Essen. . Vor der Hauptversammlung von Thyssenkrupp steht Vorstandschef Kerkhoff unter Erfolgsdruck. Investoren setzen auf die Teilung des Konzerns.
Wenn bei der Hauptversammlung alles nach Plan läuft, rückt erstmals in der Geschichte von Thyssenkrupp eine Frau an die Spitze des Aufsichtsrats. Bei einer Sitzung kurz nach dem Aktionärstreffen am 1. Februar soll die frühere Bosch-Managerin Martina Merz zur Chefkontrolleurin des Revierkonzerns gekürt werden. Der Bochumer Wirtschaftsprofessor Bernhard Pellens, der das Aktionärstreffen im Bochumer Ruhr Congress leiten soll, wird dem Gremium als Vorsitzender des Prüfungsausschusses erhalten bleiben.
Martina Merz, die bereits in Kontrollgremien von Konzernen wie Lufthansa und Volvo vertreten ist, genießt das Vertrauen der Großaktionäre Krupp-Stiftung und Cevian und wird auch von den Arbeitnehmervertretern respektiert. Nach dem Rückzug des langjährigen Aufsichtsratschefs Ulrich Lehner im vergangenen Jahr hatte es bei Thyssenkrupp monatelang Personalquerelen gegeben. Eine Aufgabe von Martina Merz dürfte es sein, für Stabilität zu sorgen.
Hauptversammlung entscheidet erst 2020 über Teilung
Mit der geplanten Zweiteilung steht Thyssenkrupp ohnehin vor einer Zäsur. Aus einem Konzern sollen zwei Unternehmen werden: Thyssenkrupp Materials mit etwa 40.000 Beschäftigten und den Sparten Stahl, Werkstoffhandel und Marine – und Thyssenkrupp Industrials mit 90.000 Mitarbeitern und Geschäften rund um Aufzüge, Autoteile und den Anlagenbau.
Am 12. Februar will Vorstandschef Guido Kerkhoff Details zu den künftigen Führungsmodellen nennen. Im Frühjahr soll das Management benannt werden. Für Anfang Oktober ist der operative Start der beiden neuen Unternehmen geplant. Eine Entscheidung der Hauptversammlung zur historischen Konzernspaltung ist indes erst für das nächste Jahr vorgesehen.
„Management von Thyssenkrupp unter Erfolgsdruck“
Zuletzt sind in mehreren Geschäftsbereichen von Thyssenkrupp Probleme aufgetaucht – im Anlagenbau sowie im Aufzug- und Autogeschäft. Gleich zwei Mal musste Kerkhoff die Gewinnprognose korrigieren. „Wir müssen bei der Profitabilität unserer Geschäfte aufholen“, betonte Kerkhoff kurz vor der Hauptversammlung gegenüber unserer Redaktion. „Das haben wir in der Vergangenheit nicht entschlossen genug angepackt.“
Die Erwartungen der Investoren sind hoch. „Das Management von Thyssenkrupp steht unter Erfolgsdruck“, sagt Christoph Ohme, Aktienfondsmanager der Deutsche Bank-Tochter DWS. „Der Kapitalmarkt will sehen, dass das Unternehmen liefert.“ Es sei wichtig, dass alle Einzelbereiche von Thyssenkrupp wettbewerbsfähig sind. „Hierzu kann die geplante Spaltung des Konzerns durch eine stärkere Fokussierung beitragen“, urteilt Ohme.
Unlängst waren Zweifel des US-Investors Elliott am Teilungsplan bekannt geworden. Vorstandschef Kerkhoff hält dagegen: „Mit dem Staatsfonds von Singapur und Harris sind zwei Investoren eingestiegen, die unseren Kurs explizit stützen. Auch die jüngste Rückmeldung von Cevian war positiv.“