Essen. China oder Russland – Hauptsache ex-kommunistisch. Der Importeur der russischen Marke will mit chinesischen E-Autos überleben – Chance: null.
Einen Lada zu fahren war einst in Deutschland ein klares Bekenntnis. So war die DKP-Hochburg Bottrop die BRD-Stadt mit der höchsten Dichte an Autos aus Russland, während man in der DDR damit Linientreue zur Schau fuhr. Jetzt kämpft der deutsche Lada-Importeur – mal wieder – ums Überleben, und dabei sollen preisgünstige Elektroautos aus China helfen.
Offiziell könnten Lada-Neuwagen bald vom Markt verschwinden. Das Werk im tiefrussischen Togliatti arbeitet unproduktiv und die unmodernen Benzinmotoren – sparsame Diesel gibt es nicht – überschreiten die CO2-Grenzwerte so stark, dass bald in der EU immense Strafzahlungen pro Auto fällig werden. Dabei hat Lada seinen wichtigsten Vorteil, preisgünstigster Anbieter zu sein, längst an Renaults Billigmarke Dacia verloren.
Aber Lada verfügt immer noch über ein funktionierendes Händlernetz in Deutschland, und genau das fehlt allen neuen Herstellern. So lag es fast schon nah, dass der Lada-Importeur mit Sitz im Hotzenplotz-bekannten Buxtehude auf die Idee kam, sich im ausufernden Elektro-Angebot in China zu bedienen – frei nach dem Motto. China oder Russland – Hauptsache ex-kommunistisch.
In der Volksrepublik schießen Auto-Produzenten aus dem Boden, weil jeder der zumeist riesengroßen Provinzen inklusive der örtlichen Führer der alles bestimmenden Kommunistischen Partei Chinas eine eigene Autoindustrie haben wollen. Am Export nach Europa haben sie angesichts des eigenen weltgrößten Inlandmarktes kein Interesse. Weshalb sie laut Lada-Vertriebschef immer Vorkasse verlangen, zahlbar bei Anlieferung im chinesischen Auslieferungshafen.
Bereits jetzt bei ersten Lada-Händlern zu haben ist das Kleinstwägelchen Zhidou D2S. Es kostet 20.000 Euro und zählt wie der Renault Twizzy nichts als Pkw, somit entfällt die Elektroauto-Prämie. Wer das Ding angesichts eines um Klassen besseren Ego Life aus Aachen für (4000 Euro Prämie bereits abgezogen) 12.000 Euro kauft, muss überzeugter Maoist sein. Oder Masochist. Selbst in China kommen solche Minimalmobile längst nicht mehr beim Kunden an.
Auch der für das nächste Jahr geplante Minivan/Transporter von Joylong passt nur in ganz kleine Nischen. Für knapp 40.000 Euro netto bietet er immerhin eine XL-Batterie mit über 80 Kilowattstunden Kapazität für rund 300 Kilometer Reichweite, maximal sieben Sitze oder Platz für zwei Euro-Paletten. Privatleuten wird der Joylong entgegen seines Namens aber kaum lang Freude machen, außer für eine Zeitreise in die Autowelt der Neunziger.
Bestes Angebot scheint der Zhidou Cenntro Metro für 23.800 Euro netto zu sein, ein schmaler Pritschenwagen mit einer starken Tonne Nutzlast und vielfältigen Aufbauten. Überall, wo es eng wird und keine Auspuffwolken erwünscht sind, könnte er eine Lücke finden. Auf dem Friedhof zum Beispiel.