München/Mülheim. . Hoffnungsschimmer für die kriselnde Kraftwerkssparte von Siemens: Von Milliarden-Aufträgen aus Irak kann auch das Werk Mülheim profitieren.

Während die Verhandlungen mit den Betriebsräten über den Abbau von weltweit rund 6000 Stellen, darunter 2900 in Deutschland. laufen, kann die kriselnde Kraftwerkssparte von Siemens Hoffnung auf neue Aufträge schöpfen. 12,5 Milliarden Euro wert ist die Vereinbarung, in dem von Kriegen geschüttelten Irak eine neue Stromversorgung aufzubauen.

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Nachdem Siemens-Chef Joe Kaeser und der irakische Premierminister Adil Abdul-Mahd am Dienstag eine „Rahmenvereinbarung“ geschlossen hatten, erhielt der Konzern am Donnerstag den ersten konkreten Auftrag.

Siemens-Chef Joe Kaeser.
Siemens-Chef Joe Kaeser. © Michael Dalder

In der Stadt Zubaidiya soll Siemens für 700 Millionen Euro ein Gaskraftwerk mit 500 Megawatt Leistung bauen. „Außerdem wurden Aufträge für die Modernisierung von 40 Gasturbinen mit Kühlsystemen sowie die Installation von dreizehn 132-Kilovolt-Umspannstationen und 34 Transformatoren erteilt“, sagte ein Sprecher.

Impulse für Werke in Mülheim und Berlin

Die Gasturbine soll im Mülheimer Siemens-Werk entwickelt und in Berlin gebaut werden. Vor allem der Standort an der Ruhr mit seinen 4500 Mitarbeitern könnte von dem sich abzeichnenden Auftragspaket im Irak profitieren. „Wir hoffen auf ein Stückchen dieser Torte“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Jens Rotthäuser unserer Redaktion.

Mülheim baut nicht nur große Dampfturbinen und Generatoren. Immer größere Bedeutung bekommt auch das Servicegeschäft, zu dem die Wartung und Modernisierung von Kraftwerken gehören. Wegen der Auftragsflaute sollen in Mülheim 600 und in Berlin 700 Stellen gestrichen werden.

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Siemens will die Stromproduktion im Irak um rund 50 Prozent ausbauen. Dazu sollen innerhalb von vier Jahren neue Kraftwerke mit einer Leistung von elf Gigawatt entstehen, mit denen 23 Millionen Iraker zuverlässig mit Strom versorgt werden können. Zudem will der Konzern bestehende Kraftwerke modernisieren und das Stromnetz ausbauen, um die Energie im Land verteilen zu können.

Kooperation auch mit China

Zunächst hatte die irakische Regierung auch eine Absichtserklärung mit dem britischen Rivalen General Electrics unterzeichnet. Am Ende überzeugte das Siemens-Angebot die Iraker. Denn der Konzern aus München lockte mit der Aussicht, dass mit der Elektrifizierung Tausende Arbeitsplätze im Irak entstehen könnten. Überdies will Siemens dort eine Klinik bauen und Software im Wert von 60 Millionen Dollar an irakische Universitäten spenden.

Die Kraftwerkssparte des Unternehmens leidet seit Jahren unter der Energiewende weg von Atom- und Kohlekraftwerken und hin zu erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne. Siemens-Chef Kaeser will sich deshalb neue Märkte erschließen, zu denen er bislang – auch aus politischen Gründen – keinen Zugang hatte. Neben Irak gehört dazu auch China. Das Riesenland hat den größten Nachholbedarf bei der Produktion von sauberem Strom. Unlängst hatten die Münchener mit dem chinesischen Staatskonzern State Power Investment Corp eine Kooperationsvereinbarung geschlossen.