Essen. Ingo Speich vom Sparkassenfonds Deka begrüßt die Absage der Teilung von Thyssenkrupp. Zusammengehen mit Aufzughersteller Kone „plausibel“.

Ingo Speich, bei der Deka Investment verantwortlich für Nachhaltigkeit und Corporate Governance, zu den Etwicklungen bei Thyssenkrupp.

Herr Speich, Thyssenkrupp sagt die geplante Konzernteilung ab. War der Druck der Investoren zu hoch?

Ingo Speich: Die desaströse Entwicklung des Aktienkurses in den vergangenen Monaten hat deutlich gezeigt, dass die Anleger dem eingeschlagenen Weg nicht vertraut haben. Wir haben eine Spaltung von Thyssenkrupp von Anfang an kritisch gesehen. Die Doppelstrukturen hätten nicht zu einer deutlichen Kostenentlastung geführt. Aus einem großen Konglomerat wären lediglich zwei etwas kleinere Konglomerate geworden.

Wie beurteilen Sie den Plan von Konzernchef Kerkhoff, Thyssenkrupp zur Holding umzubauen und die Aufzugsparte an die Börse zu bringen?

Speich: Wir beurteilen die neuen Pläne grundsätzlich positiv, insbesondere den geplanten Teilbörsengang der Aufzugsparte. Eine mögliches Zusammengehen oder eine Kooperation mit dem Wettbewerber Kone gilt schon seit einiger Zeit als eine strategisch plausible Option. Dass Herr Kerkhoff nun auf die Kritik von Investoren reagiert, war überfällig. Das Management hat leider schon viel Zeit verloren.

Kopiert Thyssenkrupp mit dem eingeschlagenen Weg die Strategie des Siemens-Konzerns, der ebenfalls auf eine Holding-Struktur setzt?

Speich: Thyssenkrupp kann in der Tat viel von Siemens lernen. In seiner derzeitigen Aufstellung ist Thyssenkrupp ein Konglomerat aus einer alten Zeit. Ein derartiges Geschäftsmodell findet an der Börse derzeit wenig Zuspruch. Die Vorteile eines solchen Mischkonzerns sind einfach zu gering. Es ist sinnvoll, den einzelnen Geschäftsbereichen unter dem Dach einer Holding mehr unternehmerische Freiheit zu geben. Das eröffnet perspektivisch die Option für weitere Börsengänge oder Partnerschaften in den verschiedenen Geschäftsbereichen.