Dortmund. . RWE, Gelsenwasser, Steag – Dortmunds Stadtwerke mischen vielerorts in NRW mit. Hinter der Strategie von Stadtwerke-Chef Pehlke steckt Kalkül.
Mit Beteiligungen an Energieversorgern wie RWE, Steag und Gelsenwasser mischen die Dortmunder Stadtwerke DSW21 vielerorts im Ruhrgebiet mit. Aus Gewinnen, die im Geschäft mit Strom, Gas und Wasser fließen, will der Kommunalkonzern regelmäßig anfallende Verluste im Betrieb mit Bussen und Bahnen vor Ort ausgleichen.
„Unsere Beteiligungen in der Energiewirtschaft – RWE, Gelsenwasser und unsere Tochter DEW21 – haben maßgeblich zu unserer soliden Bilanz beigetragen“, sagt Stadtwerke-Chef Guntram Pehlke mit Blick auf die Bilanz für 2018. „Wir haben unser Ziel erreicht, den Nahverkehr zu finanzieren, ohne den Etat der Stadt Dortmund zu belasten.“ Pehlke führt seit vielen Jahren den breit aufgestellten Kommunalbetrieb, zu dem auch der Dortmunder Hafen, der Flughafen, ein Wohnungs- und ein Telekommunikationsanbieter gehören.
Dortmund größter kommunaler Aktionär bei RWE
Allein durch die RWE-Dividende haben die Dortmunder einen Ertrag in Höhe von knapp 30 Millionen Euro erzielt. Im Jahr zuvor hatte es noch eine Nullrunde gegeben. Im kommenden Jahr rechnen die Stadtwerke mit einer RWE-Dividende in Höhe von 16,5 Millionen Euro.
Dortmund ist mit einem Anteil von 3,8 Prozent größter kommunaler Einzelaktionär des Essener Energiekonzerns. Über ihr Tochterunternehmen KEB Holding halten die Stadtwerke DSW21 mehr als 23 Millionen RWE-Aktien. Mit Bochum hatte sich unlängst eine große Ruhrgebietsstadt von RWE-Aktien getrennt. Auch in Revierkommunen wie Essen oder Mülheim gab es Diskussionen über die kommunale Beteiligung am Energiekonzern.
Hoffen auf steigende Dividenden des Energiekonzerns
Nach mehreren schwierigen Jahren mit Dividenden-Nullrunden hat sich RWE zuletzt stabilisiert. Die Dividende des Konzerns, von der die kommunalen Aktionäre insgesamt rund 20 Prozent erhalten, soll kontinuierlich steigen – von 70 Cent auf 80 Cent für das aktuelle Geschäftsjahr. Danach soll dieses Niveau „mindestens gehalten werden“, sagt RWE-Chef Rolf Martin Schmitz.
„Der Aktienkurs ist befriedigend, die Dividende gut“, urteilt Dortmunds Stadtwerke-Chef Pehlke. „Wir haben großes Vertrauen in den Vorstand.“ In einigen kommunalen Unternehmen wird die geplante Zerschlagung der RWE-Tochter Innogy indes kritisch gesehen, wie Pehlke berichtet. „Durch die Übernahme von Innogy durch Eon entsteht im Netzgeschäft und im Vertrieb ein Gigant“, sagt er. „Das bereitet vielen Stadtwerken große Sorgen. Diese befürchten, dass die kleinen Stadtwerke an die Wand gedrängt werden. Wir sind alle gespannt, wie sich die Wettbewerbshüter mit dem Fall auseinandersetzen.“
Gelsenwasser spült Geld in Dortmunder Kasse
Auch an Gelsenwasser sind die Dortmunder Stadtwerke mit einem großen Aktienpaket beteiligt. Aus der Beteiligung am Gelsenkirchener Wasser- und Energieversorger fließen – ähnlich wie im Vorjahr – knapp 33 Millionen Euro in die Kassen von DSW21. Die Gelsenwasser-Beteiligung sei für DSW21 dank der guten Geschäftsentwicklung zu einem Stabilitätsfaktor geworden, betonten die Dortmunder Stadtwerke. Sie halten gemeinsam mit den Stadtwerken Bochum jeweils fast die Hälfte der Gelsenwasser-Aktien.
Über die Dortmunder Strom- und Gastochter DEW21 verbucht die Unternehmensmutter ein Ergebnis in Höhe von rund 41 Millionen Euro. Beim Betrieb von Bussen und Bahnen muss der Kommunalkonzern aber einen Verlust in Höhe von 56 Millionen Euro hinnehmen. Massive Investitionen sind geplant. So soll ein dreistelliger Millionen-Betrag in den Kauf von bis zu 26 neuen Stadtbahn-Wagen und in die Runderneuerung von 64 Stadtbahn-Wagen fließen.
Schlüsselrolle beim Energiekonzern Steag
Eine Schlüsselrolle haben die Stadtwerke DSW21 auch beim Essener Energiekonzern Steag. Derzeit gehört das Unternehmen über die kommunale Beteiligungsfirma KSBG den Stadtwerken Dortmund, Duisburg, Bochum, Essen, Oberhausen und Dinslaken. Für 1,2 Milliarden Euro hatte die KSBG die Steag vom Chemiekonzern Evonik gekauft.
Schon seit einiger Zeit wird in den Städten mit einem Abschied von der Steag geliebäugelt. Dem Vernehmen nach wollen lediglich die Dortmunder an Bord bleiben. Mit 36 Prozent sind die Dortmunder größter Investor. „Wir bleiben“, betont Pehlke im Gespräch mit unserer Redaktion. „Die Mittelfrist-Planung ist belastbar. Wir sehen eine gute Perspektive“, sagt der Manager, der auch Aufsichtsratschef der Steag ist.
Unter dem Strich rote Zahlen
Insgesamt sei 2018 „ein gutes Jahr“ gewesen, konstatiert Pehlke. Allerdings ist der kommunale Konzern unter dem Strich in die roten Zahlen gerutscht. „Hohe Pensionsrückstellungen haben unser Jahresergebnis spürbar belastet“, sagt DSW21-Finanzdirektor Jörg Jacoby. Die Stadtwerke mussten ihre Rückstellungen für die rund 1800 Betriebsrentner und ihre Hinterbliebenen um rund 40 Millionen auf 475 Millionen Euro anheben.
„Wir leiden – wie andere große Unternehmen auch – unter der Niedrigzinsphase“, sagt Jacoby zur Begründung. „Noch ist das Tal der Tränen nicht durchschritten, auch in den nächsten Jahren werden die Pensionsrückstellungen ein Thema bleiben.“
Nach einem Gewinn im Vorjahr fiel in der Bilanz 2018 ein Verlust in Höhe von rund 35,2 Millionen Euro an. Beim Jahresergebnis Ergebnis vor Steuern und Zinsen ohne Sondereffekte (EBIT), konnte DSW21 hingegen von 31 Millionen auf 57,4 Millionen Euro zulegen.
Dortmunder Flughafen verzeichnet Zuwächse
DSW21 beschäftigt derzeit wie im Vorjahr rund 1860 Mitarbeiter. In der Verwaltung seien unter anderem durch Vorruhestands- und Altersteilzeitverträge etwa 100 Stellen abgebaut worden. Dies habe „maßgeblich zur Ergebnisverbesserung beigetragen“, wird bei den Stadtwerken betont.
Positiv habe sich der Dortmunder Flughafen entwickelt. „Das Flughafengeschäft läuft hervorragend“, berichtet Pehlke. „Wir sind der wachstumsstärkste Regionalflughafen Deutschlands.“ Die Passagierzahlen seien im vergangenen Jahr um 14 Prozent auf 2,3 Millionen Fluggäste gestiegen. Wachstumstreiber seien unter anderem neue Ziele in Polen, Rumänien, Ungarn, Österreich und der Ukraine gewesen. DSW21 gleicht nach eigenen Angaben allerdings weiterhin einen Verlust in Höhe von rund 14 Millionen Euro jährlich aus. Pehlke betont: „Spätestens im Jahr 2023 wollen wir ein ausgeglichenes Betriebsergebnis für den Flughafen vorlegen.“