Hagen. . Die Tuifly will trotz des jüngsten Absturzes in Äthiopien ab April Flugzeuge des Modells Boeing 737 Max 8 für Flüge zu den Kanaren einsetzen.

Ab April will der Ferienflieger Tuifly in Deutschland erstmals Maschinen des Typs Boeing 737 Max 8 ab Düsseldorf und Hannover für Ferienflüge einsetzen. Ab Mai soll dann auch ab Köln/Bonn und Frankfurt gestartet werden. „Wir würden mit dem Flugzeug nicht fliegen, wenn wir nicht davon überzeugt wären, dass es sicher ist. Die 737 Max 8 wird zunächst für Flüge zu den Kanaren eingesetzt“, erklärt Tuifly-Sprecher Aage Dünhaupt gegenüber der WESTFALENPOST.

Spekulationen über Software

Die Boeing 737 Max 8 gilt aktuell als der modernste Ferienflieger des US-amerikanischen Flugzeugbauers, sparsam und leise. Am Sonntag stürzte in Äthiopien nahe der Hauptstadt Addis Abeba allerdings eine Maschine dieses Typs kurz nach dem Start ab. Alle 157 Insassen kamen zu Tode. Die Ursachen des Absturzes sind zum jetzigen Zeitpunkt noch ungeklärt. Es war der zweite Absturz einer 737 Max 8 innerhalb von fünf Monaten. Am 29. Oktober vergangenen Jahres war es in Indonesien zur Flugkatastrophe gekommen. 189 Menschen starben dabei, ebenfalls wenige Minuten, nachdem der Flieger abgehoben war.

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Mehrere Fluglinien sind so nun verunsichert, dass sie den Einsatz der Boeing zunächst gestoppt haben. Dass die chinesische Luftfahrtbehörde am Montagmorgen für alle Maschinen dieses Typs Startverbot erteilt hat, mag man noch als politischen Nadelstich in Zeiten von Handelskonflikten mit den USA bewerten, allerdings sind die Chinesen längst nicht die einzigen. In Äthiopien gilt ebenfalls Startverbot für den US-Flieger, auch Indonesien kündigte am Montag eine erneute Überprüfung des Modells an.

Bereits im Herbst vergangenen Jahres gab es Spekulationen darüber, ob die Balance und die Software der neuesten Version des Erfolgsmodells ein Grund für die Probleme sein könnten, die sich bislang nicht klären ließen.

In Indonesien sollen im Oktober 2018 bereits bei einem Flug am Vortag des Absturzes Probleme aufgetreten sein, die dann behoben worden sein sollen. Der Vater eines Opfers aus Indonesien klagt inzwischen gegen den Flugzeugbauer Boeing vor einem US-Gericht.

Der Touristikkonzern Tui hat nach eigenen Angaben bereits seit einem Jahr insgesamt 15 Maschinen des Typs 737 Max 8 bei seinen Tochterfirmen Tui Airlines Belgien und Tui Airways mit Sitz in Großbritannien im Einsatz . Laut Sprecher Dünhaupt ohne Probleme: „Das gibt uns großes Vertrauen in das Flugzeug.“ Die Tuifly stehe zudem in engem Kontakt mit Boeing selbst, um über die Erkenntnisse zu möglichen technischen Problemen auf dem Laufenden zu bleiben.

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Erkenntnisse könnten die Aufzeichnungen des Flugschreibers aus dem nahe der Hauptstadt Addis Abeba abgestürzten Flieger liefern. Darauf dürfte auch der Hersteller Boeing schauen, für den eine Menge auf dem Spiel steht. Die 737 wird seit den 60er Jahren gebaut und ist ein Volumenmodell. Entsprechend befand sich am Montag die Aktie des Flugzeugbauers im Sinkflug und verlor bereits zu Beginn des Börsenhandels um zehn Prozent an Wert.

Sollte sich ein technischer Mangel herausstellen, dürfte auch die Hannoveraner Tuifly den Einsatz der Maschinen noch einmal überdenken. Der Ferienflieger startet seit vergangenem Jahr nach längerer Abstinenz auch wieder vom Flughafen Paderborn-Lippstadt und hatte dieser Tage angekündigt, den Sommerflugplan auszuweiten. „Ein Einsatz einer 737 Max 8 ab Paderborn ist nicht geplant“, versichert Aage Dünhaupt.

Sunexpress plant Start ab Sommer

Ab dem Sommer will auch die deutsch-türkische Airline Sunexpress (Lufthansa/Türkisch Airlines) auf den modernen Flieger zurückgreifen. „Sunexpress hat Jets des Typs Boeing 737 Max 8 bestellt. Die Auslieferung der ersten fünf Flugzeuge erfolgt nach letztem Planungsstand im Sommer 2019. Wir sind im stetigen Dialog mit Boeing. Falls es ein Update zu unserer 737-Flottenplannung gibt, werden wir dies offiziell bekanntgeben“, erklärte eine Sprecherin auf Anfrage der WESTFALENPOST. Sunexpress startet von Paderborn aus in Richtung Kanaren und in die Türkei. Ob der in den Fokus geratene Flugzeugtyp dann auch ab Paderborn fliegen soll, konnte Sunexpress zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.