Bochum. . Nach Einschätzung von Vonovia-Chef Rolf Buch fehlen in Deutschland auf Sicht zwei Millionen altengerechte Wohnungen.
In Deutschland fehlen in den nächsten zehn Jahren nach Einschätzung des Bochumer Immobilienriesen Vonovia zwei Millionen altersgerechte Wohnungen. Vorstandschef Rolf Buch kritisierte am Donnerstag bei der Vorlage der Bilanzzahlen, dass Politik und Wirtschaft zu wenig unternähmen, um die immer größer werdende Angebotslücke für Senioren zu schließen.
„Wir brauchen drei Millionen altengerechte Wohnungen in den kommenden zehn Jahren. Wir haben aber nur eine Million“, sagte Buch. Deutschland habe die Debatte um das Wohnen im Alter viel zu spät angestoßen. „Die Bevölkerung altert und braucht Wohnungen, in denen sie sich mit dem Rollator bewegen kann“, so der Vonovia-Chef. Der Großteil des Wohnungsbestandes in Deutschland stamme aber aus den 50er, 60er und 70er-Jahren. Türen zu verbreitern, Stufen zu entfernen und Badewannen gegen bodentiefe Duschen zu ersetzen, sei ein hoher Sanierungsaufwand. „Viele alte Menschen müssen ihre Wohnung verlassen. Dabei sind die Seniorenheime schon heute überfüllt“, meint Buch.
Buch: Neubau allein reicht nicht aus
„Mit Neubauten werden wir das nicht hinbekommen. Wir müssen Im Bestand umbauen“, sagte der Chef des Bochumer Dax-Konzerns und hofft dabei auf die Unterstützung der Politik. Die Förderprogramme der NRW-Bank für den Wohnungsbau nannte Buch „exzellent“. Leider gebe es in anderen Bundesländern keine oder nicht so gute Instrumente.
Aktuell konzentriert sich die Immobilienwirtschaft auf die energetische Sanierung von Wohnungen. Vonovia habe im vergangenen Jahr das selbst gesteckte Ziel erreicht und fünf Prozent der knapp 400.000 konzerneigenen Wohnungen energiesparend saniert. Dafür und für 1100 Neubau-Wohnungen investierten die Bochumer rund 1,14 Milliarden Euro. 2017 waren es knapp 779 Millionen Euro. Für Instandhaltungen gab Vonovia 430,4 Millionen aus. Im Vorjahr waren es 346,2 Millionen Euro. Nach Buchs Angaben investierte sein Konzern 17,72 Euro pro Quadratmeter. „Damit liegen wir deutlich über dem Niveau der Branche“, sagte er.
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Nach Kritik von Mieterschützern an Mieterhöhungen nach Modernisierungen hatte Vonovia im vergangenen Jahr angekündigt, das Tempo bei der energetischen Sanierung zu drosseln. Buch erklärte, dass sein Konzern die Mieten nach Modernisierungen im vergangenen Jahr um rund 1,50 Euro pro Quadratmeter erhöht habe. „Bei zwei Euro pro Quadratmeter sind die Kosten gedeckelt. Leider sind unsere Wettbewerber dabei nicht mitgezogen.“ Manche Gebäude seien aber nicht für zwei Euro pro Quadratmeter zu sanieren. Dafür suche man nun nach technischen Lösungen.
Bei einem weiterhin geringen Wohnungsleerstand steigerte Vonovia die Mieteinnahmen um gut 13 Prozent auf knapp 1,9 Milliarden Euro. Die Miete erhöhte sich auf 6,52 Euro pro Quadratmeter – das waren rund vier Prozent mehr als 2017. Durch Zukäufe in Schweden und Österreich ist der Konzern im vergangenen Jahr erheblich gewachsen. Seinen Immobilienbestand bewertet das Unternehmen inzwischen mit 44,2 Milliarden Euro – nach 33,4 Milliarden Euro im Jahr 2017.
„Manche Wohnungen müssen kleiner werden“
Während Buch die Mieten bei Bestandskunden moderat auf dem Niveau der Inflation wachsen sieht, bezeichnet er Neuvermietungen zu viel höheren Preisen insbesondere in Ballungsräumen als „Problem“. Vonovia-Vorstand Klaus Freiberg bringt deshalb neue Modelle ins Gespräch: „Manche Wohnungen müssen kleiner werden. Wir müssen auch auf das Budget der Leute gucken.“ Zumal er mit Sorge auf die Entwicklung auf dem Bau schaut: „Die Baukosten steigen pro Jahr zweistellig und man muss länger auf freie Firmen warten“, sagte Freiberg.
Nach der Übernahme der österreichischen Buwog und dem Kauf des schwedischen Portfolios des Konzerns Victoria Park hat Vonovia-Chef Buch die 10.000. Mitarbeiterin begrüßt. Das sei eine Verdreifachung in den vergangenen fünf Jahren, hieß es. Im vergangenen Jahr hat der Konzern 1600 zusätzliche Stellen geschaffen – 340 davon am Sitz in Bochum, in Duisburg und in Dortmund. 500 Stellen sind konzernweit noch unbesetzt.
Vonovia-Gewinn übersteigt Milliarden-Grenze
Nach den Zukäufen im Ausland konnte Vonovia im vergangenen Jahr erstmals mehr als eine Milliarde Euro Gewinn einfahren. Das operative Ergebnis nach Abzug von Zinsen und Steuern erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozent auf 1,07 Milliarden Euro. Davon sollen auch die Aktionäre profitieren. Der Vorstand schlägt der Hauptversammlung vor, die Dividende für 2018 um 12 Cent auf 1,44 Euro je Aktie anzuheben.
Für 2019 erwartet Vorstandschef Buch einen Anstieg des operativen Ergebnisses auf 1,14 bis 1,19 Milliarden Euro. Für Investitionen in Modernisierung und Instandhaltung will er rund zwei Milliarden Euro ausgeben.