Der Chip- und Halbleiterhersteller Infineon Technologies baut seinen Standort Warstein weiter zum Zentrum für Hochleistungskomponenten aus.

Warstein. Der deutsche Chip- und Halbleiterhersteller Infineon Technologies mit Sitz in München baut seinen Standort in Warstein-Belecke innerhalb des Konzerns kontinuierlich weiter als Kompetenzzentrum für Hochleistungshalbleiter aus. Am Mittwoch eröffnete Infineon ein 22 Millionen Euro teures Labor, in dem Chips und Halbleitermodule für die Kunden auf Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit getestet werden.

Allen Extremen ausgesetzt

Die Produkte werden vielfältig gemartert: Sie werden Feuchtigkeit oder extremer Kälte und Hitze zwischen minus 40 bis plus 120 Grad Celsius ausgesetzt (insbesondere Automotiveteile). Ihre Widerstandsfähigkeit gegen Substanzen wie Säure, Funktionsfähigkeit bei höchsten Spannungen und niedrigsten Stromflüssen oder auch stundenlange Erschütterungen werden getestet.

Infineon Standort Warstein

Am Standort Warstein-Belecke arbeiten rund 2000 Menschen für Infineon. Hier werden Hochleistungshalbleiter für die Industrie gefertigt. In den Halbleitern sind Chips verbaut, die das Modul intelligent machen.

Halbleiter dienen der Steuerung von Strömen und finden Verwendung überall dort, wo es Regelungsbedarf gibt – vom Pkw bis zum Hochgeschwindigkeitszug und nicht zuletzt in Elektroantrieben, einem enormen Wachstumsfeld.

Infineon hat in dieser Woche den Kauf des US-amerikanischen Chipherstellers Cypress Semiconductors aus dem Silicon Valley für umgerechnet neun Milliarden Euro bekanntgegeben. Das Münchner Unternehmen steigt damit in die TopTen der Halbleiter-Konzerne auf der Welt auf.

An der Börse kam der Deal nicht gut an. Die Aktie notiert trotz guter Geschäfte auf dem niedrigsten Stand seit Herbst 2016.

Die Kunden kommen aus aller Welt und aus vielen Wachstumsbranchen: Die Energiebranche gehört dazu. Halbleitermodule finden sich wieder in Windkrafträdern, Solarrichtern für die Photovoltaik oder auch zur Steuerung von sehr effizientem Stromtransport, der Hochspannungsgleichstromübertragung (HGÜ). Zunehmende Automatisierung und Digitalisierung von Industrieantrieben befeuern das Infineon Wachstum. Und nicht zuletzt die Trends in der Automobilbranche. „Elektromobilität ist ganz klar der Treiber“, sagt Martin Roeckerath, Mitglied der Geschäftsführung des Standortes Warstein.

Innerhalb von 10 Jahren verdoppelt

Innerhalb der vergangenen zehn Jahre wuchs das Unternehmen im Sauerland von 1000 auf rund 2000 Beschäftigte – das Joint-Venture Bipolar mit seinen 300 Mitarbeitern, dass spezielle Halbleitertechnik für die Energiebranche entwickelt und fertigt, noch gar nicht mitgerechnet. Infineon hält an Bipolar 60, Siemens 40 Prozent.

Schwesterwerk in Ungarn

Arne Kohring, Sprecher der Geschäftsführung des Standortes Warstein und des „Schwesterwerkes“ in Cegléd, nahe der ungarischen Hauptstadt Budapest, sieht weitere Wachstumschancen im gesamten Konzern, aber auch im Sauerland. „Hier werden wir die Forschung und Entwicklung weitere verstärken, ohne auf die industrielle Fertigung zu verzichten.“ Die Nähe von Forschung, Test und Produktion mache den besonderen Charme des in Sachen Halbleitertechnik innovativsten Konzernstandortes Warstein aus.

Erweiterung im Sauerland vorprogrammiert

Kohring stellt seine Prognose unter den Vorbehalt, dass die Handelskonflikte nicht weitere „Bremsspuren“ in der Konjunktur hinterlassen. Und er macht aber keinen Hehl daraus, dass Massenproduktion künftig stärker in Ungarn stattfinden dürfte. Immer dann, wenn die in Warstein entwickelten Produkte sicher laufen und im Sauerland Neues ausgetüftelt werden kann. „Einen Technologiesprung wird es in Halbleitertechnik nicht mehr geben, aber die Anforderungen der Kunden steigen stetig“, gibt es aus Kohrings Sicht auch in Zukunft genug zu entwickeln.

Augenscheinlich muss sich die Belegschaft im Sauerland keine Zukunftssorgen machen. Die Baustelle für die nächste Produktionserweiterung ist bereits eingerichtet. Und das Band zur Eröffnung des neuen Labors war am Mittwoch noch nicht ganz durchgeschnitten, da war schon klar, dass „die Planungen für die Erweiterung des Labors in ein, zwei Jahren“ (Roeckerath) bereits laufen.