Hemer/Düsseldorf. . Badezimmer-Ausstatter Grohe will an diesem Montag die erste Armatur aus dem 3-D-Drucker präsentieren. Sie wird aus Metallstaub hergestellt.

Das Badezimmer als persönlicher Wellness-Bereich, die Küche als Treffpunkt der ganzen Familie, der mit dem Wohnzimmer eine Einheit bildet – so stellt sich Grohe die Zukunft des Wohnens vor. Auf der ISH, der Weltmesse für Wasser, Wärme und Klima in Frankfurt, präsentiert der Hersteller von Armaturen und Badezimmern ab Montag 500 Innovationen. Wir haben mit Grohe-Chef Michael Rauterkus gesprochen.

Frage: Wie laufen die Geschäfte?

Michael Rauterkus: Wir sind sehr, sehr zufrieden. Die Bauindustrie erlebt seit mehreren Jahren einen Boom, und die Nachfrage bleibt stark. Die Verbraucher investieren ihr Geld also anscheinend nach wie vor lieber in Steine als in Aktien. Die Branche wächst zwischen drei und vier Prozent – und Grohe wächst deutlich stärker.

Fünf Prozent mehr Mitarbeiter in Deutschland

Das müsste doch auch Auswirkungen auf die Mitarbeiterzahl haben.

Auf jeden Fall. Sie steigt ebenfalls: im vergangenen Jahr weltweit um gut zehn Prozent, in Deutschland um fünf Prozent. Wir haben in alle deutsche Werke investiert, in Porta Westfalica konnten wir das Produktionsvolumen sogar verdreifachen, geraten jetzt aber langsam an Kapazitätsgrenzen.

Das klingt nach Expansion.

In der Tat. Wir suchen gerade nach einem Standort in Europa für ein neues Werk, um die Keramik-Produktion aufzubauen. In spätestens zwei Jahren wollen wir starten.

In Deutschland?

Nein, das lässt sich angesichts der Lohnkosten nicht darstellen.

Der Aktienkurs ihrer japanischen Konzernmutter Lixil hat sich allerdings in den vergangenen zwei Jahren mehr als halbiert. Steigt damit der Druck auf Grohe?

Nein, wir fühlen uns bei Lixil total wohl. Grohe ist ein eigenständiges Unternehmen in der Gruppe, übrigens dort auch das profitabelste. Die Japaner sehen uns als langfristiges Investment, wir genießen einen hohen Freiheitsgrad. Den Willen, uns ständig zu verbessern, haben wir schon selbst.

Exklusive Produkte

Und wie wollen Sie das Niveau halten?

Durch unseren Einfallsreichtum. Bei der Leitmesse ISH in Frankfurt werden wir 500 Innovationen präsentieren. Wir entwickeln uns zum Vollausstatter für das Badezimmer, denn die Kunden haben es lieber, wenn alles aus einer Hand kommt, vor allem die deutschen. Deshalb bringen wir jetzt schon die vierte Keramiklinie heraus. Zudem haben wir ein Verfahren bei der Produktion von farbigen Armaturen entwickelt, denn die werden immer beliebter. Sie werden nicht lackiert, weil das nicht unseren Qualitätsansprüchen entspricht, sondern die Oberflächenstruktur wird verändert. Seitdem haben wir unsere Kapazitäten im Bereich Farbarmaturen versechsfacht. Sehr viel Know-how investieren wir in das Thema Smart Control. Duschen und Küchenarmaturen lassen sich per Knopfdruck steuern, wir benötigen also keinen Hebel mehr an der Seite. Damit lassen sich ganz neue Designformen realisieren. Außerdem können wir in Zukunft alle unsere Armaturen mit eigenen Filtern ausstatten. Damit reagieren wir auf die Ängste vieler Kunden, das Trinkwasser könnte zum Beispiel durch Mikroplastik verunreinigt sein. Auf der ISH stellen wir die erste Armatur aus dem 3-D-Drucker vor. Wir produzieren sie im Werk Hemer in einer streng limitierten Auflage: 300 Stück im ersten Jahr. Sie wird aus Metallstaub hergestellt, den wir selbst entwickeln.

Kostet?

12.000 Euro.

Pro Stück?

Ja

Wer braucht so etwas?

Wir sind uns bewusst, dass es sich um ein sehr exklusives Produkt handelt. Aber es gibt einen Markt für gehobene Architektur, etwa in der Hotel- oder der Restaurant-Branche. Außerdem bietet der 3-D-Druck uns ganz neue Designmöglichkeiten. Sie werden in Zukunft Armatur-Formen sehen, die Sie nicht für möglich gehalten haben. Das Material wird die Gestaltung nicht mehr beschränken. Unser Werk in Hemer gilt in diesem Bereich weltweit als Technologieführer und arbeitet daran, den 3-D-Druck auch in der Massenfertigung einzusetzen. Übrigens: Die ersten sechs sind schon verkauft.

Die Digitalisierung treibt alle um. Grohe auch?

Schon lange. An unserem Produkt Grohe Sense, das Lecks in Wasserleitungen aufspürt und meldet, hat etwa die Versicherungsbranche ein großes Interesse. Die ersten Versicherer setzen den Einbau dieser Technik für neue Verträge schon voraus. In fünf Jahren wird die Hälfte unserer Produkte digital vernetzt sein.