Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) an, das Versicherungsteuergesetz ändern zu wollen, damit sich Landwirte günstiger gegen Dürreschäden versichern können.
Die Weizenernte läuft
Die Agrarministerkonferenz hatte unter NRW-Vorsitz die Bundesregierung gebeten, neben Hagel und Starkregen auch das Trockenheitsrisiko unter den ermäßigten Versicherungssteuersatz von 0,03 Prozent der Versicherungssumme zu stellen. „Angesichts der Zunahme von Häufigkeit und Ausmaß der Extremwetterlagen und der dadurch verursachten Ertrags- und Einkommensausfälle in der Landwirtschaft müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit Betriebe eigenverantwortlich Vorsorge für Naturkatastrophen und widrige Witterungsereignisse treffen können“, sagte Heinen-Esser.
Aktuell sind Staatshilfen für Hitze-geschädigte Landwirte noch kein Thema. Laut Landwirtschaftskammer NRW ist die Getreideernte gut verlaufen, die Erträge liegen im langjährigen Durchschnitt. Dauert die Trockenheit an, drohen aber erneut Ausfälle bei allem, was jetzt noch wachsen muss. „Probleme werden regional vor allem für Mais und Kartoffeln sowie das Grünland erwartet“, heißt es dazu aus dem Landwirtschaftsministerium.
2018 beschloss die Bundesregierung nach gut fünfmonatiger Dürre Hilfen: 150 Millionen Euro sollten besonders betroffene Landwirte vor dem Ruin retten. Mit der Bearbeitung der Anträge in NRW wird die hiesige Landwirtschaftskammer erst in diesen Tagen fertig. Von 622 Anträgen auf Dürrebeihilfen wurden 585 bearbeitet, teilte das NRW-Landwirtschaftsministerium auf Anfrage mit. Die Bearbeitung der noch offenen 37 Anträge solle in den nächsten Tagen abgeschlossen sein.
18.500 Euro Dürrehilfen für 2018 je Betrieb
Bewilligt wurden der Kammer zufolge rund drei Viertel (76,5 Prozent) der Anträge. „Ausgezahlt wurden bisher durchschnittlich rund 18.500 Euro je Betrieb“, sagt Bernhard Rüb, Sprecher der Landwirtschaftskammer NRW. Insgesamt rechnet die Kammer mit rund zehn Millionen Euro an ausgezahlten Dürrehilfen, deutlich weniger als die verfügbaren 18 Millionen Euro. Vielen Betrieben sei der Nachweis des Ernteausfalls schwer gefallen, so Rüb. Die meisten Bewilligungen gab es am Niederrhein in den Kreisen Wesel und Kleve sowie in Borken.