Essen. . Um das Kabelnetz von Unitymedia übernehmen zu können, will es Vodafone auch für Telefonica-Kunden öffnen. Eine Kampfansage an die Telekom.
Im Ringen um die Zustimmung der Wettbewebersbehörden zur Übernahme des Kabelnetzes von Unitymedia ist Vodafone zu weitreichenden Zugeständnissen bereit. Der Düsseldorfer Konzern will sein Kabelnetz, das unter „Kabel Deutschland“ firmiert, für den Wettbewerber Telefonica (O2) öffnen. Der Deal hätte zur Folge, dass der Erzrivale Deutsche Telekom einen bundesweiten Konkurrenten beim schnellen Internet und bei Festnetz-Anschlüssen bekäme.
Vodafone hatte im Frühjahr mit der Unitymedia-Muttergesellschaft Liberty Global vereinbart, deren Kabelnetze in Deutschland, Ungarn, Tschechien und Rumänien für 18,4 Milliarden Euro zu übernehmen. Seit Oktober liegt der Antrag auf Zusammenschluss bei der EU-Kommission. Dort soll es erhebliche wettbewerbsrechtliche Bedenken – vor allem für Nordrhein-Westfalen – geben. Denn hier hat Unitymedia neben Hessen und Baden-Württemberg ihren Schwerpunkt.
Im November hatte sich auch der deutsche Kartellamtspräsident Andreas Mundt zu Wort gemeldet und auf die „ganz erheblichen Veränderungen der Marktverhältnisse im Bereich des Kabelfernsehens und der Telekommunikation führen“ hierzulande hingewiesen.
Um die Wettbewerbshüter zu befrieden, hat Vodafone-Deutschlandchef Hannes Ametsreiter der EU-Kommission am Dienstag ein Bündel von Vorschlägen unterbreitet. „Unser Maßnahmenpaket hebt den Wettbewerb in Deutschland auf eine ganz neue Stufe. Es ist gut für den Verbraucher. Gut für den Wettbewerb. Und gut für die Fernsehsender“, sagte der Manager.
Amtesreiter strebt nach eigenen Worten an, mit Unitymedia zum „ersten, bundesweiten Infrastruktur-Wettbewerber der Telekom“ zu werden. Dafür will Vodafone das dann bundesweite Kabelnetz für den dritten großen Telekommunikations-Anbieter, Telefónica Deutschland mit dem O2-Netz, öffnen. Damit würde neben der Telekom ein zweiter bundesweit tätiger Festnetz-Anbieter auf den Markt kommen.
Vodafone kündigte am Dienstag an, bis zum Jahr 2022 „schnelle und bezahlbare Gigabit-Anschlüsse für 25 Millionen Haushalte schaffen“ zu wollen. Dafür werde das Unternehmen in den nächsten Jahren rund zwölf Milliarden Euro in Deutschland investieren.
Ob sich die EU-Kommission auf dieses „Maßnahmenpaket“ einlassen wird, blieb zunächst offen. Die herausgeforderte Telekom zeigt sich naturgemäß kritisch. „Der Vorschlag von Vodafone ist offenbar der Versuch, eine Fusion zu retten, die bei der EU-Kommission auf große Bedenken stößt“, teilte der Bonner Konzern mit. Durch den Vertrag zwischen Vodafone und Telefónica werde kein einziger zusätzlicher Breitbandanschluss gebaut. „Problematisch könnte sein, dass der Ausbau von Glasfaser bis ins Haus gebremst wird“, sagte ein Sprecher. Ein intensiverer Infrastrukturwettbewerb zum Ausbau von Glasfaser wäre aber gerade für Deutschland besonders wichtig.
Der Düsseldorfer Wettbewerbsrechtler Justus Haucap dagegen begrüßt den Vorstoß. „Das wird den Wettbewerb erheblich beflügeln“, sagte der ehemalige Vorsitzende der Monopolkommission. Für die Telekom werde es durch einen dritten nationalen Anbieter nicht einfacher.