Essen. . Je nach Verkehrslage und Luftbelastung sollen Autofahrer zahlen, regt RWI-Chef Schmidt an. Mit dem Geld könnten die Städte ihren ÖPNV ausbauen.
Im gesamten Ruhrgebiet soll eine City-Maut die Verstopfung der Innenstädte auflösen – dafür plädiert der Chef der Wirtschaftsweisen, Christoph Schmidt. „Die Metropolregion Ruhr wäre der ideale Raum für ein modernes Citymaut-System, sie könnte hier eine echte Vorreiterrolle einnehmen“, sagte er dieser Zeitung.
Mit den Mauteinnahmen könnten die Städte ihren Öffentlichen Nahverkehr und ihre Radwege ausbauen oder auch die ÖPNV-Tickets günstiger machen. Gerade den hoch verschuldeten Ruhrgebiets-Kommunen fehle dafür zum Teil das Geld. Die Landesregierung solle die City-Maut in ihre Ruhrkonferenz einbringen.
Dass die von Gerichten verhängten Fahrverbote offenbar politisch verhindert werden, sei „sicher für den Augenblick eine gute Nachricht für Dieselfahrer“, sagte der Präsident des RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung in Essen. Aber: „Weil immer mehr Menschen in Städten wohnen und mobil sein wollen, werden die Verkehrs- und Parkplatzprobleme weiter zunehmen. Deshalb wird es wohl es auf Dauer keine uneingeschränkte Mobilität mehr geben können.“
Metropolen wie London, Oslo und Mailand haben längst Mautsysteme, die ihre Innenstädte entlasten. In London etwa kostet es umgerechnet rund 13 Euro pro Tag, mit dem Auto in die City zu fahren. Neben der Verringerung des Verkehrsaufkommens und damit der Luftverschmutzung dienen die Mautsysteme im europäischen Ausland auch dazu, Straßen oder Schienennetze zu finanzieren.
Auch in Deutschland wurde eine City-Maut immer wieder diskutiert, führende Ökonomen wie Schmidt und auch ifo-Chef Clemens Fuest sowie Umweltverbände und Verbraucherschützer sind dafür, Wirtschaftsverbände, Autoindustrie und der Städtetag dagegen.
RWI-Chef Schmidt schlägt für das Ruhrgebiet ein digital gesteuertes System mit dynamischen Preisen vor. In Außenbezirken könne der Preis auch „bei null liegen“, erläutert der Wirtschaftsweise, mit der jeweiligen Verkehrsbelastung, die permanent gemessen werde, steige der Preis an.
Sensoren sollen alle Autos erfassen
Ein Sensor könne beispielsweise erfassen, welches Auto auf welcher Straße fahre und den Mautpreis je nach Verkehrslage und Umweltbelastung berechnen. „Wer nachts über die leere A40 fährt, zahlt nichts. Wer sich mit dem Auto in den Berufsverkehr-Stau stellt, zahlt am meisten“, so Schmidt. Das setze große Anreize, über Alternativen wie etwa den Umstieg auf Bus und Bahn nachzudenken.
Sei die Umsetzung noch zu komplex, könne man auch mit Pauschalen wie in den anderen europäischen Metropolen beginnen. Zahlen müssten vor allem Diesel und Benziner, Elektroautos könnte man sogar von der Maut befreien.