Dortmund. . Der Versicherungskonzern glaubt sich mit der „Vision 2023“ auf dem richtigen Weg in Zeiten des Umbruchs. Indiz: das Geschäftsfeld E-Scooter.
Daten sind eine der Zukunftswährungen. Insofern ist die Versicherungswirtschaft in Deutschland eher reich. Theoretisch. Was Konzerne wie Signal-Iduna von Branchenriesen wie Google und Amazon unterscheidet, ist der Umgang mit dieser Währung. Noch. Denn auch beim Dortmunder Versicherer tut sich einiges. „Wir befinden uns im Zeitalter der Umbrüche“, sagt Ulrich Leitermann, Vorstandsvorsitzender der Signal-Iduna bei der Vorstellung des 2018er Ergebnisses.
Beteiligung am Start-up
Angesichts des „Verdrängungswettbewerbs“ (Leitermann) in der Branche, war man in Dortmund „sehr zufrieden“. Nicht nur wegen gestiegener Umsätze, sondern auch wegen sichtbarer Fortschritte auf dem Weg, die im Vorjahr mit Blick auf die Digitalisierung ausgerufene „Vision 2023“ umzusetzen. Dazu gehört auch die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle.
Manche Felder ergeben sich scheinbar einfach so: Die Versicherung für Elektroroller beispielsweise, die die Dortmunder erst einmal für 60 Euro pro Jahr anbieten, ohne genau wissen zu können, ob der Betrag zu hoch, zu niedrig oder vielleicht sogar richtig sein wird. Auf den ersten Blick ein klassisches Versicherungsangebot.
Dass damit aber bereits ein Hauch von visionärem Geist verbunden ist, zeigt sich an Folgendem: Signal-Iduna hat sich am Berliner Start-up „Flash“ beteiligt, das mit Ruhrgebietsstädten wie Dortmund, Bochum und Herne kooperiert und dort die E-Roller-Leihflotten in den Innenstädten platziert oder es noch möchte. Sogar über ein Kombiticket ÖPNV-E-Scooter-Leihe werde nachgedacht, heißt es.
Zahlen zum Geschäftsjahr 2018
Die Signal-Iduna steigert die Beiträge 2018 auf 5,74 Milliarden Euro (Vorjahr: 5,69 Mrd.).
Größte Standbeine sind die Lebensversicherung: 1,38 Mrd. (minus 2,2 %). Hier entwickelt sich das Geschäft mit betrieblicher Altersvorsorge gut (+28,6 %). Sachversicherungen: 1,49 Mrd. (+2,7 %); und Krankenversicherung: 2,86 Mrd. (+1,6%).
Der Konzern beschäftigt 7369 Festangestellte und 2807 selbstständige Außendienstler.
Signal-Iduna hat über diesen Weg nicht nur den Fuß in der Tür eines verheißungsvollen Geschäftsfeldes – es tut auch dem Image der Versicherung gut, mit frischen Themen in Verbindung gebracht zu werden – auch wenn es insgesamt nur ein Mosaiksteinchen im Gesamtgeschäft des Konzern sein wird.
Dass Leitermann und seine Vorstandsriege – wie erwähnt – mit 2018 ganz zufrieden waren, liegt schon an daran, dass traditionelle Geschäftsfelder wie die private Krankenversicherung, das Geschäft mit der Altersvorsorge und auch das Sachversicherungsgeschäft ganz ordentlich liefen oder sogar deutlich über dem Marktschnitt gewannen. Um zu unterstreichen, dass die positive Entwicklung anhält, nahmen die Vorstände das ziemlich gute erste Quartal 2019 gleich einmal mit in die Vorstellung am Dienstag.
Schadenregulierung online
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Die Vision 2023 wirkt nicht zuletzt im eigenen Haus. Wo gestern noch per Hand rund 200.000 Postrückläufer und täglich 24.000 E-Mails bearbeitet werden, sollen bald moderne Techniken helfen. Über die eigene App soll der Versicherungskontakt für Kunden zunehmend bequemer werden. Bescheinigungen können elektronisch eingereicht werden. Neuerdings werden Versicherte per „Push-Mitteilung“ auf dem Smartphone an ihre Vorsorgeuntersuchungen erinnert, und irgendwann werde man bei den Sachversicherungen Schadenfälle vielleicht nicht nur online aufnehmen, sondern auch ohne großen Personalaufwand regulieren.
Dennoch will man die Zahl der Beschäftigten nicht weiter reduzieren. Gut 10.000 Menschen sind bei und für die Versicherung mit 5,74 Milliarden Euro Umsatz beschäftigt. „Wir brauchen in Zukunft eher mehr Leute“, sagt Leitermann und meint Experten für die moderne Währung – Daten- und IT-Fachleute sowie Softwareentwickler.