Essen. . Seit 2017 wurden landesweit nur 171 vom Bund geförderte neue Ladepunkte in Betrieb genommen. Deutschland ist weit entfernt vom 100.000er-Ziel.

NRW kommt beim Ausbau der Ladesäulen für Elektroautos nicht voran: In den vergangenen zwei Jahren wurden zwar 3841 Förderanträge bewilligt, landesweit aber nur 171 Ladepunkte auch tatsächlich gebaut und in Betrieb genommen, darunter ganze 17 Schnellladepunkte. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervor. Bundesweit gingen bei 15.953 Bewilligungen 1033 neue Ladepunkte ans Netz.

Damit droht Deutschland sein von der Regierung gestecktes Ziel, bis 2020 bundesweit 100.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte zu bieten, meilenweit zu verfehlen. Ende 2018 gab es erst rund 16.100 Ladepunkte. Selbst wenn alle bisher bewilligten Anlagen gebaut werden, würde das Ziel der großen Koalition bei diesem Ausbautempo nicht einmal zur Hälfte erreicht. Auch der Wunsch, dass ein Drittel Schnellladesäulen sein sollen, dürfte sich nicht erfüllen, legt die bisher sehr geringe Nachfrage nahe. In NRW liefert nur jeder zehnte neue Ladepunkt Gleichstrom mit mehr als 22 Kilowatt Leistung.

An der Raststätte Brohltal in Rheinland-Pfalz steht an der A61 Deutschlands erste Ultraschnellladestation. Bisher kommt der Ausbau der schnellen Ladepunkte nicht voran.
An der Raststätte Brohltal in Rheinland-Pfalz steht an der A61 Deutschlands erste Ultraschnellladestation. Bisher kommt der Ausbau der schnellen Ladepunkte nicht voran. © Thomas Frey, dpa

„Das Förderprogramm ist nicht nur zu knapp bemessen, sondern wird auch schleppend abgearbeitet. Seit zwei Jahren läuft das Förderprogramm, doch nur ein Bruchteil der Ladesäulen wurde bislang überhaupt gebaut“, kritisiert Oliver Krischer, Verkehrsexperte der Grünen im Bundestag. „Mit diesem Tempo wird es Verkehrsminister Andi Scheuer nicht gelingen, das Versprechen aus dem Koalitionsvertrag einzulösen“, sagte Krischer dieser Redaktion. Scheuer müsse einen Zahn zulegen. „Nur wenn wir die Bremse beim Ausbau der Ladesäulen lösen, kommt die Elektromobilität in Fahrt.“

Der Bund hatte Anfang 2017 für den Aufbau eines flächendeckenden Netzes von Schnelllade- und Normalladestationen 300 Millionen Euro an Fördermitteln bereitgestellt. Allein damit sollen 15.000 Ladestationen mit je zwei Anschlüssen entstehen. Sowohl private Investoren als auch Kommunen können damit jeweils 5000 Euro je Ladepunkt oder bis zu 50 Prozent ihrer Baukosten decken.

„Diesel und E-Autos gleichzeitig fördern, das geht nicht“

Damit ist aber nicht gesagt, dass sie die Stromsäulen auch wirtschaftlich betreiben können. Noch fahren nur rund 100.000 Elektroautos und Plug-in-Hybride auf Deutschlands Straßen, nicht die erhoffte Million. „Wer heute eine Ladesäule baut, macht ein Verlustgeschäft“, sagt Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Car-Instituts der Universität Duisburg-Essen. Es würden einfach nach wie vor zu wenige Elektroautos zugelassen, meint der Autoprofessor und macht dafür die halbherzige Politik der Bundesregierung verantwortlich.

Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg-Essen verfolgt die Entwicklung der E-Mobilität seit Jahren und bleibt skeptisch.
Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg-Essen verfolgt die Entwicklung der E-Mobilität seit Jahren und bleibt skeptisch. © Ralph Bodemer

Denn die fördere zwar den Kauf von Elektroautos und Hybriden, aber weiterhin auch den Diesel über die ermäßigte Spritsteuer. „Was ist das für ein Unsinn? Der Staat subventioniert gleichzeitig Diesel und Elektroautos – das ist schizophren, denn beides geht nicht“, sagt Dudenhöffer. Er fordert deshalb das Ende der ermäßigten Diesel-Steuer an den Tankstellen. Um das sozialverträglich zu gestalten, könne man Fahrern des aktuellen Bestands die steigenden Dieselpreise über die Steuer zurückzahlen und nur Käufer neuer Diesel voll belasten. Das würde echte Anreize setzen, auf E-Autos umzusteigen.